Klaus Hübenthal, Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes NRW (DEHOGA), über die derzeitige Lage von Hotels und Gaststätten – und die Aussichten der Branche nach der Krise.
Für die aktuelle Lage bei Hotels und Gaststätten hat Klaus Hübenthal eine klare Bezeichnung: „Verheerend“. Die Unternehmer an Rhein und Ruhr stemmen sich mit aller Kraft gegen die Folgen der Schließung ihrer Betriebe. „Es sind sogar Betriebe betroffen, die bis zur Krise kerngesund waren und sich sogar besonders sicher fühlten, weil sie mehrere Standbeine aufgebaut hatten. Jetzt sind alle auf einmal weggebrochen: Catering, Schulverpflegung, Kochschule und Hotel“, charakterisiert er die Lage.
Ein Lob gibt es von Hübenthal für die Kraftanstrengungen von Politik und Ministerien, die milliardenschweren Hilfspakete zu schnüren und Instrumente wie das Kurzarbeitergeld unbürokratischer und „schneller“zu machen. „Wir erkennen das Bemühen, die Umsetzung der Hilfsmaßnahmen möglichst unbürokratisch zu gestalten – das ist ein toller Einsatz, wir sind in den letzten Tagen auf viele offene Ohren gestoßen.“Gleichwohl bleibt der oberste Vertreter des Gastgewerbes skeptisch und fragt rhetorisch: „Reichen diese Kraftanstrengungen, vor allen Dingen im Bereich der direkten Zuschüsse, aus? Leider nicht. Sie umfassen nicht alle Betriebstypen, und sie werden vom Umfang nicht reichen. Zudem hätte ich mir noch radikalere Maßnahmen gewünscht: So wäre es möglicherweise einfacher gewesen, den betroffenen Unternehmen die Steuer des Vorjahres zurückzuzahlen – dieses Geld wäre dann sofort verfügbar gewesen.“
Kleine Lichtblicke gibt es vereinzelt für das eine oder andere Restaurant, das jetzt verstärkt auf Lieferservices setzt. Viele stunden ihre Forderungen, ja selbst die Gema hat angekündigt, ein Soforthilfe-Paket zu schnüren. Verärgert ist der Branchenverband indessen darüber, dass einige Versicherer ihre Betriebsschließungen nur dann als versichert ansehen, wenn sie im Einzelfall verfügt wurde; nicht aber, wenn das Land es für alle bestimmt. Hierzu kündigte Klaus Hübenthal weitere Gespräche – auch mit der Politik – an.
Wie wird es für die Gastronomen und Hoteliers weitergehen? Im schlimmsten Fall befürchtet der DEHOGA-Hauptgeschäftsführer: „Wenn die Krise länger andauert, dann wird die Hälfte der Gastronomiebetriebe nicht mehr am Markt sein – und auch nicht wiederkommen. Wir hoffen natürlich, dass dies nicht eintritt, denn in unserm Land ist über viele Jahrzehnte eine vielfältige gastronomische Kultur gewachsen, die nicht verlorengehen darf.“
Was Klaus Hübenthal beeindruckt, ist der Kämpferwille der Gastronomen und Hoteliers. „Viele sind gewillt, das durchzustehen und stecken auch privates Geld in ihre Betriebe. Interessant ist, dass nunmehr auch das Interesse am Verband wächst: Mit Beginn der Corona-Krise sind bislang große Skeptiker Verbandsmitglieder geworden.“
„In
unserem Land ist über viele Jahrzehnte eine vielfältige gastronomische Kultur gewachsen, die nicht verlorengehen darf.