Unkraut? Von wegen – Nermin weiß es besser
Der Samstag, 28. März, ist „Tag des Unkrauts“. Die Mettmanner Gärtnerin erklärt, warum viele dieser Kräuter so gesund sind.
METTMANN Es waren amerikanische Garten-Blogger, die den „Ehrentag des Unkrauts“2003 ins Leben gerufen haben. Seither stehen am 28. März Wildpflanzen wie Löwenzahn, Hirtentäschel oder Giersch im Fokus. Für manche sind diese „Unkräuter“eine wahre Plage, die alljährlich im Frühjahr beginnt, Nutz- und Ziergärten zu bevölkern und liebevoll angelegte Blumenrabatte zu erobern.
Die Kleingärtner des Wülfrather Kleingärtnervereins Erbacher Berg beispielsweise sind darauf bedacht, ihre Gärten von Unkräutern frei zu halten. „Wir sind ein Gartenverein und bei uns gibt es gewisse Regeln“, erklärt Michael Kesterke. Schließlich sind die Kleingärtner angewiesen, ihre Gartenparzellen in einem gewissen „pflegerischen Zustand“zu halten. „So eine schöne wilde Blumenwiese ist da nicht möglich“, sagt Testerke.
Ein wenig anders geht es da in der ökologischen Landwirtschaft zu. Hier zeigt bereits der Sprachgebrauch, dass die Einstellung zum wilden Grün eine andere ist, denn das Wort „Unkraut“wird schlicht nicht benutzt. „Wir nennen es Beikraut“, erklärt Nermin Ischebeck, die in Mettmann einen Bioland-Betrieb führt. Und hier gibt es auch keine „Unkrautvernichtung“, sondern eine „Regulierung des Beikrauts“. Ein völlig anderer Ansatz. „Wir regulieren, das Kraut so, dass die Nutzpflanzen nicht darunter leiden“, sagt Nermin.
Das bedeutet, dass es nicht gänzlich vernichtet wird, sondern ebenfalls seine Daseinsberechtigung hat. „Wir lassen auf Brachflächen das Beikraut auch einfach wachsen.“Randstreifen an den Feldern werden ebenfalls mit Wildkräutern oder -blumen bepflanzt, denn sie sind vielen Insekten Nahrung und Lebensraum. „Die Wildbienen brauchen in regelmäßigen Abständen Futterpflanzen“, weiß Nermin. Außerdem kann man sehr viele dieser „Un-Kräuter“essen, viele haben sogar Heilwirkung.
Als Kräuter-Pädagogin kennt Nermin Ischebeck sich mit diesen Kräutern sehr gut aus. „Zum Beispiel Vogelmiere hat 15 Prozent mehr Vitamin C als unser Salat.“Gerade im
Frühling lassen sich Salate hervorragend mit den jungen Blättern von Löwenzahn, Giersch, Knoblauchrauke oder Gundermann aufwerten. Aus noch jungen Brennnesseln lassen sich Suppen, Eintöpfe oder ein spinatähnliches Gemüse zubereiten. Diese Frühlingskräuter spülen Schlacken aus dem Körper und reinigen das Blut.
Viele „Un-Kräuter“werden in Hausapotheken wirkungsvoll als Tees gegen die unterschiedlichsten Gebrechen benutzt. So stärkt und unterstützt das derzeit in vielen Waldgebieten wachsende und wunderschön lila-blau blühende Lungenkraut – wie der Name bereits sagt – die Lunge und kann nicht nur als Wildgemüse gegessen,
sondern auch getrocknet als Tee verwendet werden. So dürfte das Lungenkraut in der derzeitigen Corona-Krise das „Kraut der Stunde“sein. Nicht von ungefähr heißt es: gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen.