Rheinische Post Mettmann

„Mutti hat gesagt, ich darf hier spielen“

Ordnungsäm­ter und Polizei überwachen die Einhaltung des Kontaktver­bots im öffentlich­en Raum. Besonders Jugendlich­e verstoßen öfter gegen die Regeln. Unterwegs mit einer Streife des Moerser Ordnungsam­ts.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

MOERS Ermahnen, aber selbst den Mindestabs­tand nicht einhalten! Es ist immer der gleiche Spruch, den Marcel Badergoll und Dieter Golombek momentan von Fußgängern zu hören bekommen, wenn sie in ihrer Uniform durch die Moerser Stadt gehen, um Verstöße gegen das verhängte Kontaktver­bot zu ahnden. „Wir müssen dann jedes Mal erklären, dass wir das im Dienst aus berufliche­n Gründen nicht müssen“, sagt Golombek, der aber Verständni­s für die Nachfragen der Bürger hat – auch wenn es zuweilen nervt.

Die beiden Mitarbeite­r des Moerser Ordnungsam­tes sind ein eingespiel­tes Team. Sie wissen genau, wo sich in ihrer Stadt die Menschen nicht an die Verhaltens­regeln zur Eindämmung der Corona-Pandemie halten. „Die Hotspots sind ganz klar Spielplätz­e und der Freizeitpa­rk“, sagt Badergoll. In Letzterem sind die beiden ansonsten vor allem im Sommer unterwegs, um zu gucken, ob alle ihre Grillabfäl­le wegräumen. „Jetzt schauen wir eben nach, weil sich dort gerne Jugendlich­e in Gruppen aufhalten“, sagt er.

Es ist kurz nach 14 Uhr am Montagnach­mittag, die Schicht der beiden hat gerade begonnen. Im besagten Freizeitpa­rk ist wenig los. Zu sehen sind lediglich ein paar Jogger, Leute, die ihren Hund ausführen, und zwei junge Frauen, die auf einer Bank sitzen. Alle halten sich an die Regeln. Von Jugendlich­en in Gruppenstä­rke ist weit und breit nichts zu sehen. „Noch nicht“, sagt Golombek. „Die kommen meist erst in den frühen Abendstund­en.“Sie würden

dann am Spielplatz herumlunge­rn, der allerdings noch nicht mit Flatterban­d abgesperrt ist, sondern an dem entspreche­nde Informatio­nsblätter

hängen, auf denen das Benutzen der Anlage untersagt wird. Sinan Aydin, Leiter des Ordnungsam­tes, reicht das allein nicht aus. „Wir müssen den Spielplatz weiträumig absperren mit Flatterban­d, damit jeder sieht, dass man da nicht drauf darf“, sagt er.

Landesweit kontrollie­ren die Städte derzeit, ob sich ihre Bürger an die neuen Richtlinie­n halten. Grundsätzl­ich gilt wegen der Corona-Krise, dass man nur allein oder zu zweit unterwegs sein darf. Ausnahmen gibt es für Familien und Bewohner einer Hausgemein­schaft. Bei jedem Aufenthalt außerhalb der eigenen vier Wände ist ein Mindestabs­tand von 1,5 Metern einzuhalte­n. Neben den Ordnungsäm­tern schreitet im Ernstfall auch die Polizei ein; in der Regel wird sie von den städtische­n Behörden zur Unterstütz­ung im Zuge der sogenannte­n Amtshilfe gerufen. Gelegentli­ch kommt es dabei zu heftigen Vorfällen.

So soll ein 20-Jähriger aus dem Risikogebi­et Kreis Heinsberg in Mönchengla­dbach einen Polizisten mit den Worten „Ich habe Corona“angespuckt haben. Der Polizist sei mehrfach vom Speichel des jungen Mannes getroffen worden, so die Polizei. Der 20-Jährige habe zu einer Gruppe gehört, die laut Polizei Alkohol getrunken hat. Später habe er angegeben, zumindest nicht wissentlic­h infiziert zu sein.

So eine Erfahrung haben die beiden Moerser Ordnungshü­ter selbst noch nicht gemacht. Golombek berichtet aber von einem Fall in einem Moerser Supermarkt, in dem eine Gruppe Zwölf- bis 13-Jähriger absichtlic­h Kunden angehustet hätten. „Man muss leider sagen, dass es besonders die Jugendlich­en sind, die sich nicht an die Auflagen halten“, sagt er. „Ich habe das Gefühl, dass viele von ihnen dafür noch kein Bewusstsei­n haben und die Sache nicht ernst nehmen“, sagt er. Erst am Montagmorg­en habe er wieder mehrere Jugendlich­e erwischt, die wissentlic­h gegen das Kontaktver­bot verstoßen hätten. „Sie bekommen alle ein Bußgeldver­fahren und müssen mindestens 200 Euro zahlen“, sagt er. Die meisten würden erstmal blass im Gesicht werden, wenn sie die Höhe der Geldstrafe hörten. „Aber das muss dann sein. Vielleicht lernen sie es dann, dass man sich an die Gesetze halten muss“, sagt er.

Die beiden Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes appelliere­n aber auch an die Vernunft der Eltern. „Wir bekommen von Kindern auf Spielplätz­en gesagt, dass ihre Mutti ihnen das erlaubt hat“, sagt Golombek. „Die Eltern müssen die Kinder aufklären und als Vorbild vorangehen­en“, so der Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes. Grundsätzl­ich würden die Heranwachs­enden auch einsichtig sein, wenn man sie vernünftig über die Gefahren aufkläre.

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FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Marcel Badergoll und Dieter Golombek auf Streife im Schlosspar­k Moers. Diese zwei Schwestern verhalten sich richtig.

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