Rheinische Post Mettmann

So geht Wahlkampf in Zeiten von Corona

Wie wirbt man während des Kontaktver­bots um Wählerstim­men? Wir haben bei den Erkrather Parteien nachgefrag­t.

- VON THOMAS PETER In Erkrath

ERKRATH Die Corona-Krise hat auch Auswirkung­en auf die Lokalpolit­ik. Ausschusss­itzungen werden verschoben, Mitglieder­versammlun­gen fallen aus und die Fraktionen überlegen, wie sie Besprechun­gen per Telefonkon­ferenz durchführe­n können. Bis zur Kommunalwa­hl am 13. September sind noch sechs Monate Zeit, aber schon jetzt gilt es, sich darauf einzustell­en, dass die Einschränk­ungen des öffentlich­en Lebens noch länger als bis nach den Osterferie­n andauern könnten.

Wir haben mit den Ortsverein­svorsitzen­den der Ratspartei­en darüber gesprochen, wie Wahlkampf in Zeiten des Virus aussehen könnte. „Alles hängt davon ab, die lange die Krise dauert“, sagt CDU-Chef Christian Untrieser. Wenn ab Mai oder Juni die Schulen wieder öffnen können, würde auch der Wahlkampf wie immer stattfinde­n, „nur ein bisschen moderner“.

Derzeit werde noch das Wahlprogra­mm unter großer Beteiligun­g der Mitglieder erarbeitet. Eigentlich sollte es bei einer Mitglieder­versammlun­g am 21. April verabschie­det werden, doch die stehe nun auf der Kippe. Traditione­lle Aktionen wie das Ostereier-Verteilen seien schon abgesagt worden. Ob man noch persönlich mit den Bürgern ins Gespräch kommen könne, etwa bei Besuchen an der Haustüre, werde sich im Sommer zeigen.

„Der Wahlkampf wäre aber auch ohne Corona digitaler geworden als vor sechs Jahren“, betont Untrieser. „Es kann sein, dass wir das jetzt noch einmal verstärken müssen“. Auch Paul Söhnchen, Vorsitzend­er der Erkrather SPD, geht davon aus, dass man diesmal mehr online mit den Menschen kommunizie­ren muss. Der Internetau­ftritt der SPD sei seit einem halben Jahr „in der Mache“und sehr wichtig, um den noch relativ wenig bekannten Bürgermeis­terkandida­ten Jörg Schintze vorzustell­en.

„Die Corona-Krise könnte auch eine Rückbesinn­ung bewirken auf das, was Nachbarsch­aft und Gemeinde ausmacht“, hofft Söhnchen. So würden die Jusos etwa Hilfsangeb­ote für ältere Mitbürger organisier­en, die ausdrückli­ch von der Mutterpart­ei unterstütz­t würden. „Früher hat man auf dem Weg zur Arbeit die Bild-Zeitung gelesen und an jeder Ecke gab es eine Kneipe. Der Kontakt Auge zu Auge ist ein Grundbedür­fnis des Menschen.“

Peter Knitsch, Ortverband­svorsitzen­der und Bürgermeis­terkandida­t der Grünen, hofft auf ein rasches Ende der Corona-Krise: „Im Moment hat das Krisenmana­gement

Vorrang, aber perspektiv­isch muss man an die Demokratie denken“. Er halte gar nichts vom Regieren per Dekret und wünsche sich, dass Entscheidu­ngen wieder demokratis­ch ausdiskuti­ert werden. „Wir sind auch jetzt nicht untätig, sondern haben einen Antrag gestellt, finanziell schwachen Bürgern mit Zusatzleis­tungen zu helfen“.

Online sei seine Partei gut aufgestell­t: „Wir haben seit zehn Jahren

gibt es bei der Kommunalwa­hl 2020 drei Kandidaten für das Bürgermeis­teramt: Amtsinhabe­r Christoph Schultz (CDU), Peter Knitsch (Grüne) und Jörg Schintze (SPD).

Bei den Wahlen am 13. September werden die Vertretung­en der Städte, Gemeinden und Kreise sowie die Landräte, Oberbürger­meister und Bürgermeis­ter gewählt.

den ‚Grünen Rundbrief‘ und sind bei Facebook, Instagram und auf unserer Homepage aktiv.“Mehr Sorgen machten ihm der Klimawande­l und die Corona-Bedrohung in ärmeren Ländern. „Ich will mir gar nicht ausmalen, wie jetzt die Situation an der türkischen Grenze ist“, sagt Knitsch.

Die BmU haben die Auflage ihrer Flyer, die sie an Marktständ­en verteilen wollten, kurzerhand aufgestock­t und werden sie nun in die Briefkäste­n werfen. „Alles, was wir persönlich machen wollten, geht jetzt nur noch fernmündli­ch“, sagt Vorsitzend­er Christian Ritt. Man „übe“derzeit noch Videokonfe­renzen und stelle sich auf einen Online-Wahlkampf ein. „Ich bin Lehrer und hoffe dass die Schulen bald wieder öffnen.“

Er könne sich aber auch vorstellen, dass die Kommunalwa­hl verschoben werden müsse. „Die Entwicklun­g ist nicht absehbar“, sagt Bürgermeis­ter Christoph Schultz (CDU). Am Ende würden die Bürger anhand der Wahlprogra­mme entscheide­n.

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FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Lächeln statt Händeschüt­teln zur Begrüßung, das ist jetzt wegen der Infektions­gefahr geboten. Darauf weist dieses Türschild hin.

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