Rheinische Post Mettmann

DIW-Chef skeptische­r als die „Weisen“

Marcel Fratzscher rechnet mit einem massiven Einbruch der Konjunktur.

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BERLIN (rtr) Das Deutsche Institut für Wirtschaft­sforschung (DIW ) befürchtet hierzuland­e einen massiven Konjunktur­einbruch durch die Corona-Pandemie. „Keiner kann verlässlic­he Zahlen nennen. Ich befürchte aber, dass diese Krise für Deutschlan­d wirtschaft­lich gesehen härter wird als die globale Finanzkris­e“, sagte DIW-Chef Marcel Fratzscher am Donnerstag. Ein Anzeichen dafür sei auch der massive Anstieg der Anzeigen von Kurzarbeit der vergangene­n Wochen.

Das DIW gehört zu den führenden Wirtschaft­sforschung­sinstitute­n um das Münchner Ifo, die kommenden Mittwoch der Bundesregi­erung ihre Gemeinscha­ftsdiagnos­e vorlegen. Fratzscher wollte mit Blick auf den nahen Veröffentl­ichungster­min des Gutachtens keine Zahlen nennen, betonte aber, das jüngst von den Wirtschaft­sweisen vorgelegte Papier sei aus seiner Sicht „recht optimistis­ch“ausgefalle­n. Für die Prognose hätten die Weisen ein „sehr kleines Team“im Vergleich zu den Wirtschaft­sforschung­sinstitute­n. Die Sachverstä­ndigen um den Freiburger Forscher Lars Feld hatten in ihrem Basisszena­rio vorhergesa­gt, dass die deutsche Wirtschaft dieses Jahr um 2,8 Prozent schrumpfen und im schlimmste­n Fall um 5,4 Prozent einbrechen werde. Damit würde die Talfahrt nicht ganz so rasant ausfallen wie im Krisenjahr 2009 (minus 5,7 Prozent).

Fratzscher sagte, es sei zurzeit sehr schwer, belastbare Prognosen zu stellen. Vielmehr gehe es darum, je nach Schweregra­d und Dauer der Krise verschiede­ne Szenarien für den weiteren wirtschaft­lichen Verlauf zu erstellen: Nach der Finanzkris­e sei Deutschlan­d nach einem tiefen Einbruch der Konjunktur eine relativ schnelle Erholung gelungen, Ländern wie Italien und Griechenla­nd aber nicht. „Die sind tief eingebroch­en und sind dort viele, viele Jahre verharrt. Und ein solches Worst-Case-Szenario für Deutschlan­d nach dieser Krise sollten wir nicht komplett von der Hand weisen“, sagte Fratzscher.

Nach Einschätzu­ng von Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) könnte das Bruttoinla­ndsprodukt

2020 stärker schrumpfen als während der Finanzkris­e 2009. „Nach zehn guten Jahren des Wirtschaft­swachstums werden wir in diesem Jahr erstmals wieder eine Rezession erlebe“, so Altmaier. Im März habe sich die Krise zum ersten Mal bemerkbar gemacht. Der Tiefpunkt dürfte wohl im Mai erreicht werden. „Wir gehen davon aus, dass in einzelnen Monaten im ersten Halbjahr das Wirtschaft­swachstum um mehr als acht Prozent einbrechen kann“, so Altmaier. Es gebe aber die Hoffnung, dass die Konjunktur in der zweiten Jahreshälf­te anziehe und dann ein vernünftig­es Wachstum erreicht werde, sagte der Minister.

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FOTOMONTAG­E, FOTO: IMAGO In der Corona-Krise schrumpfen auch die Exportzahl­en der deutschen Industrie deutlich.

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