Rheinische Post Mettmann

Andy Murray ist zurück in der Tennis-Weltspitze

Der Brite hatte sich bereits mit dem Karriereen­de abgefunden. Doch nur neun Monate später holt er die erste Trophäe nach seinem Comeback.

- VON LARS REINEFELD

ANTWERPEN (dpa) Zwischen den Tränen der Verzweiflu­ng und denen der Freude und Genugtuung lagen bei Andy Murray neun lange Monate. Mitte Januar hatte der Brite kurz vor den Australian Open schweren Herzens und mit stockender Stimme angekündig­t, dass er seine Tennis-Karriere bald beenden werde. Die Hüfte schmerzte so sehr, dass selbst das normale Gehen Probleme bereitete. Als letztes Ziel gab Murray den Start in seinem geliebten Wimbledon im Doppel oder Mixed aus – mehr schien der Körper der einstigen Nummer eins der Welt nicht mehr herzugeben.

Ein Dreivierte­ljahr später versagte Murray am Mikrofon erneut die Stimme. Dieses Mal aber vor Freude,

denn was niemand und am wenigsten er selbst für möglich gehalten hatte, wurde am Sonntag in Antwerpen wahr. Durch ein 3:6, 6:4, 6:4 gegen den Schweizer Stan Wawrinka holte sich Murray seinen ersten Turniersie­g seit zwei Jahren und krönte damit sein Comeback nach der zweiten Hüft-Operation Ende Januar in Australien. Nach dem verwandelt­en Matchball setzte sich Murray erst einmal auf seinen Stuhl, drückte sein Gesicht auf das dunkle Schweißban­d am rechten Arm und ließ seinen Tränen freien Lauf. „Das ist einer der größten Siege, die ich je hatte“, sagte Murray. „Nach all dem, was in den vergangene­n Jahren passiert ist, bin ich einfach nur stolz.“

Schon unmittelba­r nach dem komplizier­ten Eingriff hatte Murray sich deutlich besser gefühlt. Die ersten leichten Einheiten mit dem Tennisschl­äger in der Hand verliefen positiv. Dass es mit der Rückkehr auf die Tour klappen würde, war aber keineswegs klar – für Murray aber auch nicht mehr das Wichtigste. Er habe festgestel­lt, dass ihm Tennis zwar sehr wichtig sei, „aber es geht mir auch ohne gut, was mir vorher nicht bewusst war“, erzählte Murray unlängst beim Masters-Event in Shanghai.

Dort erlebten die Zuschauer schon wieder den Murray, den sie auf der Tennis-Tour so lieben gelernt und so lange vermisst hatten. Murray kämpfte, Murray haderte, Murray fluchte. Und obwohl er die Partie gegen den Italiener Fabio Fognini nach hartem Kampf in drei Sätzen verlor, war diese Begegnung doch der letzte Beweis, dass mit dem dreimalige­n Grand-Slam-Champion wirklich wieder zu rechnen ist.

„Schön, dich zurück zu haben und Glückwunsc­h zu einem starken Turnier“, sagte der unterlegen­e Wawrinka nun, der ebenfalls immer wieder von Verletzung­en zurückgewo­rfen wurde und Murrays Leistung daher wie kaum ein anderer einzuordne­n weiß. Murray reiste nach seinem Triumph erst einmal zurück in die Heimat zu seiner Frau Kim Sears, die bald das dritte gemeinsame Kind erwartet. „Sie war in der vergangene­n Zeit ganz besonders wichtig“, zitierte „The Guardian“Murray. Und im Gefühl des sportliche­n Glücksgefü­hls war der Brite auch wieder zum Scherzen aufgelegt. „Ich habe bald drei Kinder unter vier Jahren. Ich muss unterwegs sein, damit wir nicht die Kontrolle verlieren.“

 ?? FOTO: AP PHOTO/FRANCISCO SECO ?? Der britische Tennis-Star Andy Murray (rechts) posiert nach dem Turniersie­g in Antwerpen mit seinen Fans.
FOTO: AP PHOTO/FRANCISCO SECO Der britische Tennis-Star Andy Murray (rechts) posiert nach dem Turniersie­g in Antwerpen mit seinen Fans.

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