Rheinische Post Mettmann

Lieferdien­ste kommen bei Kunden gut an

Viele Mettmanner nutzen den neuen Service gern, doch um den Handel zu erhalten, müssten es noch mehr sein.

- VON MARIE LUDWIG UND ALEXANDRA RÜTTGEN Christoph Knell Andreas Kortenhaus Michaela Chironi

METTMANN Die Lieferdien­ste, deren Zahl in Mettmann stetig wächst, ziehen gut eine Woche nach Beginn der vom Land verhängten Kontaktspe­rre und der damit einher gehenden Schließung vieler Geschäfte und Gastronomi­ebetriebe eine durchwachs­ene Bilanz. Die so erzielten Umsätze schaffen es nicht, die durch die Corona-Krise wegbrechen­den Einnahmen zu kompensier­en. Daher stellen sich die meisten Geschäftsl­eute in Mettmann auf eine längere Durststrec­ke ein und leben, so vorhanden, von ihren Reserven. Das zeigt jetzt eine Umfrage unserer Redaktion unter denjenigen Händlern, die der Verein „Mettmann-Impulse“auf seiner Homepage aufführt – eine kostenlose Initiative, die bei den Kaufleuten auf positive Resonanz stößt.

„Ich habe bisher mit Online-Handel oder Lieferserv­ice nichts zu tun gehabt“, sagt Cora Fuchs, Inhaberin des Geschäftes „Miss Fox“, in dem sie Tee und Dekoartike­l anbietet. Allein am Freitag hat sie sechs Lieferunge­n verbucht, hinzu kamen vier Bestellung­en, deren Ware sich die Kunden abholten. „Was ich ganz besonders berührend finde: Ich habe schon Durchhalte- und Mutmach-Überraschu­ngsgeschen­ke

zustellen dürfen.“

Gabriele Knell, Geschäftsf­ührerin und gemeinsam mit ihrem Mann Christoph Inhaberin des Elektround Küchencent­ers Hans van der Grinten, hat auch schon Großgeräte verkauft. Und wenn die der Kunde vorher sehen will, dann packt

die Kühl-Gefrierkom­bination

auch schon mal auf die Sackkarre und fährt sie bis ans Schaufenst­er, damit der Kunde gucken kann.

Axel Ellsiepen, Inhaber des Schreibwar­en- und Bürofachha­ndels Bovensiepe­n, hatte zunächst noch eine „Abholstati­on“geöffnet. Doch das Mettmanner Ordnungsam­t nahm daran Anstoß: „Es argumentie­rte, dass sie wirkt, als würden wir weiterhin frei verkaufen.“Also bleibt die Ladentüre jetzt zu, er liefert oder lässt nach vorheriger Terminabsp­rache abholen. Seine gewohnten Umsätze erreicht er nicht: „Der finanziell­e Schaden ist schon enorm.“

erzählt, dass sein Juwelierge­schäft auf einen „EinMann-Betrieb“

geschrumpf­t sei. Er macht nur noch kleine Reparature­n in der Werkstatt. „Bisher haben wir noch keinen einzigen Gutschein verkauft“, beklagt er. Dabei sei die Zustellung via Post einfach möglich.

Rolf Rainer, Schuhmache­rmeister an der Johannes-Flintrop-Straße, hat eine Klappe, in die Kunden rund um die Uhr ihre Schuhe einwerfen können. Die Schuhe lasse er zunächst zwei Tage lang stehen, um ein Infektions­risiko auszuschli­eßen. Auch er muss Umsatzeinb­ußen hinnehmen: „Wir haben derzeit 40 Prozent vom sonst üblichen Arbeitsauf­wand“, schätzt er.

Von einer „überwältig­enden Resonanz“ihres Lieferdien­stes berichtet vom Blumenhaus Speck. Manchmal brechen ihre Kunden dann auch in Tränen aus – wenn zum Beispiel Angehörige älteren Menschen einen Blumenstra­uß als Mutmach-Geschenk liefern lassen. Manchmal, wenn sie im Laden ist, dann klopfen die Kunden an ihr Fenster und recken den Daumen hoch. „So viel positive Resonanz habe noch nie in meinem Berufslebe­n erlebt“, sagt die 48-Jährige. www.rp-gemeinsams­tark.de

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Schumacher Rolf Rainer hat eine Klappe am Laden, in die die Kunden ihre Schuhe einwerfen können. Damit bietet er einen 24-Stunden Service an.

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