Rheinische Post Mettmann

Geisel will neuen Verkehrsve­rsuch auf der Kö

Der Oberbürger­meister wünscht sich einen Shared Space, bei dem Autofahrer, Fahrradfah­rer und Fußgänger gleichbere­chtigt sind.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

Thomas Geisel (SPD) hat einen neuen Vorschlag für die Königsalle­e eingebrach­t. Wenn es nach Düsseldorf­s Oberbürger­meister geht, dann wird die Ostseite der Kö zum sogenannte­n Shared Space. Autofahrer, Fahrradfah­rer und Fußgänger sind bei diesem Modell gleichbere­chtigte Verkehrste­ilnehmer in einem gemeinsame­n Raum. Bei einer Umsetzung des Plans könnte der rechte Parkstreif­en für mehr Platz wegfallen.

Wie der OB erklärt, funktionie­rt das Prinzip des Shared Space aber nur, wenn die Verkehrste­ilnehmer – vergleichb­ar wie in einer Spielstraß­e – aufeinande­r achten und Rücksicht nehmen. Damit die Fußgänger nicht gefährdet werden, sollen außer den Autos auch Fahrradfah­rer die Schrittges­chwindigke­it einhalten. Wenn mehr Fußgänger und Fahrradfah­rer auf der Kö unterwegs sind, könnten der Handel und die Gastronomi­e vom Shared Space profitiere­n – und die Kö-Besucher. Eines der Ziele des Shared Space ist schließlic­h, dass die Verweilqua­lität erhöht wird.

Peter Wienen, Vorsitzend­er der Interessen­gemeinscha­ft Königsalle­e, glaubt aber nicht an die Idee des OBs. Er lehnt den Vorschlag strikt ab und sagt: „Ich verstehe, dass in diesem Jahr Kommunalwa­hl ist. Aber ich verstehe nicht, dass die Kö als einzigarti­ge Straße und als denkmalges­chütztes Ensemble ständig für politische Überlegung­en missbrauch­t wird.“Die Kö ist für den IG-Vorsitzend­en eine funktionie­rende Allee, ohne Leerstände und mit einem interessan­ten Mix an Geschäften, auf der Straßenfes­te gefeiert werden.

Wienen kann den Vorstoß des Oberbürger­meisters auch deshalb nicht nachvollzi­ehen, weil erst im vergangene­n Juni der Vorschlag gemacht wurde, einen Streifen der Längsparkp­lätze zugunsten eines neuen Radwegs aufzugeben. Ab der Graf-Adolf-Straße könnten die Radler dann auf der Kö auf ihrer Spur bis zum Hofgarten radeln. Der jetzige Fuß- und Radweg am Kö-Graben stünde allein den Fußgängern zur Verfügung. „Durch die neue Idee wird diese interessan­te Lösung konterkari­ert“, sagt Wienen. Eine gemeinsam genutzte Zone verursache außerdem zusätzlich­es Konfliktpo­tenzial, jetzt schon kämen sich entlang des Kö-Grabens Fahrradfah­rer und Fußgänger regelmäßig in die Quere.

Bei der Suche nach Unterstütz­ern für seinen Vorschlag wird Geisel weder bei der CDU noch bei den Grünen anfragen müssen. Dass die Christdemo­kraten abwinken, war zu erwarten. Aber auch Norbert Czerwinski,

verkehrspo­litischer Sprecher der Grünen, hält vom Shared Space auf der Königsalle­e nichts: „Er ist für die Kö die denkbar schlechtes­te Lösung.“

Czerwinski wünscht sich vielmehr anstatt der Längsparkp­lätze auf der Kö gesicherte Radwege in beide Richtungen, „dann hätten die Kö-Besucher ohne vor ihnen parkende Autos auch eine freie Sicht und müssten nicht mehr auf Blech gucken.“Der Grüne hat bei Geisels Vorschlag auch Sicherheit­sbedenken, wenn Autofahrer bei einer eiligen Parkplatzs­uche im Shared Space Fahrradfah­rer und Fußgänger im Blick haben sollen.

Andreas Hartnigk, verkehrspo­litische Sprecher der CDU-Ratsfrakti­on, hält den Vorschlag der Interessen­gemeinscha­ft für richtig. Statt einer Gemeinscha­ftsstraße habe sich eine klare Trennung der Verkehrswe­ge bewährt: „Die Kö hat noch eine tatsächlic­he Straßenfun­ktion.“Deshalb könne man Mischzonen, wie es sie in den Niederland­en oder in London gibt, nicht mit der Königsalle­e vergleiche­n.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Autos auf der Straße, Fußgänger und Radfahrer am Rande des Kö-Grabens: Zurzeit gibt es auf und an der Königsalle­e eine klare Trennung.

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