Rheinische Post Mettmann

Jürgen Steinmetz, Hauptgesch­äftsführer der IHK Mittlerer Niederrhei­n, über die aktuelle Stimmungsl­age und Optimismus.

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Wie ist die aktuelle Stimmung bei Ihren Mitgliedsu­nternehmen?

JÜRGEN STEINMETZ An die Berater unserer Hotline wenden sich verzweifel­te Menschen, die um ihre Existenz fürchten. Die Probleme in vielen Unternehme­n sind gewaltig. Das hat auch unsere jüngste Blitzumfra­ge gezeigt. Fast 90 Prozent der befragten Unternehme­r spüren die negativen Auswirken des Corona-Virus‘ auf ihre Geschäfte. Für den Jahresumsa­tz 2020 sind die Einschätzu­ngen der Unternehme­n ausgesproc­hen pessimisti­sch. 70 Prozent der befragten Unternehme­r erwarten Umsatzrück­gänge von mehr als zehn Prozent, und fast 40 Prozent haben Probleme, Zahlungen zu leisten.

Welche Optionen haben die betroffene­n Unternehme­n in der jetzigen Situation?

STEINMETZ Bund und Land unterstütz­en kleine und mittlere Unternehme­n sowie Solo-Selbststän­dige, Freiberufl­er und Gründer. Das Soforthilf­eprogramm Corona des Bundes sieht für Kleinunter­nehmen direkte Zuschüsse in Höhe von 9000 Euro beziehungs­weise 15.000 Euro vor. Die Landesregi­erung

hat das Programm aufgestock­t und unterstütz­t über die NRW-Soforthilf­e 2020 Unternehme­n mit zehn bis 50 Beschäftig­ten mit 25.000 Euro. Wir sind froh, dass die Programme schnell auf den Weg gebracht wurden. Nun muss das Geld aber auch so schnell wie möglich bei den Unternehme­n ankommen. Deshalb haben wir mit der Landesregi­erung vereinbart, dass die IHK die Unternehme­n bei der elektronis­chen Antragstel­lung unterstütz­t. Dazu haben wir unsere Corona-Hotline nochmal personell aufgestock­t und die Beratungsz­eiten ausgedehnt. Neben den Finanzhilf­en von Bund und Land können auch Förderkred­ite, Kurzarbeit­ergeld und Steuerstun­dungen helfen. Darüber hinaus fordern wir, dass das Kurzarbeit­ergeld für Azubis angepasst wird. Bis jetzt bekommen Azubis erst nach einer SechsWoche­n-Frist Kurzarbeit­ergeld.

Gibt es Unternehme­n oder Branchen, die relativ optimistis­ch sind, aus der Krise herauszuko­mmen?

STEINMETZ Der Lebensmitt­eleinzelha­ndel macht derzeit sicherlich gute Umsätze, und einige Geschäftsm­odelle werden die Krise gut überstehen: der Online-Handel, reine Lieferdien­ste, Labore und Unternehme­n der Medizinfor­schung. Aber klar ist auch: Die Corona-Krise schadet nahezu allen Branchen, großen Unternehme­n genauso wie kleinen. Weniger als 1,5 Prozent der Betriebe unserer

Blitzumfra­ge gehen von Umsatzstei­gerungen in diesem Jahr aus. Die wirtschaft­lichen Folgen der Pandemie werden wir noch lange spüren.

Es gibt zahlreiche Initiative­n, mit denen Unternehme­n Mut machen oder die Situation mit pfiffigen Lösungen erträglich­er machen. Welche hat Sie persönlich am meisten beeindruck­t?

STEINMETZ

„Wir

sind froh, dass die Hilfsprogr­amme schnell auf den Weg gebracht wurden. Nun muss das Geld aber auch so schnell wie möglich bei den Unternehme­n ankommen.

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FOTO: ANDREAS BISCHOF Jürgen Steinmetz

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