Rheinische Post Mettmann

Hochschule garantiert Studium ohne Ausfälle

An der privaten FHDW in Mettmann können die Studierend­en trotz Corona ihr Studium fortsetzen, betont ihr Leiter.

-

Herr Brandt, andere Universitä­ten mussten in Zeiten von Corona komplett schließen. Wie schaffen Sie es, dass das Studium an der FHDW trotzdem weitergehe­n kann?

BRANDT Unsere Hochschule bietet bereits seit 15 Jahren die Möglichkei­t zum E-Learning an. Das bedeutet, dass Studierend­e zum Beispiel Kursinhalt­e und Lernmateri­al online finden oder dort auch Veranstalt­ungen besuchen können.

Wie sieht das technisch aus?

BRANDT Wir verwenden dafür mit Microsoft-Teams eine eigene Plattform, auf der alle Studierend­e sowohl ihr eigenes Mailfach, Officeprog­ramme und auch Lernräume haben. Im Moment sieht es dann so aus, dass sich die Studierend­en in ihre Kurse – ähnlich wie bei einem Skype-Meeting – einwählen können.

Ist es denn wirklich das Gleiche – kann E-Learning eine physische Anwesenhei­t ersetzen?

BRANDT Es ist einiges möglich. Natürlich muss man sein didaktisch­es Konzept als Dozent deutlich anpassen. Bei Online-Veranstalt­ungensollt­e es viel Dialog geben, damit die Aufmerksam­keit der Studierend­en auch bleibt. Interaktiv­e Grafiken, kurze Videos und Gruppenarb­eiten werten das Ganze zusätzlich auf.

Gruppenarb­eiten? Reden dann nicht alle durcheinan­der?

BRANDT In der Regel nicht. Ich kann als Dozent vorab mit einem Tool virtuelle Gruppenarb­eitsräume erschaffen, teile dann die Studierend­en in kleine Gruppen ein, und sie versammeln sich dann dort zu Viert oder Sechst. Im Anschluss stellt einer aus der Gruppe die Ergebnisse vor. Auch Referate sind möglich, da man durch Bildschirm­freigabe vor allen anderen eine Präsentati­on halten kann. Das ist wirklich praktisch.

Wie ist denn das Feedback der Studierend­en?

BRANDT Durchweg positiv. In der Regel können die jungen Studierend­en sehr gut mit Onlinetool­s umgehen. Unsere 50 Erstsemest­erstudiere­nden für das Sommerseme­ster haben wir online in das System eingeführt und auch die Dozenten und Lehrbeauft­ragten wurden alle intensiv geschult. Die meisten sind sehr froh, dass der Studienbet­rieb weiter läuft. So haben sie die Chance, fristgerec­ht ihren Abschluss zu schaffen – und das ohne Qualitätsv­erlust.

Aber kann denn wirklich alles online vonstatten­gehen?

BRANDT Fast alles. Einzige Ausnahme sind die Klausuren. Die müssen dann nach Ablauf der Sperrfrist – also voraussich­tlich nach dem 19. April – nachgeholt werden.

Glauben Sie, dass das Modell der Anwesenhei­tspflicht, das an vielen staatliche­n Universitä­ten immer noch etabliert ist, überaltert ist?

BRANDT Keinesfall­s. Der Präsenzunt­erricht

bietet eindeutige Vorteile. Vor allem die Gruppendyn­amik lässt sich viel besser beurteilen. Sich zu sehen, ist immer noch besser.

Aber das geht ja über Videoschal­te auch.

BRANDT Das stimmt, aber leider ist die Internetve­rbindung nicht immer stabil genug, um ein gutes Bild mit allen Teilnehmer­n zu erzeugen. Und

manche Studierend­e wollen sich auch nicht gerne vor der Kamera zeigen – obwohl alle auch die technische­n Möglichkei­ten haben, den Hintergrun­d unscharf zu stellen, damit nicht jeder einen Blick in die Privatsphä­re werfen kann.

Was lehrt Sie die Corona-Krise in Bezug auf den Hochschulb­etrieb?

BRANDT Wir sind einfach sehr froh, dass wir als Hochschule E-Learning frühzeitig so weit ausgebaut haben. Wir waren schon vorher vom Wissenscha­ftsministe­rium auch als E-Learning-Hochschule akkreditie­rt, aber der Ernstfall hat uns nun gezeigt: Es funktionie­rt. Trotzdem hoffe ich darauf, dass wir bald wieder zum Regelbetri­eb an der Hochschule zurückkehr­en können. Die Anwesenhei­t der Kollegen und den Austausch mit den Studierend­en vor Ort vermisse ich schon.

Das Interview führte Marie Ludwig.

 ?? RP-ARCHIVFOTO: MATZERATH ?? Professor Andreas Brandt ist Volkswirt und Leiter der FHDW in Mettmann.
RP-ARCHIVFOTO: MATZERATH Professor Andreas Brandt ist Volkswirt und Leiter der FHDW in Mettmann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany