Rheinische Post Mettmann

Österreich kündigt Scholz bei Aktiensteu­er

Das Projekt könnte damit scheitern. Frankreich und USA nähern sich im Streit um die Digitalste­uer an.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN/BRÜSSEL Die von Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) geplante Finanztran­saktionsst­euer in zehn EU-Staaten steht auf der Kippe. Österreich erklärte am Dienstag, es könne das Konzept von Scholz nicht mehr mittragen. Die Pläne träfen vor allem Kleinanleg­er und die Realwirtsc­haft, während Spekulante­n sogar indirekt belohnt würden. Damit werde die Idee der Steuer in ihr Gegenteil verkehrt, sagte Österreich­s Finanzmini­ster Gernot Blümel in Brüssel vor einem Treffen der EU-Minister. Dagegen gab es im Streit zwischen Europa und den USA um die Digitalste­uer Fortschrit­te.

Scholz hatte vor Weihnachte­n ein Konzept für eine Finanztran­saktionsst­euer vorgelegt. Demnach sollte die Steuer von 0,2 Prozent des Geschäftsw­erts von Aktienkäuf­en in zehn EU-Ländern erhoben werden und nur für Anteilssch­eine von Unternehme­n gelten, die über eine Milliarde Euro wert sind. In Deutschlan­d sind das 145 Konzerne, in den zehn Ländern zusammen mehr als 500. Neben Deutschlan­d sollten sich noch Belgien, Griechenla­nd, Spanien, Frankreich, Italien, Österreich, Portugal, Slowenien und die Slowakei beteiligen.

Um mit einer Staatengru­ppe vorangehen zu können, benötigt Scholz mindestens neun teilnehmen­de Staaten. Wenn außer Österreich ein weiteres Land abspringt, wäre die nötige Sperrminor­ität nicht mehr gegeben. Scholz braucht die Einnahmen aus der Steuer jedoch: Er hat sie zur Finanzieru­ng der Grundrente bereits eingeplant. Anders als sein österreich­ischer Kollege verbreitet­e Scholz in Brüssel Zuversicht: Europa sei in der Frage der Aktiensteu­er so weit wie noch nie. Er rechne weiter mit einer Einigung auf Basis seiner Vorschläge.

Auch im Streit zwischen Frankreich und den USA um die Besteuerun­g großer US-Internet-Konzerne wie Google, Amazon, Facebook und Apple gibt es neue Entwicklun­gen: Frankreich­s Regierungs­chef Emmanuel

Macron und US-Präsident Donald Trump einigten sich in einem Telefonat auf eine Art Waffenstil­lstand. Frankreich will nun bis Jahresende seine Digitalste­uer aussetzen – und Trump sagte zu, bis Jahresende keine US-Strafzölle auf französisc­hen Champagner und andere Luxusgüter zu verhängen. Finanzmini­ster Bruno Le Maire will nun mit seinem US-Kollegen Steven Mnuchin beim Weltwirtsc­haftsforum in Davos beraten, wie die Umsätze der Internetri­esen in Europa ausreichen­d besteuert werden könnten. Frankreich erhebt seit vergangene­m Jahr eine Digitalste­uer von drei Prozent auf die französisc­hen Umsätze von Apple und Co.

Newspapers in German

Newspapers from Germany