„Vielen Unternehmen fehlt der finanzielle Atem, um eine lange Shutdown-Krise aus eigener Kraft durchzustehen.
Im Februar noch hatte der Konjunkturbericht des RWI – Leibniz-Instituts festgestellt, dass die Wirtschaft in NRW gerade am Beginn einer vorsichtigen Erholung stand. Dann kam das Coronavirus und traf die Unternehmen in dieser ohnehin wirtschaftlich sensiblen Phase. Die Pandemie verschont derzeit keine Branche: Messebauer klagen über Ausfälle, Caterer beliefern Schulkantinen nicht mehr, Bars, Restaurants und Einzelhändler mussten schließen, produzierenden Unternehmen fehlen Teile und Vorprodukte, die nicht mehr zugeliefert werden. „Vielen Unternehmen fehlt der finanzielle Atem, um eine lange Shutdown-Krise aus eigener Kraft durchzustehen, denn die laufenden Kosten, wie beispielsweise Mietzahlungen, sind weiter fällig. Ihnen fehlt dann Liquidität“, sagt Eckhard Forst, Vorstandsvorsitzender bei der NRW.Bank.
Um diese akuten Engpässe schnell zu überbrücken, hat die NRW.Bank ihr Förderportfolio, das ohnehin breit differenziert ist und Unterstützungsmöglichkeiten auch für schwierige Liquiditätssituationen anbietet, erweitert. Hierzu gehört vor allem, den Hausbanken der betroffenen Unternehmen zu helfen, überbrückende Liquidität baldmöglichst zur Verfügung zu stellen. Wesentlich ist in diesem Zusammenhang das Instrument der Haftungsfreistellung. Deshalb macht die NRW.Bank ihr Breitenprogramm NRW.Bank.Universalkredit noch attraktiver, indem sie das bestehende Haftungsfreistellungsangebot für Betriebsmittelkredite temporär von 50 Prozent Risikoübernahme um eine derzeit 80-prozentige Risikoübernahme ergänzen sowie den bisher hierfür notwendigen Mindestkreditbetrag aussetzen wird.
Davon profitieren insbesondere kleine Unternehmen, die sogar wählen können, ob sie in einem oder in zwei Jahren mit dem Zurückzahlen der Kreditraten beginnen möchten. Den NRW.Bank.Universalkredit beantragen Unternehmen bei ihrer jeweiligen Hausbank, also in der Regel bei einer Volks- oder Raiffeisenbank, einer Sparkasse oder einer Privatbank. In der Regel erhalten sie die Kreditzusage innerhalb von maximal drei Tagen. „Ob ein Kredit für ein Unternehmen derzeit sinnvoll ist, lässt sich nicht pauschal beantworten“, sagt NRW.Bank-Vorstandschef Forst. „Auf der einen Seite kann niemand den weiteren Verlauf der Krise voraussagen, andererseits hängt es von der individuellen Situation des Unternehmens ab.“
Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahre Finanzpolster angelegt, die sie nun durch eine kurze Krise bringen können. „Der wirkliche und nachhaltige Kreditbedarf wird aber entstehen, wenn die Phase des Wiederhochfahrens kommt, wenn neues Material oder neue Ware bestellt werden und zu bezahlen sind, wenn Mitarbeiter wieder voll und ohne Kurzarbeitergeld
zu bezahlen sind und die Einnahmen noch zögerlich kommen“, sagt Forst. „Wichtig ist, diese Phase schon jetzt zu planen, auch wenn ungewiss ist, wann sie beginnt.“
Generell sollten Unternehmen einen Liquiditätsplan erstellen und genau überlegen, welche Kosten sie in den nächsten Monaten haben werden und welche Einnahmen dem in einem Worst-Case-Szenario gegenüberstehen. So lässt sich der Liquiditätsbedarf ermitteln und auch die Notwendigkeit zur Kreditaufnahme.
Damit nur vor der Krise gesunde Unternehmen von den staatlichen Förderangeboten profitieren, ist die Situation von Ende Februar entscheidend. So ist außerdem gewährleistet, dass die Kreditwürdigkeit von Unternehmen nicht auf Basis der derzeitigen Krisen-Lage beurteilt wird.
Scheut die Hausbank trotz erweiterter Haftungsfreistellung vor der Kreditvergabe, weil die Sicherheiten nicht ausreichen, kann das Landesbürgschaftsprogramm die Lösung bieten. Die Bürgschaftsbank NRW ermöglicht innerhalb von 72 Stunden eine Expressbürgschaft. Zudem können kleine Unternehmen und Existenzgründer aus dem Mikromezzaninfonds Beteiligungskapital von bis zu 75.000 Euro direkt bei der Kapitalbeteiligungsgesellschaft (KBG) in Neuss beantragen. Sicherheiten sind hierfür vom Unternehmen nicht zu stellen. Das verbessert das Rating des Unternehmens und damit seine Kreditwürdigkeit. Für Unternehmen, die durch die aktuelle Situation in eine langfristige Krisensituation kommen sollten, kann auch das Eigenkapitalangebot des NRW.Bank.Spezialfonds die passende Lösung bieten.
Bereits seit Anfang März hat die NRW.Bank das Angebot und die Kapazitäten ihres Service-Centers ausgebaut, um durch die Krise in wirtschaftliche Schwierigkeiten gekommene Unternehmen kostenlos zu beraten. Bis zu 2000 Anrufer täglich erkundigen sich telefonisch nach den Möglichkeiten staatlicher Unterstützung. Die Förderberater informieren Unternehmen dabei anbieterunabhängig zu allen zur Verfügung stehenden Unterstützungsangeboten. Dazu gehören die Förderprogramme der NRW.Bank, der KfW, der Landwirtschaftlichen Rentenbank sowie des Landes, des Bundes und der EU sowie der Bürgschaftsbank NRW. Auch auf der Website nrwbank.de finden sich detaillierte Infos und eine täglich aktualisierte Liste mit den Antworten zu den am häufigsten gestellten Fragen.