Rheinische Post Mettmann

Immer mehr Konkurrenz für Bahn

Im Regioverke­hr soll der DB-Marktantei­l bis 2024 auf 55 Prozent sinken.

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BERLIN (dpa/maxi) Für Zugreisend­e in Deutschlan­d gibt es ein immer bunteres Angebot. Auf vielen Regionalst­recken fährt nicht mehr allein die Deutsche Bahn (DB) sondern die Konkurrenz. Die Wettbewerb­er leisten heute 35 Prozent des Angebots, für 2024 rechnen sie mit 45 Prozent, wie aus einem Bericht hervorgeht, den die Verbände Mofair und Netzwerk Europäisch­er Eisenbahne­n vorgelegt haben.

Mit der Bahn-Tochter DB Regio konkurrier­en kommunale und landeseige­ne Bahnen, Töchter ausländisc­her Staatsbahn­en und Privatbahn­en. Die Nummer Zwei in Deutschlan­d ist die deutsche Tochter des französisc­hen Trandev-Konzerns, die etwa die Nordwestba­hn und die Bayerische Oberlandba­hn betreibt. Es folgen Ableger der Staatsbahn­en Italiens und der Niederland­e, Netinera und Abellio.

Den Wettbewerb angestoßen hat im Übrigen der langjährig­e Chef des Verkehrsve­rbunds Rhein-Ruhr (VRR). Der hatte nicht nur langlaufen­de Verkehrsve­rträge mit DB Regio gekündigt, sondern auch die Ausschreib­ungen voneinande­r getrennt. Fortan wurden im VRR die Anschaffun­g der Züge und der Betrieb der einzelnen Strecken unabhängig voneinande­r ausgeschri­eben. Das ermöglicht­e es auch kleineren Eisenbahn-Verkehrsun­ternehmen in den Wettbewerb einzusteig­en.

Dass es auch dabei nicht immer reibungslo­s verläuft, zeigte zuletzt das Beispiel von Keolis. Kurz vor dem Fahrplanwe­chsel kündigte der VRR überrasche­nd dem Eurobahn-Betreiber den Verkehrsve­rtrag für die Linien S1 und S4. Der Grund: Der VRR befürchtet­e, dass Keolis nicht ausreichen­d Lokführer für den Betrieb der Linie zur Verfügung habe. Nun springt DB Regio zumindest für zwei Jahre ein. Der Vertrag muss neu ausgeschri­eben werden und dürfte deutlich teurer werden.

Weil die Bahn-Rivalen in anderen Regionen zunächst kleinere Ausschreib­ungen

mit Nebenstrec­ken gewonnen haben, ist ihre Auslastung bundesweit noch geringer als die der Deutschen Bahn. 25 Prozent der gefahrenen Kilometer je Fahrgast entfallen auf die Konkurrent­en, wie aus dem „Wettbewerb­er-Report Eisenbahne­n 2019/20“hervorgeht. Eine steigende Auslastung wird erwartet.

Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) hatte die Bahn erst kürzlich unter Druck gesetzt: Bis Mitte November soll sie unter anderem erklären, wie sie wieder mehr Ausschreib­ungen gewinnen will. Der Regionalve­rkehr wird von Organisati­onen der Ländern und Kommunen ausgeschri­eben, bestellt und finanziert.

Im Fernverkeh­r fährt die Bahn dagegen auf eigene Rechnung. Bis auf vereinzelt­e Züge der Flixbus-Schwesterm­arke Flixtrain haben die ICE und Intercity keine Konkurrenz. Im Güterverke­hr transporti­eren Wettbewerb­er dagegen schon heute die Hälfte des Gutes.

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