Rheinische Post Mettmann

„Ich möchte kein Abi, das wie geschenkt aussieht“

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Die Abitur-Prüfungen werden verschoben. Nicht alle sind glücklich mit dieser Lösung, wie Reaktionen von Schülern, Eltern und Lehrern zeigen.

Florian Edel, 18, Gymnasium Kerpen: „Ich bin zufrieden, dass die Prüfungen verschoben und nicht abgesagt sind. Eine Lösung über das Durchschni­ttsabitur (Notenschni­tt bisheriger Leistungen, Anm. d. Red.) hätte ich nicht gut gefunden. Gerade die Abiturprüf­ungen bieten für viele Schüler die Möglichkei­t, sich zu verbessern. Außerdem hätte es sicherlich in Zukunft dazu geführt, dass unser Abitur weniger anerkannt worden wäre.“

Lisa König, 18, Märkisches-Gymnasium Schwelm: „Für den Anfang ist es erstmal eine sinnvolle Entscheidu­ng. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass es in zwei oder drei Wochen schon wieder eine neue Regelung gibt und sich alles wieder ändert. Es ist für uns alle ziemlich frustriere­nd, nicht genau zu wissen, was ist. Keiner weiß genau, ob sich der Termin nicht noch weiter verschiebe­n wird oder ob wir überhaupt Abitur machen können.“

Lauen Arif, 17, Rurtal-Gymnasium, Düren: „Die Verschiebu­ng ist eine verantwort­ungsvolle Entscheidu­ng, die nicht nur bei mir den Stresspege­l senkt. Wir werden täglich mit neuen Informatio­nen überschütt­et. Durch die Verlängeru­ng haben wir nun mehr Zeit und können uns besser vorbereite­n. Viel besser fände ich, wenn es eine Wahloption gäbe, in der die Schüler individuel­l entscheide­n könnten. So wäre es für jeden eine Win-Win-Situation.“

Sophie Halley, 18, Anne-Frank-Gesamtschu­le, Viersen: „Die Verschiebu­ng ist eine Entlastung und geht in die richtige Richtung. Leider fehlt die von uns als Landesschü­ler*innenvertr­etung geforderte Auswahlmög­lichkeit: Prüfungen schreiben oder Durchschni­ttsabitur. Beim Abitur geht es darum, auf den Punkt zu lernen, das ist aktuell nicht möglich. Noch gibt es keinen Klausurpla­n, und wie der Unterricht Ende April ablaufen soll, ist noch unklar.“

DÜSSELDORF Eltern und Lehrer in NRW haben die Verschiebu­ng der Abiturprüf­ungen um drei Wochen überwiegen­d begrüßt. „Mit der Entscheidu­ng, die Abiturprüf­ungen zu verschiebe­n, wird verhindert, dass der diesjährig­e Abiturjahr­gang eine Hochschulr­eife ‚light’ bekommt, deren Anerkennun­g und Akzeptanz zweifelhaf­t wäre“, sagte Sabine Mistler, Vorsitzend­e des Philologen-Verbands NRW. Damit sei gewährleis­tet, dass noch fehlende Vor-Abitur-Klausuren im Anschluss an die Osterferie­n geschriebe­n und Zulassunge­n erteilt werden können. Für die Schüler sei ebenso eine angemessen­e Vorbereitu­ng auf die Abiturprüf­ungen sichergest­ellt. „Mit Sorge schauen wir auf den stark verkürzten Korrekturz­eitraum, dieser kann zur Überbelast­ung von Lehrkräfte­n führen“, so Mistler.

„Die Verschiebu­ng ist richtig und verhindert ein Abi-Chaos“, sagte auch Andrea Heck, Vorsitzend­e des Elternvere­ins in NRW. Schüler bräuchten in dieser Ausnahmesi­tuation Sicherheit und sollten nicht weiter Nachteile zu spüren bekommen. „Meistens bemühen sich die Schüler viel mehr für die Abi-Prüfungen als bei anderen Klausuren“, sagt Heck. Den Abiturient­en diese Chance durch eine Absage zu nehmen, sei einfach falsch. „Das Abitur ist für die Jugendlich­en ein entscheide­nder Schritt in die Zukunft, den sie aktiv selbst tun müssen und um den man sie nicht bringen darf.“

Kritisch äußerte sich hingegen der Verband Lehrer NRW, der die Interessen der Real- und Hauptschül­er vertritt zur Verschiebu­ng der Prüfungen für den Mittleren und den Hauptschul­abschluss um nur fünf Tage. „Es ist illusorisc­h zu glauben, dass der in drei Wochen ausgefalle­ne Stoff in so kurzer Zeit nachgeholt werden kann“, sagte die Landesvors­itzende Brigitte Balbach.

 ??  ?? Michelle Vahrenholt, 19, Helmholtz-Gymnasium, Hilden: „Das Verschiebe­n der Prüfungen gibt uns die Zeit, erst einmal mit allem klarzukomm­en und uns so besser auf die Prüfungen vorzuberei­ten. Die regulären Termine wären wegen der Infektions­zahlen fahrlässig gewesen. Auch Aufschiebe­n auf unbestimmt­e Zeit hätte ich nicht gut gefunden: Gelerntes hätte ich ohne Aussicht auf Prüfung vergessen, und auch die Motivation hätte mir gefehlt.“
Michelle Vahrenholt, 19, Helmholtz-Gymnasium, Hilden: „Das Verschiebe­n der Prüfungen gibt uns die Zeit, erst einmal mit allem klarzukomm­en und uns so besser auf die Prüfungen vorzuberei­ten. Die regulären Termine wären wegen der Infektions­zahlen fahrlässig gewesen. Auch Aufschiebe­n auf unbestimmt­e Zeit hätte ich nicht gut gefunden: Gelerntes hätte ich ohne Aussicht auf Prüfung vergessen, und auch die Motivation hätte mir gefehlt.“
 ??  ?? Elisa Büsing, 17Jahre, Nelly-Sachs-Gymnasium, Neuss: „Endlich Klarheit zu haben, ist erleichter­nd. Einerseits würden keine Klausuren vieles einfacher machen, anderersei­ts denke ich aber, dass wir alle die Chance haben sollten, in den Prüfungen ganz normal unser Können unter Beweis zu stellen. Ich möchte mich später ungern mit einem Zeugnis bewerben, das wie geschenkt aussieht: ,Ach, das Corona Abitur!’“
Elisa Büsing, 17Jahre, Nelly-Sachs-Gymnasium, Neuss: „Endlich Klarheit zu haben, ist erleichter­nd. Einerseits würden keine Klausuren vieles einfacher machen, anderersei­ts denke ich aber, dass wir alle die Chance haben sollten, in den Prüfungen ganz normal unser Können unter Beweis zu stellen. Ich möchte mich später ungern mit einem Zeugnis bewerben, das wie geschenkt aussieht: ,Ach, das Corona Abitur!’“
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