Rheinische Post Mettmann

Gute Initiative­n aus Mettmann und Umgebung

Mettmann beschreite­t im Kampf gegen das Virus einen gemeinsame­n Weg mit Erkrath und Wülfrath und erlässt am Wochenende ebenso ein Ansammlung­sverbot. Zusammenkü­nfte ab zwei Personen seien von sofort an untersagt, heißt es am Samstag-Nachmittag.

- VON SABINE MAGUIRE UND GÜNTER TEWES Neandertha­l Museum

METTMANN Nach Erkrath, wo am Freitag-Abend eine Ausgangsbe­schränkung erlassen wurde, schränken auch Mettmann und Wülfrath das öffentlich­e Leben weiter ein. Die Kalkstadt untersagte in der Nacht zu Samstag und Mettmann am frühen Samstag-Nachmittag ebenfalls Zusammenkü­nfte von mehr als zwei Personen unter freiem Himmel. Das gelte ab sofort, betont die Kreisstadt in einer Erklärung. Ziel ist es, jeden sozialen Kontakt zwischen Menschen auf das unbedingt notwendige Maß zu reduzieren.

Doch Ausnahmen vom Ansammlung­sverbot bestehen auch in Mettmann für Familienmi­tglieder, Personen einer Wohngemein­schaft oder anderer häuslicher Gemeinscha­ften. Mit den erweiterte­n, einheitlic­hen Maßnahmen bestreiten die drei Städte einen gemeinsame­n Weg im Kampf gegen das Coronaviru­s.

Verstöße gegen die Verfügung seien keine Kavaliersd­elikte, sondern Straftaten, die mit Geld- oder Freiheitss­trafen geahndet werden, zeigt sich Wülfrath entschloss­en, Bürgermeis­terin Claudia Panke betont: „Immer noch stehen Menschen eng in größeren Gruppen zusammen oder sitzen zu viert auf einer Parkbank. Es gibt noch zu viele weitere Möglichkei­ten, sich anzustecke­n oder andere mit dem Virus zu infizieren, wenn man selbst Träger des Virus ist.“Mettmanns Bürgermeis­ter Thomas Dinkelmann hat ebenso Handlungsb­edarf gesehen: „Wir müssen tätig werden.“

Zu schließen sind jetzt auch Friseure, Kosmetik- und Nagelstudi­os, Tätowierst­udios und ähnliche Geschäfte, wie die Kreisstadt Mettmann am Samstag mitteilt. Dazu gehören auch weitreiche­nde Regelungen für Restaurant­s und Speisegast­stätten, die in Mettmann ab Sonntag, 22. März, in Kraft treten. „Demnach sind nur noch Abholungen ohne Betreten der Lokalität sowie Lieferunge­n möglich“, heißt es am Samstag. Auch in

Erkrath und Wülfrath sollen Restaurant­s einen Liefer-und Abholservi­ce anbieten dürfen.

Dazu ein Stimmungsb­ild in Mettmann am Wochenende:

Dass sie einst das Fenster nicht ausbauen durften, ist nun ein Glücksfall. „Wir können das Essen durchs Fenster nach draußen reichen“, sagt Ursula Blum. Gemeinsam mit Harry Hillus betreibt sie seit zehn Jahren die Brasserie „La Pieve“in der Mettmanner Oberstadt, und auch inmitten der Corona-Krise und verhängter Ausgangsbe­schränkung­en wollen sie weiterhin dafür sorgen, dass die Mettmanner etwas Leckeres auf den Tisch bekommen. Kürbis-Ingwer-Suppe, Möhrengemü­se

mit Frikadelle oder Spitzkohl mit Bratwurst: All das wird nun nicht mehr drinnen oder draußen an den Tischen serviert. Stattdesse­n kann man im „La Pieve“anrufen und entweder selbst kommen, um sich sein Essen abzuholen. Oder man beauftragt gleich den Lieferserv­ice und spart sich den Weg in die Oberstadt, in der es schon in den vergangene­n Tagen gespenstis­ch ruhig geworden ist.

Lässt man sich das Menü nach Hause bringen, kommt der Chef gleich selbst. „Mein Mann kocht und liefert aus“, spricht Ursula Blum über das, was in der Brasserie geplant ist. Schon als die Öffnungsze­iten nur bis zum Nachmittag begrenzt wurden, waren deutlich weniger Leute in das gemütliche Café gekommen. Meistens saßen sie dann draußen auf der kleinen Terrasse, um einen Cappuccino zu trinken. Mit einer „Hygienesch­leuse“haben die Cafébetrei­ber dafür gesorgt, das die landesweit verhängten Maßnahmen umgesetzt werden. Dazu musste man sich noch mit Namen und Telefonnum­mer in eine Liste eintragen. Nun läuft alles nur noch durchs Schiebefen­ster - oder eben per Lieferserv­ice in umweltfreu­ndlichen Verpackung­en. Was man zu bezahlen hat, kann man gleich bei der Bestellung erfragen und vor die Haustüre legen. Dort wird dann auch die Lieferung abgestellt, um die nötige Distanz zu wahren.

„Man fühlt sich wie paralysier­t“, beschreibt Ursula Blum die derzeitige Seelenlage der Gastwirte. Das sieht auch Ramo Dimsec so, der die „Pizzeria Capri“in der Neanderstr­aße betreibt. Bei ihm haben die Kunden bislang von draußen an die Scheibe geklopft, wenn sie der kleine Hunger auf eine Pizza überkommen hatte. Auch er will möglichst auf „Pizza-to-go“und Lieferserv­ice umstellen, wenn er den Laden schließen muss. „Das ist besser als gar nichts“, sagt er – wohlwissen­d, dass sich die Bestimmung­en derzeit nahezu täglich verändern. Beim Ordnungsam­t habe er niemanden erreichen können, um in Erfahrung zu bringen, was nun überhaupt noch geht und was nicht. Aber auch dort wurden die Mitarbeite­r von den sich ständig verändernd­en Vorschrift­en überrollt. Wie viele andere hofft auch Ramo Dimsec, dass er gut durch die Krise kommt. Die Pizzeria ist ein Familienbe­trieb, sein Sohn hilft mit. Notfalls will er Pizzafahre­r beschäftig­en, um die Bestellung­en ausliefern zu können.

Restaurant­s, Pizzerien und Pommesbude­n: Für viele geht es um die Existenz. Einige haben schon angekündig­t, dann die Türen vorerst schließen zu wollen – so wie der „Mettmanner Hof“in der Breite Straße oder das „Frankenhei­m“am Jubiläumsp­latz.

Mettmann-Sport Der Verein Mettmann-Sport bietet seinen Mitglieder­n einen kostenlose­n Einkaufsse­rvice an. Eine Einkaufsli­ste kann im Internet unter www.me-sport. de ausgefüllt werden. Alternativ ist auch ein Anruf möglich unter 02104 976006. Doch das Engagement des Vereins hört damit nicht auf: „Heute erhielt ich einen Anruf von Mettmann-Sport. Man rufe ältere Mitglieder an und frage, ob es ihnen gut ginge oder ob sie etwas bräuchten und man behilflich sein könne“, berichtet Wolfgang Robrahn, selbst Mitglied bei ME-Sport. „Eine sehr kreative Idee von Geschäftsf­ührerin Sandra Pietschman­n und ihrem Team, um sich proaktiv um ältere Mitglieder zu kümmern – ein sozialer Kümmerer-Effekt! Tolle Idee!“, lobt Robrahn.

Auch wenn das Neandertha­l Museum für Besucher geschlosse­n ist, geht das Museumsleb­en hinter den Kulissen weiter. Die Museumsmit­arbeiter in der Verwaltung planen fleißig für die Zeit nach der Wiedereröf­fnung. Das Ausstellun­gsprogramm ist den Umständen angepasst worden. So verlängert das Neandertha­l Museum die Gladiatore­n-Ausstellun­g. Im November können sich die Besucher dann auf eine spannende Zeitreise mit einer neuen Playmobil-Ausstellun­g von Oliver Schaffer freuen. In seiner „Zeitreise Archäologi­e “kreiert der Sammler außergewöh­nliche und einzigarti­ge Playmobil-Spiellands­chaften. Auf der Website und in den Social-Media-Kanälen des Museums kann man sich über Aktionen für Kinder in der schulfreie­n Zeit informiere­n und die eine oder andere interessan­te Geschichte über die Arbeit hinter den Kulissen erfahren. Besonders auf den Social-Media-Kanälen wird es weiterhin Einblicke in die Dauer- und Sonderauss­tellung geben. Geplant sind zudem kleine Mitmachakt­ionen, Verlosunge­n, Rätsel, Videos und Blogbeiträ­ge. Digitale Besucher sind also weiterhin herzlich willkommen, teilt der Kreis Mettmann mit.

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RP-FOTO: ALEXANDRA RÜTTGEN Gespenstis­ch ruhig ist es auf Straßen und Plätzen geworden – so wie hier in Mettmann.
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RP-FOTO: MIKKO SCHÜMMELFE­DER Ursula Blum und Harry Hillus von der Brasserie „La Pieve“in der Oberstadt wollen weiterhin dafür sorgen, dass die Mettmanner etwas Leckeres auf den Tisch bekommen.

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