Bieterfeld für Aufzugsparte lichtet sich
Thyssenkrupp will mit dem Verkauf oder Börsengang des Geschäftes mindestens 15 Milliarden Euro einnehmen. Maximal drei Finanzinvestoren sind noch im Rennen. Die direkten Wettbewerber haben noch Zeit bis Montag.
ESSEN Der Countdown für die Versilberung der Aufzugsparten von Thyssenkrupp läuft. Mit einem Verkauf oder Börsengang will der finanziell angeschlagene Industriekonzern wieder aus der Defensive kommen. Wie unsere Redaktion aus Unternehmenskreisen erfuhr, haben die strategischen Bieter wie der finnische Konkurrent Kone und der japanische Konzern Hitachi nun noch Zeit bis Montag, 27. Januar, um ihr Angebot abzugeben.
Das sorgt offenbar in den Reihen der ebenfalls am Kauf interessierten Finanzinvestoren für Unmut. Es handele sich jedoch mitnichten um eine Fristverlängerung, hieß es aus dem Konzernumfeld. Die direkten Konkurrenten hätten erst später Zugang zum sogenannten Datenraum bekommen als die Private-Equity-Firmen. Ihnen werde nicht mehr, sondern die gleiche Zeit für die Angebotsabgabe eingeräumt.
In den Reihen der Finanzinvestoren lichtet sich unterdessen das Feld. So berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider, die Liste sei auf diejenigen Bieter reduziert worden, die voraussichtlich mehr als 15 Milliarden Euro einbringen werden. Die Rede ist von einer Begrenzung auf maximal drei Bieter. Sprich: Der chinesische Investor Hillhouse Capital und die brasilianische Investmentfirma 3G Capital sind aus dem Rennen.
Bleiben noch das Konsortium von Blackstone, Carlyle und dem Kanadischen Pensionsfonds (CPP Investmentboard). Hinzu kommt eine Gruppe, die sich aus Advent International, Cinven und dem Staatsfonds von Abu Dhabi zusammensetzt. An dem Konsortium soll sich auch die RAG-Stiftung beteiligt haben, die für die Finanzierung der Ewigkeitslasten des deutschen Steinkohlebergbaus zuständig ist. Gerade wegen der engen Verbundenheit zum Ruhrgebiet dürfte die Gruppe im Arbeitnehmerlager
Die Konzernzentrale
Ergebnis je Aktie Im Geschäftsjahr 2018/19 blieb ein Minus von 0,49 Cent je Anteil.
Aktien im Umlauf 622,5 Millionen Stück
Börsenwert 7,46 Milliarden Euro
Dividendenvorschlag Die Aktionäre sollen leer ausgehen.
noch auf die größte Gegenliebe stoßen. Und als dritter Bieter gilt die Firma Brookfield Asset Management, die sich mit dem Staatsfonds Singapurs (Temasek Holdings) zusammengetan hat.
Es seien noch keine endgültigen Entscheidungen getroffen worden, und Hillhouse und 3G könnten versuchen, mit den verbleibenden Parteien zusammenzuarbeiten, sagten die mit dem Vorgang betrauten Personen.
Der Thyssenkrupp-Aufsichtsrat werde vor der Hauptversammlung des Unternehmens am 31. Januar tagen, hieß es. Die nächste Angebotsrunde wird dem Vernehmen nach voraussichtlich Mitte Februar stattfinden.
Thyssenkrupp befindet sich in Vorbereitungen für den Komplettoder Teilverkauf sowie Börsengang des Aufzuggeschäfts, des lukrativsten Geschäftsfeldes, um Geld für die Sanierung des Industriekonzerns zu beschaffen. Man tendiere zum Verkauf
des Unternehmens, bereite sich aber auch noch auf die Möglichkeit eines Börsengangs vor, hieß es aus Unternehmenskreisen.
Die IG Metall forderte einmal mehr Garantien für die Elevator-Beschäftigten innerhalb des Verkaufsprozesses: „Für uns sind Investoren interessant, die ein nachhaltiges Konzept für die Aufzugsparte vorlegen. Nachhaltig heißt: Langfristige Standort- und Beschäftigungssicherung und Investitionsund Innovationssicherheit“, sagte der NRW-Bezirksleiter der Gewerkschaft und zugleich stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende von Thyssenkrupp Elevator, Knut Giesler, unserer Redaktion. „Daran werden wir alle Investoren messen. Die Prüfung dazu wird im Januar und Februar erfolgen.“
Die angespannte Lage dürfte zu einer turbulenten Hauptversammlung führen. Gleich mehrere Kleinaktionäre haben angekündigt, weder Aufsichtsrat noch Management entlasten zu wollen.