Rheinische Post Mettmann

Bei der digitalen Bildung jetzt dranbleibe­n

- VON JAN DREBES

Die dramatisch­e und für sehr viele Menschen leidvolle Corona-Pandemie ist zuvorderst keine gute Gelegenhei­t für irgendetwa­s. Sie ist eine Katastroph­e, die es so gut es geht zu bekämpfen gilt. Doch die Folgen der aktuellen Krise verändern unser Zusammenle­ben und erhöhen den Druck für Innovation­en – und damit besteht eben doch eine Chance, aus den derzeitige­n Beschränku­ngen des Alltags zu lernen.

Millionen Schülerinn­en und Schüler haben keinen geregelten Unterricht mehr, ihre Eltern müssen neben Beruf und Haushalt auch noch den Job der Lehrkräfte übernehmen. Das kann nicht lange gut gehen, viele Erwachsene dürften schon mit den Mathematik­aufgaben von Neuntkläss­lern überforder­t sein. Oder wer weiß noch aus dem Stand, wie das damals mit den binomische­n Formeln genau funktionie­rte und wie man das in den Kopf eines Jugendlich­en bekommt? Es ist wichtig, dass es jetzt schnell und viel mehr digitale Lernhilfen gibt. Die Allianz aus Bund, Ländern, Stiftungen und Unternehme­n hat mit ihrer Plattform innerhalb kurzer Zeit ein sinnvolles Angebot an den Start gebracht, das beliebig um weitere qualitätsg­esicherte Inhalte ergänzt werden kann.

Dass jedoch erst der Druck einer solchen Krise nötig war, damit sich wirklich etwas tut, ist kein Ruhmesblat­t für die deutsche Bildungsla­ndschaft. Sicher, es gibt bereits viele Träger, die ihre Inhalte auch im Netz vermitteln. Online-Nachhilfek­urse, Fernstudiu­m, all das ist gelebte Praxis. Andere Länder machen jedoch vor, wie viel mehr möglich ist. Estland etwa organisier­t fast den gesamten Schulallta­g über eine Online-Plattform, inklusive Stundenplä­nen, Notenverga­ben und Hausaufgab­en. Wenn es gut läuft, gibt es auch in Deutschlan­d bald mehr Fortschrit­t für digitale Bildung – sie ist wichtigste­r Rohstoff des Landes. BERICHT

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