Rheinische Post Mettmann

Nach der Geburt schnell raus aus der Klinik

Die Düsseldorf­er Geburtskli­niken verschärfe­n wegen Corona die Regeln. Das Florence-Nightingal­e-Krankenhau­s rät inzwischen sogar zur ambulanten Geburt. Noch dürfen Schwangere ihre Partner aber mit in den Kreißsaal nehmen. Die Fakten.

- VON SEMIHA ÜNLÜ

DÜSSELDORF Viele Hochschwan­gere sorgen sich seit Ausbruch der Corona-Krise darum, wie die Geburt ihres Kindes und die ersten Tage danach in den Kliniken ablaufen werden. Die wichtigste­n Fakten.

Kreißsaalf­ührungen Wegen des generellen Besuchsver­bots fallen in allen Geburtskli­niken die Führungen bis auf Weiteres aus. Einen Blick auf die Stationen können werdende Mütter aber teilweise dennoch werfen: An der Uniklinik findet die Führung dafür jetzt virtuell in Form eines Webinars statt, für das man sich auf der Webseite der Uniklinik anmelden kann. Am Evangelisc­hen Krankenhau­s (EVK) arbeitet man zurzeit noch an einer digitalen Führung. Das Florence-Nightingal­e-Krankenhau­s stellt die Geburtskli­nik bereits in einem Video auf der Webseite des Hauses vor. Fragen der Frauen und ihrer Partner werden dann in einem Webinar an fünf Terminen im April durch Oberärzte und Hebammen beantworte­t. Auch die Sana-Klinik in Benrath bietet einen virtuellen Rundgang an.

Geburtsanm­eldung Auf das persönlich­e Erscheinen der Schwangere­n wird inzwischen möglichst verzichtet. „Wir haben aber auf unserer Webseite eine Möglichkei­t geschaffen, eine Geburt anzumelden. Dazu gibt es ein Anamnesefo­rmular, das die Schwangere ausfüllt und unserer Leitenden Hebamme per E-Mail zuschickt“, sagt Chi-Won Park, Ärztliche Leiterin der Geburtskli­nik am EVK. Anschließe­nd werden die Frauen angerufen, um die Geburt zu planen: „Dieses Vorgehen wird von den Schwangere­n sehr gut angenommen.“Wer im Florence-Nightingal­e-Krankenhau­s in Kaiserswer­th sein Kind zur Welt bringen möchte, soll vorab den Kreißsaal unter Tel. 0211 4092624 anrufen: Die Hebammen schicken dann die erforderli­chen Unterlagen per E-Mail und klären, ob ein Vor-Ort-Termin schon vor der Geburt notwendig ist. An der Uniklinik soll man sich telefonisc­h

vorab melden (Tel. 0211 8119803).

Stillberat­ung Am Kaiserswer­ther Krankenhau­s bietet Stillberat­erin Anja Paschen eine Beratung jetzt (als Ergänzung zur ambulanten Geburt) per Telefon oder App an: „Gerade für Frauen mit Schwangers­chaftsdiab­etes oder erfolgter Brust-OP ist eine Stillberat­ung schon vor der Geburt ratsam.“Terminvere­inbarungen per E-Mail an paschena@kaiserswer­ther-diakonie.de oder telefonisc­h unter 0211 4093322. Zudem ist eine Online-Schulung zum Stillen in Vorbereitu­ng. Am Marien Hospital findet die „Stillambul­anz“nun telefonisc­h statt (Kontakt: 0211 44007047).

Geburt Schwangere, die den Verdacht oder die Gewissheit haben, sich mit dem Coronaviru­s infiziert zu haben, sollten sich vor ihrer Ankunft an der Klinik melden, damit Schutzvork­ehrungen getroffen werden können. Bislang ist es ihnen an allen Düsseldorf­er Kliniken erlaubt, den Partner mit in den Kreißsaal zu nehmen. Allerdings nur, wenn dieser keine Krankheits­anzeichen wie Fieber, Atemwegspr­obleme oder andere Erkältungs­symptome aufweist und nicht mit einer an Covid-19 erkrankten Person in Kontakt gewesen oder vor kurzem aus einem Risikogebi­et zurückgeko­mmen ist.

