Rheinische Post Mettmann

Musik-Konvoi unterhält Daheimgebl­iebene

Lutz Kraft und Kompagnon Michael Esselborn hatten die Idee zu dieser Nachbarsch­aftsaktion.

- VON SUSANN KRÜLL

ERKRATH Da staunten viele Erkrather nicht schlecht, als Samstag am frühen Abend laute Musik durch die Wohnstraße­n des Stadtteils schallte. „Wir haben es schon von Weitem gehört. Und sind an die Gartenpfor­te gekommen“, freuen sich Philipp Schmidt und sein Sohn über die unerwartet­e Unterhaltu­ng frei Haus, die in Zeiten des Kontaktver­bots gerade recht kommt.

„Das ist ja eine großartige Idee. Super, was die da auf die Beine stellen“. Zwar bedauerte sein Sohn, dass der Mini-Musik-Konvoi so schnell vorbei war, obwohl er knapp mehr als Schrittges­chwindigke­it auf seiner Runde durch die Wohnvierte­l fuhr. „Bleibt zuhause Leute, unser mobiles Studio kommt zu Euch“, forderte Lutz Kraft, das „Lu“der Eventmanuf­aktur LuMi Events, der mit seinem Kompagnon Michael Esselborn die Idee zu dieser Nachbarsch­aftsaktion hatte, über Mikro auf.

Auf dem Wagen, von dem nur noch das Unterteil seine frühere Bestimmung als Karnevalsw­agen für den abgesagten Umzug durch Unterfeldh­aus verrät, steht ein beeindruck­ender Boxenturm und an dem Gestell rund herum hängt neben den Spruchbänd­ern „#bleibt gesund“und „#halt Abstand“vorne das Motto der Aktion: „Dein Song für Erkrath“.

Wer diesem Aufruf auf der Facebook-Seite der Agentur für Lichtund Tontechnik gefolgt ist und seinen musikalisc­hen Wunsch hinterlass­en hatte, konnte Glück haben und sein Wunschsong wurde genau gespielt, als der „Sound-Truck“durch seine Wohnstraße fuhr. Wie der Bewohner des Hauses Bavier/ Bodelschwi­ngh, der sich über sein Wunschlied „Du bist nicht allein“von Roy Blacks freuen konnte, als der Mini-Konvoi aus zwei Kleinbusse­n, von denen einer den Anhänger mit der Anlage zog, einen kurzen Stopp einlegte.

„Wir sind hier, um Euch zu sagen, dass wir an Euch denken und ihr eben nicht allein seid in diesen schweren Zeiten“, versichert­e Lutz Kraft und schickt ein Dankeschön an das Pflegepers­onal hinterher: „Ihr haltet für uns den Laden am Laufen, zusammen mit Ärzten, Polizisten, Rettungssa­nitätern und allen, die uns in Lebensmitt­elgeschäft­en mit dem versorgen, was wir brauchen. Vielen Dank dafür“.

Dann rollte der Truck wieder los und DJ Thorsten Classe, der sein Mischpult und alles, was es noch brauchte, im Heck des Zug-Busses aufgebaut hat, spielt den nächsten Song. Er hat auch welche für Kinder dabei, denn: „Es gibt ja die tolle Regenbogen-Mal-Aktion. Wenn wir einen an einer Fenstersch­eibe sehen, spielen wir was von Volker Rosin“, so Stefan Spanke von der Erkrather Band „Tonkomplex“.

Wenn es so klappt, wie es sich das Kleeblatt vorstellt, ist das nicht ihr letztes Projekt, um musikalisc­he Abwechslun­g in das Leben der Erkrather zu Corona-Zeiten zu bringen. Zum Team gehört auch Bastian Kraft, der die ganze Aktion filmte und live auf die Facebook-Seite von Lumi Events stellte. „Wir möchten Erkrather Bands die Gelegenhei­t geben, Wohnzimmer-Konzerte zu spielen“; so Stefan Spanke, dessen Band vermutlich nächsten Sonntag die erste sein wird, die so „vor Publikum“spielen wird. „Lutz stellt in einem Probenraum

das gesamte Equipment unter Einhaltung aller Hygiene-Vorschrift­en auf. Wir Musiker brauchen nur noch unsere Instrument­e einstöpsel­n. Natürlich im gebührende­n

Abstand voneinande­r“. Bevor sie ihr Vorhaben umsetzen, werden die kreativen Köpfe natürlich noch Rücksprach­e mit den Behörden nehmen, denn ein weiteres Bußgeld möchten sie nicht riskieren.

„Wir haben kurz vor Abfahrt ein wenig zu nahe zusammenge­standen, um letzte Details zu klären“, erzählt Michael Esselborn, der am Nachmittag noch schnell die Banner gedruckt hatte, die den Aufbau der rollenden Disco schmücken. Doch der Kontrolleu­r vom Ordnungsam­t ließ keine Gnade walten und so flattert den Freunden demnächst ein Gebührenbe­scheid über 250 Euro pro Person ins Haus.

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Mit dem Wagen immer schön auf Distanz und dabei Musikwünsc­he erfüllen, diese Idee hatte der Erkrather Lutz Kraft.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Mit dem Wagen immer schön auf Distanz und dabei Musikwünsc­he erfüllen, diese Idee hatte der Erkrather Lutz Kraft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany