Geisel will neuen Verkehrsversuch auf der Kö
Der Oberbürgermeister wünscht sich einen Shared Space, bei dem Autofahrer, Fahrradfahrer und Fußgänger gleichberechtigt sind.
Thomas Geisel (SPD) hat einen neuen Vorschlag für die Königsallee eingebracht. Wenn es nach Düsseldorfs Oberbürgermeister geht, dann wird die Ostseite der Kö zum sogenannten Shared Space. Autofahrer, Fahrradfahrer und Fußgänger sind bei diesem Modell gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer in einem gemeinsamen Raum. Bei einer Umsetzung des Plans könnte der rechte Parkstreifen für mehr Platz wegfallen.
Wie der OB erklärt, funktioniert das Prinzip des Shared Space aber nur, wenn die Verkehrsteilnehmer – vergleichbar wie in einer Spielstraße – aufeinander achten und Rücksicht nehmen. Damit die Fußgänger nicht gefährdet werden, sollen außer den Autos auch Fahrradfahrer die Schrittgeschwindigkeit einhalten. Wenn mehr Fußgänger und Fahrradfahrer auf der Kö unterwegs sind, könnten der Handel und die Gastronomie vom Shared Space profitieren – und die Kö-Besucher. Eines der Ziele des Shared Space ist schließlich, dass die Verweilqualität erhöht wird.
Peter Wienen, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Königsallee, glaubt aber nicht an die Idee des OBs. Er lehnt den Vorschlag strikt ab und sagt: „Ich verstehe, dass in diesem Jahr Kommunalwahl ist. Aber ich verstehe nicht, dass die Kö als einzigartige Straße und als denkmalgeschütztes Ensemble ständig für politische Überlegungen missbraucht wird.“Die Kö ist für den IG-Vorsitzenden eine funktionierende Allee, ohne Leerstände und mit einem interessanten Mix an Geschäften, auf der Straßenfeste gefeiert werden.
Wienen kann den Vorstoß des Oberbürgermeisters auch deshalb nicht nachvollziehen, weil erst im vergangenen Juni der Vorschlag gemacht wurde, einen Streifen der Längsparkplätze zugunsten eines neuen Radwegs aufzugeben. Ab der Graf-Adolf-Straße könnten die Radler dann auf der Kö auf ihrer Spur bis zum Hofgarten radeln. Der jetzige Fuß- und Radweg am Kö-Graben stünde allein den Fußgängern zur Verfügung. „Durch die neue Idee wird diese interessante Lösung konterkariert“, sagt Wienen. Eine gemeinsam genutzte Zone verursache außerdem zusätzliches Konfliktpotenzial, jetzt schon kämen sich entlang des Kö-Grabens Fahrradfahrer und Fußgänger regelmäßig in die Quere.
Bei der Suche nach Unterstützern für seinen Vorschlag wird Geisel weder bei der CDU noch bei den Grünen anfragen müssen. Dass die Christdemokraten abwinken, war zu erwarten. Aber auch Norbert Czerwinski,
verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, hält vom Shared Space auf der Königsallee nichts: „Er ist für die Kö die denkbar schlechteste Lösung.“
Czerwinski wünscht sich vielmehr anstatt der Längsparkplätze auf der Kö gesicherte Radwege in beide Richtungen, „dann hätten die Kö-Besucher ohne vor ihnen parkende Autos auch eine freie Sicht und müssten nicht mehr auf Blech gucken.“Der Grüne hat bei Geisels Vorschlag auch Sicherheitsbedenken, wenn Autofahrer bei einer eiligen Parkplatzsuche im Shared Space Fahrradfahrer und Fußgänger im Blick haben sollen.
Andreas Hartnigk, verkehrspolitische Sprecher der CDU-Ratsfraktion, hält den Vorschlag der Interessengemeinschaft für richtig. Statt einer Gemeinschaftsstraße habe sich eine klare Trennung der Verkehrswege bewährt: „Die Kö hat noch eine tatsächliche Straßenfunktion.“Deshalb könne man Mischzonen, wie es sie in den Niederlanden oder in London gibt, nicht mit der Königsallee vergleichen.