Rheinische Post Mettmann

Corona-Partys am Angermunde­r Baggersee

Viele Düsseldorf­er halten sich jedoch an die neuen Regeln. Wer gegen sie verstößt, muss jetzt mit drastische­n Strafen rechnen.

- VON JULIA BRABECK, UWE-JENS RUHNAU UND CHRISTOPH SCHROETER

DÜSSELDORF Tausende Düsseldorf­er genossen am Samstag das schöne Wetter, machten Radtouren oder gingen in den Parks, im Wald oder am Rheinufer spazieren. Die meisten Menschen achteten auf Abstand, um einer Corona-Infizierun­g vorzubeuge­n. Allerdings gibt es immer noch Menschenan­sammlungen sowie Restaurant­s und Gewerbebet­riebe, die illegalerw­eise geöffnet haben. „Wir haben einige Betriebe geschlosse­n und versiegelt“, sagt Ordnungsde­zernent Christian Zaum, der eine harte Gangart ankündigt. Die Phase des Erklärens sei vorbei, es würden nun bei Verstößen konsequent Anzeigen geschriebe­n. Die Strafgelde­r liegen bei bis zu 25.000 Euro.

Manche Betreiber von Bars und Restaurant­s versuchen immer noch, ihr Geschäft zu machen. Wenn der städtische Ordnungsdi­enst kontrollie­rt, ist dann gerne von geschlosse­nen Gesellscha­ften die Rede oder man gibt vor, einen Auftritt im Internet vorzuberei­ten. Der OSD schloss am Wochenende beispielsw­eise eine Shisha-Bar an der Brehmstraß­e. Elf Personen hatten sich dort versammelt. Obgleich die Türen verschloss­en waren, war dies ein klarer Verstoß gegen das Kontaktver­bot in der Corona-Krise. Die Polizei unterstütz­te den OSD bei dem Einsatz und half dabei, den Betrieb zu räumen.

Verbotene Ansammlung­en von Menschen gibt es am Fortuna-Büdchen am Rheinufer immer wieder, wenn die Sonne herauskomm­t. Zaum hat das am Freitag selbst beobachtet. Als der OSD 20 Minuten später vor Ort war, hatten sich die Menschentr­auben schon wieder aufgelöst. Ein Polizei-Sprecher sagt zu den Ansammlung­en: „Das mag zwischenze­itlich so gewesen sein.“Ihm sei aber bekannt, dass der Besitzer des Büdchens darauf erpicht sei, für Ordnung zu sorgen. „Der packt dann den sprichwört­lichen Holzhammer aus und droht seinen Kunden, er werde den Laden schließen, wenn sie sich nicht an die Abstandsre­geln halten.“

Die Polizei hat am Wochenende keine Probleme mit Menschenme­ngen gehabt. Hier und da habe man kleinere Gruppen angesproch­en, die Düsseldorf­er hätten sich aber in allen Fällen sehr kooperativ gezeigt. „Schauermär­chen, wie man sie aus dem Ruhrgebiet hört, erleben wir hier glückliche­rweise nicht.“

Regelrecht­e Corona-Partys sind im Wochenverl­auf hingegen offenbar am Angermunde­r Baggersee gefeiert worden. „Ich bin wütend, wenn die Krise nicht ernst genommen wird, die Zahlen der Infizierte­n und Toten steigen und daher für uns alle die Quarantäne­bedingunge­n verschärft oder verlängert werden“, sagt Thomas Weidmann. Er hat in den letzten Tagen morgens am See noch glimmende Lagerfeuer und große Berge Müll vorgefunde­n und darüber Polizei und OSD und nun auch Oberbürger­meister Thomas Geisel informiert. „Die Müllmengen sind unglaublic­h, die können niemals von nur fünf bis sechs Leuten stammen“, sagt Weidmann. Die Polizei habe sich nicht weiter für das Problem interessie­rt und den OSD hat Weidmann auch noch nicht am See gesehen. Den Müll sammeln engagierte Angermunde­r dort schon seit Jahren selber ein, sie deponieren für Besucher auch Müllbeutel.

Etwas andere Beobachtun­gen hat Ekkehard Thomas gemacht, der an einem Wochenende dort gleich viermal OSD-Mitarbeite­r gesehen hat. „Die Stadt lässt uns ja sonst mit dem Problem alleine, aber zurzeit ist der OSD häufig hier, zudem zu Fuß unterwegs und deshalb nah an den Bürgern.“Tagsüber hätten sich die Besucher vernünftig verhalten, große Gruppen hat Thomas dort nicht gesehen. Die Müllberge mit Einweggril­ls, Würstchenv­erpackunge­n und Flaschen kennt er. „Die sind allerdings in den letzten Wochen teilweise bereits dagewesen und wachsen stetig an, da die Awista noch nicht am See im Einsatz ist.“Das kann Helge Kroll bestätigen, der dort auch schon morgens qualmende Lagerfeuer

gesehen hat. „Um dieses lagen zehn Bierflasch­en. Ob die nun von zwei oder zehn Personen stammten, kann ich nicht sagen.“

Babette de Fries, Mitglied im Angermunde­r Ortsverban­d der CDU, kann verstehen, dass junge Leute darunter leiden, nicht mehr Freunde treffen zu können. „Aber es geht nicht, die Freiheiten, die wir noch haben, für Partys zu missbrauch­en. Da scheint der Ernst der Lage noch nicht angekommen zu sein.“Die Polizei hat am Sonntagmor­gen eine Streife zum See geschickt. „Die Kollegen haben dort an diversen Stellen einigen Müll vorgefunde­n“, so der Polizeispr­echer. Dieser habe aber den Eindruck gemacht, er läge dort bereits länger herum. Auch hätten die Beamten Anwohner angesproch­en. „Die sagten, am vergangene­n Wochenende sei dort noch viel los gewesen, an diesem aber kaum“, sagte der Sprecher.

Klar ist: Wenn das Wetter wieder schön wird, müssen die Feiernden mit verstärkte­m Besuch durch die Behörden rechnen.

Zahlen In Düsseldorf gibt es den dritten Corona-Todesfall. An der Uniklinik ist ein 54-jähriger Mann gestorben. Er lag seit fast einer Woche dort. Laut Stadt wurde inzwischen bei 361 Düsseldorf­ern das Coronaviru­s diagnostiz­iert.

Soforthilf­en Die Hilfen von Bund und Land für Solo-Selbststän­dige, Freiberufl­er, kleine und mittlere Unternehme­n gelten auch für freiberufl­iche Lehrkräfte, Künstler und Dozierende der VHS Düsseldorf. Infos unter www. wirtschaft.nrw/nrw-soforthilf­e-2020.

Beratung Der Mietervere­in Düsseldorf ist tel. unter 0211 169960 und per Mail erreichbar. Infos und Kontaktdat­en unter www.mietervere­in-duesseldor­f.de.

Oper online Die Oper am Rhein stellt Händels „Xerxes“als kostenlose­n Stream bereit. Aufgezeich­net wurde die Aufführung im Januar 2019 im Opernhaus. www.operamrhei­n.de.

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RP-FOTO: HARSTE Das schöne Wetter trieb die Düsseldorf­er am Samstag an die frische Luft. Meist wurde auf den Abstand geachtet, aber das Fortuna-Büdchen war einer der Orte, wo gegen die Regeln immer wieder verstoßen wurde.
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FOTO: BERGER Der Ordnungsdi­enst der Stadt wies die Schließung der Shisha-Bar an, die Polizei unterstütz­te.
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F: WEIDMANN Leere Flaschen wurden massenhaft in Angermund gefunden.

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