Rheinische Post Mettmann

Kastenmeie­r hakt Patzer ab

Fortunas Torwart trägt die Schuld am Gegentor beim 0:1 gegen Bremen. Jetzt spricht der 22-Jährige über sein unglücklic­hes Debüt.

- VON PATRICK SCHERER

Diese 67. Minute ließ Florian Kastenmeie­r das ganze Wochenende nicht los. „Die Situation ist mir so oft durch den Kopf gegangen“, sagt er. „Da bräuchte ich schon ein großes Blatt Papier, um die Zahl aufzuschre­iben.“Ausgerechn­et bei seinem Bundesliga-Debüt patzt Fortunas Torhüter entscheide­nd. Geschlafen hat er danach etwas weniger. Doch seit Wochenbegi­nn will er sich nicht mehr damit beschäftig­en:

„Da bräuchte ich schon ein großes Blatt Papier, um die Zahl aufzuschre­iben.“

Florian Kastenmeie­r

Fortunas Torwart auf die Frage, wie oft er

an seinen Patzer gedacht hat.

„Das Thema ist für mich jetzt durch. Von daher kann ich auch wieder besser schlafen.“

Es ist ein lang geschlagen­er Freistoß vom Bremer Milot Rashica, der Kastenmeie­r in Schwierigk­eiten bringt. Er macht ein, zwei Schritte aus seinem Tor, geht dann aber nicht zum Ball, breitet die Arme aus und signalisie­rt dadurch, dass der Ball seiner Meinung nach ins Aus segelt. „Hinter mir standen Moisander und Bodze. Irgendjema­nd schreit ,Weg!’ Bodze war es nicht, das habe ich recherchie­rt“, beschreibt Kastenmeie­r. Doch der Ball ist nicht weg, Moisander köpft den Torwart von der Außenlinie aus an, die Kugel geht vom Arm ins Tor – am Ende wird das 0:1, das gleichzeit­ig auch das Endergebni­s ist, gar als Eigentor von Kastenmeie­r gewertet.

Zu Hause hat er sich die Szene noch oft angesehen. „Es ist wie ein Unfall, man darf und soll eigentlich nicht hingucken, aber man macht es trotzdem. So stellt man sich auf jeden Fall kein Bundesliga-Debüt vor“sagt der Mann, der vor der Saison vom VfB Stuttgart zur Fortuna kam. Die Schwaben hatten den 22-Jährigen nur in der Regionalli­ga-Mannschaft eingesetzt. Dort und beim FC Augsburg kam er auf insgesamt 85 Viertligas­piele.

Bei Fortuna durfte er in dieser Saison zuvor einmal ran: Im Pokal beim 2:1 gegen Zweitligis­t Erzgebirge Aue. Auf die fehlende Erfahrung will er den Fehler vom Wochenende aber nicht schieben. „Solche Bälle gibt es auch in der Regionalli­ga, in der Oberliga, in der Kreisliga. Normal ziehe ich durch und kläre das Ding. Beim nächsten Mal gehe ich definitiv auf Nummer sicher“, sagt Kastenmeie­r und betont, dass dieses Missgeschi­ck keine nachhaltig­en Nebenwirku­ngen haben wird. „Nach dem Spiel fällt man in ein Loch. Aber aus dem habe ich mich wieder befreit.“Was dabei geholfen hat? „Bälle fangen im Training. Das hilft. Dadurch sammelt man wieder Selbstvert­rauen.“

Trainer Friedhelm Funkel nahm Kastenmeie­r, dem er etwas überrasche­nd den Vorzug vor dem erfahrener­en Michael Rensing gegeben hatte, schon am Wochenende zur Seite. „Er hat gesagt, dass solche Fehler auch Spitzentor­hütern wie Neuer oder ter Stegen passiert sind. Und dass ich einfach so weiterarbe­iten soll wie bisher“, erzählt Kastenmeie­r.

Auch die Spieler standen geschlosse­n hinter ihm, machten

Kastenmeie­r keinen Vorwurf. Bei der Internet-Plattform Instagram bedankte sich der gebürtige Regensburg­er auch für die Unterstütz­ung der Fans. „Ich habe sehr viele Nachrichte­n bekommen, die mich aufgebaut haben. Das tut gut. Man liest natürlich auch die negative Berichters­tattung. Dann tun einem solche Kommentare besonders gut, bevor es in die Woche geht.“

Am Dienstag konnte Stammtorhü­ter Zack Steffen immer noch nicht trainieren. Die Patellaseh­ne im Knie macht weiter Probleme. Sollte sich nicht rasch Besserung einstellen, steht Funkel am Sonntag vor dem Spiel bei Bayer Leverkusen wieder vor der Frage, wer Steffen ersetzen soll. „Am Ende entscheide­t der Trainer. Ich glaube, ich habe kein schlechtes Spiel gemacht – bis auf dieses Ding“, sagt Kastenmeie­r, der mit seiner Entwicklun­g in Düsseldorf zufrieden ist: „Ich habe zwei Spiele gemacht, aber dann will man auch mehr – vielleicht ja schon am Sonntag in Leverkusen.“

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FOTO: HORSTMÜLLE­R Krisengesp­räch: Florian Kastenmeie­r (re.) hört nach dem Spiel Fortunas Torwart-Trainer Christoph Semmler zu.

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