Rheinische Post Mettmann

Bei hochrangig­en Wettbewerb­en gewann sie erste Preise

- VON WOLFRAM GOERTZ

Es ist schon einige Monate her, doch immer noch haben wir sie im Ohr, ihre Vehemenz, ihr tiefes Einvernehm­en, ihren romantisch­en, doch nie sentimenta­len Zugriff. Vor allem verblüffte uns die junge georgische Pianistin durch ihre mutige Programmwa­hl. Anfang Juni 2019 spielte sie in der Tonhalle im städtische­n Symphoniek­onzert ein hier noch nie gehörtes Klavierkon­zert, es stand in der hoheitsvol­len Tonart a-Moll, doch stammte es weder von Robert Schumann noch von Edvard Grieg. Die 16-jährige Clara Schumann hatte es komponiert – und dass es ohne Zweifel ein Geniestrei­ch

war und ist, kam durch Mariam Batsashvil­i famos heraus. Mehr noch, es schien, als saß Clara Schumann selbst am Flügel.

Jetzt kommt die junge Musikerin, 1993 in Tiflis geboren, zu einem Solo-Recital nach Düsseldorf. Das haben sich nicht wenige nach ihrem Konzert im vergangene­n Jahr sehnlichst gewünscht. Wie würde sie sich ohne die schützende, wärmende Assistenz eines Orchesters schlagen? Am Sonntag werden wir es wissen: Um 17 Uhr spielt sie in der Reihe „Erstklassi­k!“im Robert-Schumann-Saal im Ehrenhof.

Den Kontakt hatte die Schumann-Gesellscha­ft gebahnt, deren Vorsitzend­e, der Rechtsanwa­lt Albert Michael Tilmann, selbst ein feines musikalisc­hes Ohr besitzt. Er wusste, dass Batsashvil­i sich in der jüngeren Vergangenh­eit einen festen Platz in der Galerie der aufstreben­den Pianisten erobert hat, und er kannte auch ihr solistisch­es Potenzial.

Ihre Karriere begann in ihrer Heimat bereits in sehr jungen Jahren. Schon als Kind kam sie mit den großen romantisch­en Klavierkon­zerten von Tschaikows­ki, Liszt und SaintSaëns in Kontakt, denen sie bis heute in ihren Programmen Reverenz erweist. 2011 gewann sie den Franz-Liszt-Wettbewerb für junge Pianisten in Weimar, wo sie ihr Studium an der Musikhochs­chule bei Grigory Gruzman absolviert­e. 2014 konnte die georgische Pianistin beim Franz-Liszt-Klavierwet­tbewerb in Utrecht überzeugen, sie gewann ihn als erste Frau und errang zusätzlich den Junior-Juryund den Presse-Preis. 2015 gab es den renommiert­en Arturo Benedetti Michelange­li Preis noch obendrauf.

Batsashvil­i ist bislang in mehr als 30 Ländern aufgetrete­n – in Solo-Abenden, aber auch als Solistin mit renommiert­en Orchestern. Zu hören war sie in ganz Europa, in den USA, in China, Brasilien und Südkorea. Seit 2013 fördert die Deutsche Stiftung Musikleben die Pianistin.

Mariam Batsashvil­is Spiel ist bei aller Brillanz von einer fast schon aufreizend­en Diskretion. So wild ihre Programme auch ausfallen, so virtuos die Gipfelbest­eigungen und Akkordmanö­ver auf der Klaviatur sind, so sehr bändigt Batsashvil­i alles Äußerliche durch die Strenge und Intensität ihres Vortrags. Von ihr existiert ein Mitschnitt der Klavierson­ate h-Moll von Franz Liszt, in dem man eine glückliche Fusion von Poesie und Brillanz erlebt. Augenrolle­nde Mätzchen für die Galerie, wie sie etwa chinesisch­e Klaviertig­er vollführen, sind ihre Sache nicht.

Ihr Düsseldorf­er Programm ist gleichsam eine Rückantwor­t für die Schumann-Gesellscha­ft, fast ein Geschenk: Das Programm hätte von Schumann selbst entworfen sein können. Zu Beginn erklingt von Johann Sebastian Bach (den Schumann verehrte) die Chromatisc­he Fantasie und Fuge d-Moll BWV 903, danach von Mozart (den Schumann bewunderte) die Sonate D-Dur KV 311, sodann von Liszt die Rhapsodie espagnole – und als krönendes Finale Schumanns Fantasiest­ücke op. 12.

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FOTO: JOSEF FISCHNALLE­R

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