„Mit Hektik wird es nicht besser.
Das Kinder- und Jugendhospiz Regenbogenland in Düsseldorf hat vorsorglich die Anzahl seiner Plätze reduziert. Die Pflegekräfte würden deshalb ihren Kollegen in den Kliniken helfen wollen.
Ein Hospiz ist ein Ort, in dem Tod, Trauer und Abschied Aspekte des Alltags sind. Das Kinder- und Jugendhospiz Regenbogenland ist nichtsdestotrotz ebenso ein farbenfroher und bunter Ort, an dem jeden Tag auch die Freude Einzug hält. Clown-Besuche, Musikangebote und Therapiehunde unterhalten die jungen Besucher. In der Corona-Krise müssen aber auch sie draußen bleiben. Ebenso ist der familiäre Besuch eingeschränkt. „In den jetzt bevorstehenden Osterferien wäre unser Haus rappelvoll gewesen“, sagt Geschäftsführer und Pflegedienstleiter Christian Wiesner. Doch Ausflüge und andere Unternehmungen sind gestrichen. Nur ein Elternteil darf zurzeit für eine Stunde zu Besuch sein. „Wir stoßen bei dieser Regelung aber auf sehr viel Verständnis der Eltern“, betont Wiesner.
Es ist in diesen Tagen also deutlich ruhiger im Regenbogenland. Die Einrichtung hat ihre Kapazität außerdem von üblicherweise zehn Pflegeplätzen auf maximal sechs reduziert. Damit möchte man die derzeit zur Vorsicht gebotene Distanz herstellen und Betten freihalten, falls ambulante Hospizdienste aufgrund der neuen Situation eine Pflege zu Hause nicht mehr ausreichend leisten können. Zugleich ist diese Maßnahme aber auch gewählt, um die eigenen Pflegekräfte dahingehend zu entlasten, damit sie sich intensiver um die Kinder und Jugendlichen kümmern können, weil der Besuch der Familien eingeschränkt ist und viele Aktionsangebote nicht stattfinden können. Auch die Ehrenamtlichen dürfen derzeit nicht das Haus betreten.
„Als ich unsere Pläne in der Mitarbeiterbesprechung vorgestellt habe, kam die Nachfrage von unseren Pflegekräften, ob sie durch freie Kapazitäten vielleicht in Krankenhäusern aushelfen könnten“, erzählt Christian Wiesner. Beispielhaft nennt er eine Mitarbeiterin aus Bonn, die dann gerne die Notaufnahme der dortigen Uniklinik unterstützen wollen würde. Zwar habe der Pflegedienstleiter diese Möglichkeit „noch nicht durchdekliniert“, aber „es hat mich sehr beeindruckt, dass dies ungefragt aus Reihen der Mitarbeiter angesprochen wurde“, sagt Wiesner.
Rund 50 Angestellte beschäftigt das Kinder- und Jugendhospiz Regenbogenland. Die Büromitarbeiter sind größtenteils im
Homeoffice. Wiesner selbst gehört seit fünf Jahren zum Team. „Es ist eine sehr erfüllende Arbeit, und auch nach fast 25 Jahren im Gesundheitswesen überrascht es mich immer wieder, dass ich jeden Tag von den Kindern noch etwas lernen kann. Sie gehen viel unbefangener mit dem Thema Sterben und Tod um. Dadurch entsteht ein sehr authentisches Miteinander“, erzählt er. Wer hier arbeitet, behält bei allen eigenen Sorgen in der Corona-Krise dennoch einen ruhigen Blick auf die Situation und steht über jeder Hysterie. „Mit Hektik wird es nicht besser“, betont Wiesner.