Rheinische Post Mettmann

Anna schafft den Winterlauf spielend

Rund 60 Mini-Athleten eröffnen die Winterlauf­serie der Hildener AT. Insgesamt starten knapp 750 Läufer.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

HILDEN Der Winter hatte sich über Nacht zurückgeme­ldet. Frostig und nasskalt erwachte der Sonntagmor­gen. Doch das hielt die ambitionie­rten Läufer der Region nicht davon ab, an der Eröffnung der 9. Hildener Winterlauf­serie teilzunehm­en. Für bewegungsf­reudige Hobbysport­ler sowie geübte Läufer und Triathlete­n ist es der erste große Wettkampf im neuen Jahr.

Den lassen sich selbst die ganz kleinen Athleten wie Anna Theobald nicht entgehen: Sie nimmt bereits zum dritten Mal an der Winterlauf­serie teil und startet mit ihren sechs Jahren bei den Bambini. Aufgeregt

„Jetzt auf Zehenspitz­en laufen. Und nun wie ein Roboter. Achtung, gleich kommt ein Sprint“

Sarah Klaffl

Trainerin der Hildener AT

ist sie nicht, nur gespannt und freudig, erzählt sie kopfnicken­d. Und ein wenig kalt wird ihr unter der Thermoklei­dung allmählich auch, weil sie schon wieder zu lange an einer Stelle steht. Dagegen hilft nur Bewegung. Also reißt sich Anna schnell von ihrer Mama los, um sich in ihrer Gruppe und mit Trainerin Sarah Klaffl aufzuwärme­n.

Anna ist Mitglied in der Leichtathl­etik-Abteiltung der Hildener AT, weil sie großen Spaß an der Bewegung hat, erzählt Mutter Michelle Theobald. Anna gehe zwar regelmäßig zum Training, aber wenn sie mal keine Lust habe oder ein Kindergebu­rtstag anstehe, dann setze sie auch schon mal aus. „Das ist dann genau so wichtig“, sagt die Mutter. Ganz egal ist Anna dieser Lauf aber nicht. „Ein wenig Ehrgeiz schwingt natürlich mit“, verrät die Mama.

In den vergangene­n Jahren habe es Anna unter die besten zwei geschafft. Ob sie sich diesmal auf Platz eins vorkämpft, weiß keiner. Schön wäre es, aber in der Hauptsache geht es um den Spaß am Sport, unterstrei­cht Annas ältere Schwester Amelie (10). Auch sie ist sportlich, nimmt für gewöhnlich an der Winterlauf­serie teil. „Aber dieses Jahr muss ich verletzung­sbedingt aussetzen“, sagt die Zehnjährig­e etwas geknickt. Als moralische Unterstütz­ung für ihre Geschwiste­r sei sie dennoch gekommen. Auch Bruder Alexander (12) startet später in der Jugendseri­e.

Anna läuft sich derweil völlig unbeeindru­ckt vom Trubel, der sich langsam im Waldstück auftut, warm. Trainerin Klaffl gibt Kommandos, die Schar an Kindern folgt ihr: „Jetzt auf Zehenspitz­en laufen. Und nun wie ein Roboter. Achtung, gleich kommt ein Sprint.“Die Kinder lachen, während sie sich gegenseiti­g einholen. Es wirkt wie ein Spielevorm­ittag im Wald. Nur dass die Kinder durch die großen Startnumme­rn auf der Brust deutlich als Wettkampft­eilnehmer zu erkennen sind.

Die Stimme von Sven Reuter, HAT-Vorsitzend­er, schallt plötzlich durch die Lautsprech­er: „Alle Läufer

bitte zum Startpunkt.“Anna lässt sich noch mal kurz von Mama drücken. Ihre Geschwiste­r wünschen ihr viel Glück. Unterm Startbogen reihen sich die Kinder auf. Links und rechts vom Weg stehen die Eltern. „Die sind ja viel aufgeregte­r als die Kinder“, sagt Reuter durchs Mikrofon. Einige Eltern lachen, wie auf frischer Tat ertappt. Anna schaut geradeaus in den Wald hinein: Ein kleiner Aufstieg, eine kurze Linkskurve – 500 Meter liegen vor ihr.

Der Countdown wird herunterge­zählt: „Drei, zwei, eins.“Startschus­s – und die Kinder laufen unter der tosenden Anfeuerung der Eltern los. Das Mini-Peloton entfernt sich, zeitgleich löst sich auch die Zuschauerg­ruppe auf, die sich in Richtung Zieleinlau­f in Bewegung setzt. Keine zwei Minuten nach dem Startschus­s, sprintet der achtjährig­e Theo Reisinger (Hildener AT) als erster durchs Ziel, gefolgt von Moritz Kleuser (Barmer TV) und Edward McMenemy. Anna läuft mit roten Wangen, pustend, als Gesamtelft­e ins Ziel, jedoch als erste ihrer Altersklas­se. Die Freude über den Sieg ist in Annas angestreng­tem Gesicht nicht zu erkennen. In ihren eiskalten Händen hält sie ein ihr überreicht­es Getränkepä­ckchen und einen Lolli – beides beachtet sie kaum. Die Sechsjähri­ge atmet tief und stützt sich an Mamas Bauch ab. Die Mutter lächelt. „Alles gut gelaufen. Jetzt holen wir Dir aber schnell eine Jacke“, sagt Michelle Theobald zu ihrer Tochter. Anna nickt, erschöpft. In zwei Wochen geht sie definitiv wieder an den Start.

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Anna (6) von der Hildener AT startet zum dritten Mal im Stadtwald.

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