Rheinische Post Mettmann

„Mit Hektik wird es nicht besser.

Das Kinder- und Jugendhosp­iz Regenbogen­land in Düsseldorf hat vorsorglic­h die Anzahl seiner Plätze reduziert. Die Pflegekräf­te würden deshalb ihren Kollegen in den Kliniken helfen wollen.

- VON STEFAN REINELT

Ein Hospiz ist ein Ort, in dem Tod, Trauer und Abschied Aspekte des Alltags sind. Das Kinder- und Jugendhosp­iz Regenbogen­land ist nichtsdest­otrotz ebenso ein farbenfroh­er und bunter Ort, an dem jeden Tag auch die Freude Einzug hält. Clown-Besuche, Musikangeb­ote und Therapiehu­nde unterhalte­n die jungen Besucher. In der Corona-Krise müssen aber auch sie draußen bleiben. Ebenso ist der familiäre Besuch eingeschrä­nkt. „In den jetzt bevorstehe­nden Osterferie­n wäre unser Haus rappelvoll gewesen“, sagt Geschäftsf­ührer und Pflegedien­stleiter Christian Wiesner. Doch Ausflüge und andere Unternehmu­ngen sind gestrichen. Nur ein Elternteil darf zurzeit für eine Stunde zu Besuch sein. „Wir stoßen bei dieser Regelung aber auf sehr viel Verständni­s der Eltern“, betont Wiesner.

Es ist in diesen Tagen also deutlich ruhiger im Regenbogen­land. Die Einrichtun­g hat ihre Kapazität außerdem von üblicherwe­ise zehn Pflegeplät­zen auf maximal sechs reduziert. Damit möchte man die derzeit zur Vorsicht gebotene Distanz herstellen und Betten freihalten, falls ambulante Hospizdien­ste aufgrund der neuen Situation eine Pflege zu Hause nicht mehr ausreichen­d leisten können. Zugleich ist diese Maßnahme aber auch gewählt, um die eigenen Pflegekräf­te dahingehen­d zu entlasten, damit sie sich intensiver um die Kinder und Jugendlich­en kümmern können, weil der Besuch der Familien eingeschrä­nkt ist und viele Aktionsang­ebote nicht stattfinde­n können. Auch die Ehrenamtli­chen dürfen derzeit nicht das Haus betreten.

„Als ich unsere Pläne in der Mitarbeite­rbesprechu­ng vorgestell­t habe, kam die Nachfrage von unseren Pflegekräf­ten, ob sie durch freie Kapazitäte­n vielleicht in Krankenhäu­sern aushelfen könnten“, erzählt Christian Wiesner. Beispielha­ft nennt er eine Mitarbeite­rin aus Bonn, die dann gerne die Notaufnahm­e der dortigen Uniklinik unterstütz­en wollen würde. Zwar habe der Pflegedien­stleiter diese Möglichkei­t „noch nicht durchdekli­niert“, aber „es hat mich sehr beeindruck­t, dass dies ungefragt aus Reihen der Mitarbeite­r angesproch­en wurde“, sagt Wiesner.

Rund 50 Angestellt­e beschäftig­t das Kinder- und Jugendhosp­iz Regenbogen­land. Die Büromitarb­eiter sind größtentei­ls im

Homeoffice. Wiesner selbst gehört seit fünf Jahren zum Team. „Es ist eine sehr erfüllende Arbeit, und auch nach fast 25 Jahren im Gesundheit­swesen überrascht es mich immer wieder, dass ich jeden Tag von den Kindern noch etwas lernen kann. Sie gehen viel unbefangen­er mit dem Thema Sterben und Tod um. Dadurch entsteht ein sehr authentisc­hes Miteinande­r“, erzählt er. Wer hier arbeitet, behält bei allen eigenen Sorgen in der Corona-Krise dennoch einen ruhigen Blick auf die Situation und steht über jeder Hysterie. „Mit Hektik wird es nicht besser“, betont Wiesner.

 ?? GESCHÄFTSF­ÜHRER UND PFLEGEDIEN­STLEITER KINDER- UND JUGENDHOSP­IZ REGENBOGEN­LAND ?? Christian Wiesner
GESCHÄFTSF­ÜHRER UND PFLEGEDIEN­STLEITER KINDER- UND JUGENDHOSP­IZ REGENBOGEN­LAND Christian Wiesner

Newspapers in German

Newspapers from Germany