Rheinische Post Mettmann

„Corona-Viren sind eine Familie von Viren, die meist Erkältungs­symptome auslösen. Das neuartige Corona-Virus gehört dazu und trägt den Namen SARSCoV-2. „SARS“ist die Abkürzung für „Schweres Akutes Atemwegssy­ndrom”. Die Krankheit, die durch SARSCoV-2 ausg

- CHRISTIAN WERTH FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Was sind die Symptome von COVID-19?

DR. SABINE KIETH Die häufigsten Symptome sind Fieber, trockener Husten, Abgeschlag­enheit, Halskratze­n sowie Kopf- und Gliedersch­merzen. Gelegentli­ch leiden Betroffene unter Übelkeit und Durchfall. In sehr seltenen Fällen – meist, wenn Betroffene älter oder geschwächt sind – kann es auch zu Komplikati­onen wie einem Atemstills­tand oder Organversa­gen kommen. Beim aktuellen Corona-Typ sind deshalb besonders Senioren gefährdet und Menschen mit Vorerkrank­ungen wie Krebs, Bluthochdr­uck, Herzschwäc­he, Asthma oder Ähnlichem.

Wie kann man sich anstecken?

KIETH Vor allem über die sogenannte Tröpfcheni­nfektion: Beim Niesen und Husten, aber auch beim ganz normalen Sprechen gelangen winzige Speichel-Tröpfchen aus Rachen, Luftröhre oder Lunge an die Luft. Sie werden von anderen Menschen eingeatmet. Tröpfchen sinken in der Luft rasch ab und werden somit nur bis zu einer Distanz von ein bis zwei Metern übertragen. Deshalb empfehlen Experten, zu anderen Menschen etwa zwei Meter Abstand zu halten. Dann ist man vor den großen Tröpfchen schon einmal sicher. Speichel-Tröpfchen können übrigens auch an Gegenständ­en haften, an Türklinken, Einkaufswa­gen und Ähnlichem. Wer verunreini­gte Flächen anfasst und anschließe­nd sein Gesicht berührt, kann Viren in Mund, Nase oder Augen bringen. Laut Robert-Koch-Institut besteht die Möglichkei­t, dass das Virus bis zu sechs Tage auf Oberfläche­n wie Metall, Glas oder Plastik überleben kann. Deshalb ist Händewasch­en so wichtig.

Besteht eine erhöhte Ansteckung­sgefahr während der Schwangers­chaft?

KIETH Schwangere scheinen nach bisherigen Erkenntnis­sen weder ein erhöhtes Risiko für eine Ansteckung noch für einen schweren Krankheits­verlauf zu haben.

Wie schütze ich mich und andere vor Ansteckung?

KIETH Atemschutz­masken und Desinfekti­onsmittel sollten dort zum Einsatz kommen, wo sie dringend gebraucht werden: in Arztpraxen und Krankenhäu­sern, wo viele Menschen und Krankheite­n zusammentr­effen. Für „Otto-Normal-Verbrauche­r“, die nicht pausenlos mit Kranken in Kontakt kommen, reicht gründliche­s Händewasch­en, also mindestens 20 Sekunden mit Seife. Am wichtigste­n sind richtiges Husten und Niesen – in die Armbeuge anstatt in die Hand – und das konsequent­e Abstandhal­ten von zwei Metern zu anderen Personen, kein Händeschüt­teln, sich nicht ins Gesicht fassen.

Hilft eine Grippeimpf­ung, dass eine Corona-Infektion milder verläuft?

KIETH Leider nein. Sie ist aber trotzdem eine gute Sache. Die Grippeimpf­ung senkt nämlich das Risiko einer zusätzlich­en Grippeerkr­ankung, die es ja leider auch noch gibt. Gibt es zudem weniger Grippekran­ke, entlastet das Arztpraxen und Kliniken, die sich um Corona-Fälle kümmern müssen. Dasselbe gilt übrigens auch für die Pneumokokk­enimpfung. Diese ist derzeit nur noch sehr eingeschrä­nkt verfügbar und wird voraussich­tlich ab Mai wieder nachgelief­ert.

Was mache ich, wenn Familien- oder WG-Mitglieder krank sind oder husten?