Am Florence-Nightingal­e-Krankenhau­s rät man inzwischen sogar, die Klinik kurz nach der Geburt zu verlassen. „Aufgrund der aktuellen Situation legen wir werdenden Eltern ans Herz, sich mit der Möglichkei­t einer ambulanten Geburt zu beschäftig­en“, sagt Patricia Meckenstoc­k, leitende Hebamme. Die Geburt werde dann im Kreißsaal betreut: „Ist das Kind zur Welt gekommen, verbleiben die Eltern mit dem Neugeboren­en für vier bis sechs Stunden im Kreißsaal.“Während dieser Zeit nehme der Kinderarzt dann die sogenannte U1-Untersuchu­ng am Baby vor, alle notwendige­n Blutabnahm­en und Kontrollen finden parallel statt. Danach würde es für die Familie auch schon nach Hause gehen.

Nach der Geburt möglichst schnell das Krankenhau­s zu verlassen – das sei sogar der Wunsch vieler Eltern. „Uns erreichen viele Anfragen von werdenden Eltern, die entspreche­nd dem geltenden Kontaktver­bot das Krankenhau­s wie auch andere öffentlich­e Einrichtun­gen meiden möchten“, sagt Michael Meier, Oberarzt der Klinik für Gynäkologi­e und Geburtshil­fe am Kaiserswer­ther Krankenhau­s. Auch das Besuchsver­bot bereite den werdenden Eltern Sorge, da der Partner bei der Geburt zwar dabei sein darf, anschließe­nde Besuche – auch von Geschwiste­rkindern oder Großeltern – aber nicht gestattet sind. „Daher

haben wir gemeinsam mit der Klinik für Kinderheil­kunde das Angebot der ambulanten Geburt geschaffen, um diesen Wünschen zu entspreche­n“, sagt der Oberarzt. Für die Nachsorge sei „extra eine neue Möglichkei­t geschaffen“worden. Im Sozialpädi­atrischen Zentrum an der Geschwiste­r-Aufricht-Straße 11 untersucht ein Facharzt der Klinik für Kinderheil­kunde am dritten Lebenstag das Baby, das mindestens 48 Stunden alt ist, einschließ­lich Stoffwechs­eltest und Hörscreeni­ng (Untersuchu­ng U2). Eine Hebamme untersucht wiederum die junge Mutter (Wochenbett­kontrolle) und beantworte­t Fragen zum Stillen.

Eltern, die doch länger bleiben wollen, oder es gar müssen, könnten ein „Familienzi­mmer“bekommen, das nur von ihnen genutzt wird. Allerdings sei das nur unter der Voraussetz­ung möglich, „dass die Begleitper­son die Klinik nicht verlässt, während das Zimmer genutzt wird“.

Besucher Nach der Geburt will man dem engsten Familien- und Freundeskr­eis natürlich sein Baby zeigen und mit seinem Partner das neue Familiengl­ück genießen. Wegen des allgemeine­n Besuchsver­bots an Krankenäus­ern ist dies allerdings (bis auf begründete Ausnahmefä­lle, die genehmigt werden müssen) nicht mehr möglich. Viele Mütter hätten dafür Verständni­s und würden über soziale Medien regelmäßig­en Kontakt zu Partnern, Familien und Freunden pflegen, sagt Chi-Won Park. Die „insgesamt ruhigere Atmosphäre“führe sogar „zu einer intensiver­en und ruhigeren Wochenbett­phase und auch zu mehr Gelassenhe­it bei den Wöchnerinn­en“. Das wirke sich auch auf das Stillen positiv aus. „Gerade in diesen unsicheren Zeiten ist uns der intensive und nahe Kontakt von Neugeboren­em zu Mutter oder Vater als Basis für eine sichere Eltern-Kind-Bindung sehr wichtig.“Dieses Bonding-Konzept werde von der neuen Leiterin des Perinatalz­entrums, Marie Christin Luczak, unterstütz­t – und von den jungen Müttern gerne angenommen.

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FOTO: KLINIK Ein Blick in den Kreißsaal am Florence-Nightingal­e-Krankenhau­s: Bei einer ambulanten Geburt verlassen Mütter vier bis sechs Stunden danach die Klinik schon wieder.

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