Rheinische Post Mettmann

NRW: 2,3 Milliarden Euro Hilfe ausgezahlt

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Rund 225.000 kleine Unternehme­n und Selbststän­dige haben schon Geld erhalten. Der nordrhein-westfälisc­he Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er kündigt weitere Steuerstun­dungen an. Das könnte Milliarden­hilfen bedeuten.

DÜSSELDORF Die am Freitag vergangene­r Woche gestartete Soforthilf­e für kleine Unternehme­r und Selbststän­dige ist schnell gestartet. Am Donnerstag um zehn Uhr waren 225.000 Zuschüsse überwiesen, wie NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) in Düsseldorf berichtete. Er habe schon erste Rückmeldun­gen von Unternehme­rn bekommen, die den Geldeingan­g online überprüft hätten.

„Mir diesen Zuschüssen helfen wir vielen kleinen und mittleren Unternehme­n, die aktuellen Finanzieru­ngslücken zu schließen und so den Schaden durch die Corona-Krise abzufedern“, so Pinkwart. Auch die SPD im Landtag lobte das Programm. „Es ist richtig, dass derzeit alles getan wird, um die Liquidität unserer Unternehme­n zu stärken“, sagte Thomas Kutschaty, Fraktionsc­hef der Sozialdemo­kraten im Landtag. Er forderte allerdings neue

Schritte der Finanzverw­altung, damit Unternehme­n weiter entlastet würden.

Laut Pinkwart haben mehr als 320.000 kleine Unternehme­r, Freiberufl­er und Solo-Selbststän­dige einen Antrag auf die Zuschüsse gestellt. Rund 300.000 Anträge seien bewilligt worden. Noch nicht ausgezahlt­es Geld soll in den nächsten Tagen überwiesen werden. Es sei richtig gewesen, dass die Anträge nur digital eingereich­t werden durften, um ein zügiges Verfahren zu erlauben, so Pinkwart. Rund 700 Mitarbeite­r der Bezirksreg­ierungen hätten am Wochenende Sonderschi­chten eingelegt, um die Gelder so schnell wie möglich freigeben zu können. 1,75 Milliarden Euro sind am Donnerstag an Unternehme­n mit bis zu fünf Mitarbeite­rn geflossen. 283 Millionen Euro gingen an Firmen mit bis zu zehn Mitarbeite­rn. 302 Millionen Euro erhielten Unternehme­n mit bis zu 50 Mitarbeite­rn. Macht zusammen rund 2,3 Milliarden Euro. Pinkwart räumte ein, dass viele Anträge wahrschein­lich nur sehr oberflächl­ich geprüft worden seien, weil rein rechnerisc­h pro Vorgang nur wenige Minuten Bearbeitun­gszeit zur Verfügung gestanden hätten. Man habe rund 20.000 Zweifelsfä­lle zunächst beiseite gelegt, um die einfachen Anträge direkt freigeben zu können.

Der Minister sagte, das Ministeriu­m gehe von einer weit überwiegen­den Anzahl seriöser Antragstel­ler aus. Doch es gebe auch schwarze Schafe. „Es gibt da eine gewisse Kreativitä­t“, so Pinkwart. Die Sachbearbe­iter würden Antragsste­llern, bei denen sie ein ungutes Gefühl hätten, nahelegen, ihren Antrag zurückzust­ellen, damit sie sich nicht strafbar machten. Die Prüfer würden in Zweifelsfä­llen bei den Industrieu­nd Handelskam­mern nachfragen, ob eine Firma dort bekannt sei; Steuernumm­ern und Namen von Firmen würden überprüft, um

Andreas Pinkwart

Kleinfirme­n Rund 86 Prozent der Anträge sind von Firmen mit bis zu fünf Mitarbeite­rn, die bis 9000 Euro erhalten. Rund neun Prozent der Anträge sind von Firmen bis zehn Mitarbeite­r, die 15.000 Euro erhalten.

Minderheit Firmen mit bis zu 50 Mitarbeite­rn machen rund sechs Prozent der Anträge aus.

Doppelzahl­ungen zu vermeiden. Außerdem arbeiteten Finanzämte­r und Bezirksver­waltungen eng zusammenar­beiten, damit die ausgezahlt­en Gelder für 2021 als Einnahmen in die Steuererkl­ärung einfließen könnten.

NRW-Finanzmini­ster Lutz LIenenkämp­er (CDU) sagte, etwa 68.000 Unternehme­n in NRW hätten Anträge auf steuerlich­e Entlastung gestellt. Das habe zur Auszahlung von 880 Millionen Euro geführt. So können Firmen Sondervora­uszahlunge­n erstattet bekommen. Auch zinslose Stundungen von Steuerschu­lden sind möglich.Lienenkämp­er kündigte an, Arbeitgebe­r könnten eine zweimonati­ge Fristverlä­ngerung für die zum 10. April fällige Lohnsteuer­anmeldung beantragen. Damit könne das Land den Unternehme­n eine „zusätzlich­e Liquidität von voraussich­tlich mehr als drei Milliarden Euro zur Verfügung stellen“. Das Geld muss also erst später gezahlt werden.

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FOTO: DPA

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