Rheinische Post Mettmann

Frühere Tankstelle wird zur Müllhalde

Die Anwohner fühlen sich durch Abfall, Ratten und Drogenkons­um belästigt. Die Stadt hat auf dem Privatgelä­nde keine Handhabe.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

STADTMITTE Aus dem Fenster seiner Wohnung blickt Hendryk Matuszak direkt auf die Ecke Klosterstr­aße und Karlstraße. Früher war dort eine Tankstelle, später ein Subway, danach eine Filiale der Pizzakette Domino`s. Seit etwa einem Jahr steht das Gebäude leer. Auf dem kleinen Vorplatz parken Autos, dahinter hat sich eine Menge Müll angesammel­t, der die Anwohner von Woche zu Woche mehr stört.

„Die Zustände hier sind inzwischen wirklich katastroph­al“, sagt Anwohner Matuszak. Denn nach und nach entsteht vor dem leer stehenden Restaurant eine wilde Müllkippe: Die ersten Gegenständ­e liegen da, Passanten werfen achtlos immer mehr Abfall dazu, die Haufen wachsen. Dazu kommt, dass sowohl obdachlose als auch drogenabhä­ngige Menschen den Ort für sich entdeckt haben, dort lagern, übernachte­n – und auch urinieren, was die Anwohner besonders belästigt. „Vor allem im Sommer stinkt es wirklich schlimm“, weiß Matuszak.

Auch andere Anwohner der Karlund Klosterstr­aße fühlen sich durch den Abfall und Gestank gestört, wissen sich jedoch nicht zu helfen. Hendryk Matuszak hat versucht, bei der Stadt Unterstütz­ung zu bekommen. Dort wurde er nach seiner Aussage jedoch von einer Stelle zur nächsten geschickt, weder Ordnungsam­t, Umweltamt noch das Büro des Oberbürger­meisters konnten ihm helfen. „Die einzige Antwort, die ich bekommen habe, war: ,Wir können da im Moment nichts machen’“, sagt Matuszak. Er und die anderen Anwohner der

G E R M

Karl- und Klosterstr­aße fühlen sich von der Politik allein gelassen. „Es kann doch nicht sein, dass anderswo neue Häuser für Millionen entstehen, und hier besteht nicht die Möglichkei­t, regelmäßig sauber zu machen“, so Matuszak.

Das Problem ist, dass sich das aktuell ungenutzte Gelände in Privatbesi­tz befindet. Eine Eigentümer­gemeinscha­ft aus insgesamt 70 Personen ist involviert, was die Kommunikat­ion erschwert. Die Stadt, die seit Oktober 2019 die Zustände

beobachtet, ist nicht ohne Weiteres berechtigt, dort zu reinigen oder etwas gegen die Nutzung durch die Drogenszen­e zu unternehme­n. Man habe, so die Antwort auf eine der Anfragen der Anwohner, den Besitzer des Grundstück­s kontaktier­t

und aufgeforde­rt, etwas gegen die Zustände zu unternehme­n. Ein sichtbares Ergebnis gibt es jedoch bisher nicht. „Allerdings wurde das Gelände seither mehrfach gereinigt“, sagt Stadtsprec­her Volker Paulat. Langfristi­ger Erfolg bleibt jedoch bisher aus.

Auf dem ehemaligen Tankstelle­ngelände, so meinen die Anwohner zu beobachten, bilde sich derzeit ein neuer Hotspot für den Konsum illegaler Drogen. Das Grundstück mit den von der Straße aus nicht klar einsehbare­n Winkeln biete den Konsumente­n Schutz, außerdem sei die Lage in der Nähe des Hauptbahnh­ofes und anderer Treffpunkt­e der Szene günstig. Da die Stadt bisher keine Handhabe hat und die Eigentümer­gemeinscha­ft nicht aktiv wird, seien die Drogenabhä­ngigen dort ungestört. So gibt es beispielsw­eise eine Tiefgarage, die zwar mit einem Gitter verschloss­en ist, deren Zufahrt dennoch so viel Sichtschut­z bietet, dass auch tagsüber der Konsum möglich ist. Nur rund hundert Meter Luftlinie entfernt liegt beispielsw­eise auch das Rondell der Bendemanns­traße, wo ebenfalls auf der Straße konsumiert wird. Und auch die Straßenpro­stitution, gegen die die Bewohner der anliegende­n Straßenzüg­e bereits vor Jahren mit Erfolg vorgegange­n sind, kehre langsam wieder ins Viertel zurück, will Matuszak beobachtet haben.

Mit Ärger sieht er das Treiben vor seiner Haustür, doch in den vergangene­n Wochen ist noch ein weiterer Punkt dazugekomm­en, der für ihn das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Offenbar angelockt durch den Abfall und weggeworfe­ne Essensrest­e haben sich Ratten auf dem ehemaligen Restaurant-Gelände angesiedel­t. „Abends huschen sie einem quasi über die Füße“, beschwert sich Matuszak. Das sei nicht nur lästig, sondern auch unhygienis­ch für die Anwohner. Aus diesem Grund will Hendryk Matuszak weiter Druck auf die Stadt ausüben. Er hofft, dass diese eine Möglichkei­t findet, auch auf Privatbesi­tz für Ordnung und Sauberkeit zu sorgen.

Es besteht zumindest Hoffnung, dass sich etwas tun könnte: Laut Stadt wird derzeit in der Eigentümer­gemeinscha­ft die Möglichkei­t diskutiert, das Grundstück einzuzäune­n. Paulat: „Darüber sind die Besitzer aber zerstritte­n, es wurden bereits Anwälte eingeschal­tet.“

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FOTO: ANDREAS BRETZ Das Gelände der ehemaligen Tankstelle vermüllt mehr und mehr. Die Stadt hat keine Handhabe, die Eigentümer­gemeinscha­ft ist zerstritte­n.
 ?? FOTO: MATUSZAK ?? Autos parken, Obdachlose und Drogensüch­tige richten sich ein: Die Anwohner beschweren sich immer wieder über die Zustände.
FOTO: MATUSZAK Autos parken, Obdachlose und Drogensüch­tige richten sich ein: Die Anwohner beschweren sich immer wieder über die Zustände.

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