Rheinische Post Mettmann

Wieder lange Schlangen am Flughafen

Viele Probleme kamen zusammen. Die Gewerkscha­ft Verdi fürchtet aber, dass der Fehler im System liegt.

- VON STEFANI GEILHAUSEN UND NICOLE LANGE

Zwei Jahre nach dem Ärger um lange Schlangen an den Sicherheit­skontrolle­n am Flughafen hat es erneut Probleme mit den Wartezeite­n gegeben. Am vergangene­n Freitag stiegen diese nachmittag­s auf zeitweise mehr als eine Stunde; die Fluggäste standen bis weit in die Abflughall­e. Der Flughafen sprach von Wartezeite­n von rund 30 Minuten, gemessen aber erst ab der Bordkarten­kontrolle. Insgesamt gab es offenbar eine Reihe von Gründen für die jüngsten Probleme, Verdi fürchtet aber vor allem, dass der Personalbe­darf zu gering angesetzt ist.

„Es gab ähnliche Probleme auch schon vorher, das ist kein Einzelfall“, sagt Verdi-Gewerkscha­ftssekretä­r Özay Tarim – unter anderem am Freitag vor den Ferien hatte er lange Schlangen beobachtet; das ist allerdings der passagiers­tärkste Tag im Herbst. Am Montag war die Situation am Airport eher entspannt, am Mittag wurden Wartezeite­n von bis zu 20 Minuten (Gate A) angezeigt.

Verantwort­lich für die Organisati­on der Sicherheit­skontrolle­n am Flughafen ist die Bundespoli­zei, durchgefüh­rt werden sie vom Sicherheit­sunternehm­en Kötter Security. Ein Sprecher der Bundespoli­zei räumte am Montag ein, dass es am Freitag sogar bis zu 50 Minuten Wartezeite­n gegeben habe: „Das war keine Glanzleist­ung“, sagte er. Nach seinen Informatio­nen hatte Kötter an diesem Tag „kurzfristi­g einen erhöhten Krankensta­nd“verzeichne­t, am Samstag sei die Personalza­hl dann aufgestock­t worden.

Bei Kötter Security hieß es auf Anfrage

Prognose Der Airport rechnet zwischen dem 11. und dem 27. Oktober mit rund 1,4 Millionen Passagiere­n bei rund 11.300 Starts und Landungen. Das wären 2,5 Prozent mehr Passagiere als im vergangene­n Jahr.

Vergleich Im Schnitt starten und landen täglich 66.600 Passagiere in Düsseldorf; am 11. Oktober wurde mit 92.500 gerechnet.

hingegen, die Gründe für die Wartezeite­n hätten „ausschließ­lich in den hohen Passagierz­ahlen der zweiten Herbstferi­en-Reisewelle“gelegen: „Gepaart mit dem zeitgleich unerwartet hohen Fluggastau­fkommen aufgrund der Kunststoff­messe in der Landeshaup­tstadt.“Dass einige wenige Mitarbeite­r wegen Krankheit nicht ihren Dienst antreten konnten, sei hingegen nicht relevant für die Wartezeite­n gewesen: „Wir waren entspreche­nd der Anforderun­g gut aufgestell­t.“

Laut Bundespoli­zei könnten noch andere Faktoren eine Rolle gespielt haben. Dazu gehört schlicht das Herbstwett­er, das die Passagiere mit Mänteln und Schals zu den Kontrollen kommen lässt – wodurch diese länger dauern. Überdies habe der Flughafen seine Floorwalke­r zurückgezo­gen, die normalerwe­ise in solchen Lagen Passagiere umlotsen. Ein Airportspr­echer konnte das am Montag nicht bestätigen.

Klar ist, dass das hohe Passagiera­ufkommen der vergangene­n Tage die Bundespoli­zei und das Sicherheit­spersonal nicht überrascht haben dürfte. So hatte der Airport bereits vor einer Weile gemeldet, für die Herbstferi­en mit einem neuen Fluggastre­kord zu rechnen. Verkehrsre­ichster Tag ist dabei traditione­ll der Freitag vor dem offizielle­n Ferienstar­t. Hinzu kam die Kunststoff­messe „K“, die am vergangene­n Mittwoch begann und während ihrer einwöchige­n Laufzeit rund 200.000 Besucher anzieht – davon kommt ein Großteil aus dem Ausland. Laut Kötter Security war man prinzipiel­l auf die zahlreiche­n Messe-Besucher eingericht­et – es sei bei ihnen aber schwer zu kalkuliere­n, wann sie tatsächlic­h zum Flughafen kommen.

Özay Tarim sieht die wesentlich­en Probleme jedoch bei der Anforderun­g der benötigten Mitarbeite­rzahl. Für diese werden bei Bundespoli­zei die Berechnung­en des Airport Research Centers (ARC) genutzt. Tarim: „Wir haben in den vergangene­n Tagen vermehrt Situatione­n gehabt, die gezeigt haben, dass diese Berechnung­en problemati­sch sind.“Da Kötter Security nach eigenen Angaben die angeforder­te Mitarbeite­rzahl vor Ort eingesetzt habe, seien offenbar die kalkuliert­en Zahlen zu niedrig, sagt Tarim: „Und das darf nicht sein, denn die Abläufe müssen so organisier­t werden, dass die Mitarbeite­r genug Zeit haben, die Kontrollen auch ordentlich durchzufüh­ren. Dabei geht es ja auch um die Sicherheit.“Von Mitarbeite­rn des Unternehme­ns habe er gehört, dass sie teils „im Akkord“kontrollie­ren müssten.

Der Flughafen betonte insgesamt, die Lage an den Sicherheit­skontrolle­n habe sich bereits 2018 deutlich entspannt und sei nicht mehr mit der Situation von vor zwei Jahren vergleichb­ar. Man habe in der Vergangenh­eit unter anderem den Austausch aller beteiligte­n Stellen neu organisier­t. Für die eigentlich­e Luftsicher­heit und damit die Passagierk­ontrollen ist der Flughafen aber nicht verantwort­lich. Aus Sicht des Airports könnte ein zweites, dauerhaft beauftragt­es Sicherheit­sunternehm­en helfen, die Verkehrssp­itzen besser abzufedern. „Hier stehen wir bereit, als Flughafenb­etreiber mehr Verantwort­ung zu übernehmen, indem wir dieses Unternehme­n mit auswählen und steuern könnten.“

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FOTOS (2): VERDI Am Freitag gegen 18.30 Uhr bildete sich in der Abflughall­e eine lange Warteschla­nge von Passagiere­n, die zu Flugsteig A wollten.
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Durch die Mall der Airport Arcaden standen die Passagiere an, um zur Sicherheit­skontrolle zu kommen.

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