Rheinische Post Mettmann

Selbst entscheide­n!

- Hiltrud Schmitz Viersen Miriam Sauer Meerbusch Ruediger Philipp Düsseldorf Dr. Gabriele Schneider Mettmann Hans-Gerd van Kempen Meerbusch

Ich bin 79 Jahre und stimme den Gedanken von Thomas Geisel zu. Man kann nicht auf längere Zeit fast das gesamte Leben aller Menschen mit allen seinen Facetten dem Schutz einer durchaus verletzbar­en Gruppe unterordne­n. Jeder, der einen lieben Freund oder Angehörige­n verliert, wird trauern, egal, wie alt er oder sie war. Ich habe mehrere Bekannte, die über 90 sind, und ich freue mich sehr, dass es sie gibt. Aber jeder muss sterben und im höheren Alter rückt der Zeitpunkt unweigerli­ch näher, und es besteht doch eine sehr große Gefahr auch durch andere Krankheite­n! Deshalb bin ich der Meinung, dass man es den eher Gefährdete­n selber überlassen muss, wie viele Kontakte sie zulassen. Die Schlussfol­gerungen, zu denen der OB bei seinem „Innehalten“kommt, sind für mich nicht nachvollzi­ehbar. Ich halte es – ebenso wie die Virologen und sonstigen Experten – für den richtigen Weg, die Ausbreitun­g des Virus zu verlangsam­en, damit unser Gesundheit­ssystem nicht zusammenbr­icht und wir so vielleicht in der Lage sind, eine Situation, wie sie sich in Italien darstellt, zu vermeiden. Es geht selbstvers­tändlich um „Leben und Tod“. Ob dies einen kleinen oder großen Teil der Bevölkerun­g betrifft, darf doch hierbei keine Rolle spielen. Die Behauptung des OB, die Risikogrup­pen seien letztlich nur die Älteren und die Patienten mit Vorerkrank­ungen, halte ich im Übrigen für gewagt. Inzwischen wird von den Ärzten gerade vermehrt über Fälle von jungen Menschen – und zwar auch von solchen ohne Vorerkrank­ungen – berichtet, bei denen die Krankheit einen schweren Verlauf nimmt. Die wirtschaft­lichen Folgen sind dramatisch, und das ist zutiefst bedauerlic­h. Bislang reden wir von einer Woche, in der das Leben in Deutschlan­d herunterge­fahren worden ist und von drei Tagen Kontaktver­bot. Es ist bisher von der Bundesregi­erung stets geäußert worden, dass auf die jeweilige Situation flexibel reagiert wird und die getroffene­n Maßnahmen selbstvers­tändlich nach einer gewissen Zeit wieder überprüft werden. Zu diesem Zeitpunkt zu fordern, dass jetzt bereits eine Strategie gefunden werden müsse, wann das öffentlich­e Leben wieder wie gewohnt weitergeht, erinnert an Trump und vor allem: an politische­s Taktieren. werden müssen. Vergessen wir also den Beitrag des Oberbürger­meisters. Erwähnensw­ert ist noch, dass nach meinem Kenntnisst­and zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepu­blik Deutschlan­d Maßnahmen zum Schutz einer Risikogrup­pe getroffen wurde. Damit wird dem Egoismus einzelner eine klare Absage erteilt.

Kampf Jung gegen Alt auf. Derartige Töne wurden jüngst vom Tübinger Bürgermeis­ter Olaf Palmer ebenfalls geäußert. Doch eine solch unsolidari­sche Ansicht hätte ich bei einem führenden Mitglied der SPD und dem Oberbürger­meister der siebtgrößt­en Stadt Deutschlan­ds nicht für möglich gehalten. Er sollte aber bedenken, dass er mit seinen 56 Jahren ebenfalls schon zur Risikogrup­pe gehört. Vielleicht geht sein populistis­cher Schachzug im Vorfeld des kommunalen Wahlkampfs für ihn ja nach hinten los, und er muss einem jüngeren Kollegen weichen. für wenig gefährdete Gruppen für möglich hält.

Newspapers in German

Newspapers from Germany