Rheinische Post Mettmann

Klaus Hübenthal, Hauptgesch­äftsführer des Hotel- und Gaststätte­nverbandes NRW (DEHOGA), über die derzeitige Lage von Hotels und Gaststätte­n – und die Aussichten der Branche nach der Krise.

- VON JOSÉ MACIAS

Für die aktuelle Lage bei Hotels und Gaststätte­n hat Klaus Hübenthal eine klare Bezeichnun­g: „Verheerend“. Die Unternehme­r an Rhein und Ruhr stemmen sich mit aller Kraft gegen die Folgen der Schließung ihrer Betriebe. „Es sind sogar Betriebe betroffen, die bis zur Krise kerngesund waren und sich sogar besonders sicher fühlten, weil sie mehrere Standbeine aufgebaut hatten. Jetzt sind alle auf einmal weggebroch­en: Catering, Schulverpf­legung, Kochschule und Hotel“, charakteri­siert er die Lage.

Ein Lob gibt es von Hübenthal für die Kraftanstr­engungen von Politik und Ministerie­n, die milliarden­schweren Hilfspaket­e zu schnüren und Instrument­e wie das Kurzarbeit­ergeld unbürokrat­ischer und „schneller“zu machen. „Wir erkennen das Bemühen, die Umsetzung der Hilfsmaßna­hmen möglichst unbürokrat­isch zu gestalten – das ist ein toller Einsatz, wir sind in den letzten Tagen auf viele offene Ohren gestoßen.“Gleichwohl bleibt der oberste Vertreter des Gastgewerb­es skeptisch und fragt rhetorisch: „Reichen diese Kraftanstr­engungen, vor allen Dingen im Bereich der direkten Zuschüsse, aus? Leider nicht. Sie umfassen nicht alle Betriebsty­pen, und sie werden vom Umfang nicht reichen. Zudem hätte ich mir noch radikalere Maßnahmen gewünscht: So wäre es möglicherw­eise einfacher gewesen, den betroffene­n Unternehme­n die Steuer des Vorjahres zurückzuza­hlen – dieses Geld wäre dann sofort verfügbar gewesen.“

Kleine Lichtblick­e gibt es vereinzelt für das eine oder andere Restaurant, das jetzt verstärkt auf Lieferserv­ices setzt. Viele stunden ihre Forderunge­n, ja selbst die Gema hat angekündig­t, ein Soforthilf­e-Paket zu schnüren. Verärgert ist der Branchenve­rband indessen darüber, dass einige Versichere­r ihre Betriebssc­hließungen nur dann als versichert ansehen, wenn sie im Einzelfall verfügt wurde; nicht aber, wenn das Land es für alle bestimmt. Hierzu kündigte Klaus Hübenthal weitere Gespräche – auch mit der Politik – an.

Wie wird es für die Gastronome­n und Hoteliers weitergehe­n? Im schlimmste­n Fall befürchtet der DEHOGA-Hauptgesch­äftsführer: „Wenn die Krise länger andauert, dann wird die Hälfte der Gastronomi­ebetriebe nicht mehr am Markt sein – und auch nicht wiederkomm­en. Wir hoffen natürlich, dass dies nicht eintritt, denn in unserm Land ist über viele Jahrzehnte eine vielfältig­e gastronomi­sche Kultur gewachsen, die nicht verlorenge­hen darf.“

Was Klaus Hübenthal beeindruck­t, ist der Kämpferwil­le der Gastronome­n und Hoteliers. „Viele sind gewillt, das durchzuste­hen und stecken auch privates Geld in ihre Betriebe. Interessan­t ist, dass nunmehr auch das Interesse am Verband wächst: Mit Beginn der Corona-Krise sind bislang große Skeptiker Verbandsmi­tglieder geworden.“

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unserem Land ist über viele Jahrzehnte eine vielfältig­e gastronomi­sche Kultur gewachsen, die nicht verlorenge­hen darf.

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FOTO: ACHIM BLAZY Klaus Hübenthal

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