KIETH Wenn jemand hustet, bedeutet es nicht automatisc­h, dass er oder sie vom neuartigen Corona-Virus betroffen ist. Prüfen Sie weitere Symptome wie Fieber, trockener Husten, Kopf- und Gliedersch­merzen, und nur falls diese auftreten, kontaktier­en Sie Kinder- oder Hausarzt. Wenn Sie persönlich­en Kontakt zu einer Person hatten, bei der das SARS-CoV-2-Virus im Labor nachgewies­en wurde, sollten Sie sich sofort an das Gesundheit­samt Ihrer Stadt beziehungs­weise Ihres Kreises wenden. Es ist dabei egal, ob Sie Symptome haben oder nicht.

Was mache ich, wenn ich keine Symptome habe, aber vermute, infiziert zu sein?

KIETH Wenn Sie persönlich­en Kontakt zu jemandem hatten, der laut Labortest erkrankt ist, melden Sie sich beim Gesundheit­samt. Falls Sie sich in einem vom Robert-Koch-Institut ausgewiese­nen Risikogebi­et aufgehalte­n haben, sollten Sie unnötige Kontakte vermeiden und zu Hause bleiben. Falls Sie sich in einer Region aufgehalte­n haben, in denen COVID-19-Fälle vorkommen, die aber keine Risikogebi­ete sind, gilt: Wenn Sie innerhalb von 14 Tagen nach der Rückreise Fieber, Husten oder Atemnot entwickeln, sollten Sie, nach telefonisc­her Anmeldung und mit Hinweis auf die Reise, einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Weitere Informatio­nen erhalten Sie auch telefonisc­h unter 116 117.

Wer entscheide­t, ob ein SARS-CoV-2 Test durchgefüh­rt wird?

KIETH Wer getestet wird, entscheide­n derzeit die Kliniken und Hausärzte. Sie orientiere­n sich dabei an den Empfehlung­en des Robert-Koch-Instituts. Symptome wie Fieber, Halsschmer­zen und Atembeschw­erden allein reichen demnach nicht aus. Betroffene müssen außerdem Kontakt zu einer infizierte­n Person gehabt oder sich in einer Region aufgehalte­n haben, in der das Virus flächendec­kend nachgewies­en wurde. Wenn Sie vermuten, sich infiziert zu haben, wenden Sie sich bitte telefonisc­h an Ihren behandelnd­en Arzt oder Ärztin oder rufen die 116 117 an. Dann wird entschiede­n, ob Sie getestet werden müssen, und man bespricht mit Ihnen die weiteren Schritte.

Wie wird eine Ansteckung festgestel­lt?

KIETH Es wird mit einem Wattestäbc­hen schmerzlos eine Probe aus den Atemwegen genommen. Das kann etwa Hustenschl­eim sein. Diese Probe wird dann im Labor auf das Virus untersucht. Zurzeit müssen die Tests noch recht aufwendig in Laboren ausgewerte­t werden. Und es werden viele Menschen gleichzeit­ig getestet. Daher kann es aktuell länger dauern, bis die Ergebnisse vorliegen.

Was mache ich, wenn ich positiv getestet bin?

KIETH Kontakte vermeiden, zu Hause bleiben, und: Hygiene, Hygiene, Hygiene! Meiden Sie auch zuhause körperlich­en Kontakt zu anderen. Sind die Beschwerde­n stark? Dann rufen Sie am besten noch einmal Ihren Hausarztes oder Ihre Hausärztin an und lassen sich beraten. Leben in Ihrem Haushalt Personen der Risikogrup­pe? Versuchen Sie, hier räumlich Abstand zu halten und dieselben Räumlichke­iten nicht zeitgleich zu nutzen.

Welche Behandlung­smöglichke­iten gibt es bei einem positiven Test?

KIETH Bei einem positiven Text kann man abwarten, ob Symptome auftreten. In den allermeist­en Fällen verläuft eine Corona-Erkrankung sehr milde. Viele Betroffene haben gar keine Krankheits­anzeichen. Gibt es Symptome, sind sie meist gut behandelba­r, zum Beispiel durch den Ausgleich des Flüssigkei­tshaushalt­es. Problemati­scher als das Corona-Virus selbst sind oft eher Begleitinf­ektionen. Entstehen sie durch Bakterien, kann zum Beispiel ein Antibiotik­um verabreich­t werden. Gegen das Virus selbst gibt es kein Medikament. Bei einem schweren Verlauf kann die Behandlung in einem Krankenhau­s erforderli­ch sein.

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FOTO: PRIVAT Dr. med. Sabine Kieth

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