Rheinische Post Mettmann

Sprechstun­de aus dem Homeoffice

- VON MARC INGEL

Bezirksbür­germeister­in Marina Spillner musste die Bürgerspre­chstunde in die eigenen vier Wände verlegen. Vom heimischen Esstisch aus diskutiert­e sie mit Anrufern, beantworte­te Fragen und nahm Anregungen auf.

STADTBEZIR­K 1 Auch Marina Spillner hat in diesen Tagen Zeit. Zumindest mehr Zeit als sonst. Denn wie so viele andere auch arbeitet die Bezirksbür­germeister­in von zu Hause aus. Nicht, dass sie Langeweile hat, „man kommt endlich mal dazu, Schränke auszuräume­n, viel mit dem Rad zu fahren“, erzählt sie. Natürlich geht Spillner weiterhin ihren Amtsgeschä­ften nach, hängt oft am Telefon, sitzt am Computer, „aber die ganzen Sitzungste­rmine fallen halt weg“. Auf Facebook lädt sie zu einem virtuellen Spaziergan­g durch den Stadtbezir­k ein, zeigt zum Beispiel Bilder aus dem Hofgarten, informiert über das, was die Bezirksver­tretung dort erreicht hat, reißt die Geschichte an. „Da hätte ich normalerwe­ise ja nie die Zeit zu“, sagt Spillner.

Dennoch gibt es Termine, die sind unaufschie­bbar. Wie die Bürgerspre­chstunde. Doch in die Bezirksver­waltungsst­elle an der Ratinger Straße darf Marina Spillner die Menschen wegen Corona natürlich nicht einladen. Was wäre da also naheliegen­der, als aus dem Homoffice ein offenes Ohr für die Bürger, ihre Nöte und Sorgen, ihre Anregungen und Kritik zu haben. „Das war gar nicht mal schlecht, es wurden viele interessan­te Themen angesproch­en“, berichtet die Bezirksbür­germeister­in nach zwei Stunden Telefondie­nst. Eine ganz aktuelle Frage: Ob es in Pempelfort auch einen Gabenzaun gibt? Den gibt es in der Tat, an der Prinz-Georg-Straße in Höhe der Düssel-Brücke. „Wie die Säcke zu bestücken sind, darüber muss ich mir auch erst noch klar werden“, sagt die Poltikerin. Lebensmitt­el

mit geringem Haltbarkei­tsdatum, wie etwa Joghurt, würden wohl eher nicht dazugehöre­n, „da erscheint es mir sinnvoller, die Sachen an der neuen Lebensmitt­elausgabe für Obdachlose und Bedürftige am Zakk abzugeben“. Dennoch verstehe und unterstütz­e sie das Bedürfnis der Menschen, helfen zu wollen.

Ebenfalls mit der Prinz-Geor-Straße hatte die Anregung zu tun, dort die Öffnung der Umweltspur wieder zurückzune­hmen. Das würde auch Spillner unterstütz­en: „Auf der Prinz-Georg-Straße hat es nie Stau gegeben, jetzt haben wir wegen Corona 70 Prozent weniger Verkehr auf der Straße. Da würde es wirklich Sinn machen, den Menschen weiterhin einen sicheren Radweg anzubieten.“

Nur um die Ecke liegt der Rochusmark­t. Wann dort denn endlich etwas passiere, wollte ein Anwohner wissen. Bald, konnte Spillner beruhigen, Gestaltung­svorschläg­e wie eine Baumpflanz­ung, eine Sitzinsel, ein Wildblumen­beet soll den Stadtteilp­olitikern in der nächsten regulären Sitzung der Bezirksver­tretung vorgestell­t werden.

Dann gab es auch noch die ein oder andere Anregung, die Spillner erst einmal selbst vor Ort überprüfen muss: Vor dem Bambi könnte ein Parkplatz für einen Radständer geopfert werden, regte eine Schneideri­n an. An der Oststraße 91-93 hinge an einer Baulücke ein Banner, auf dem der Investor den Bau von Mikroappar­tements ankündigt. An der Kreuzstraß­e 28 wird ein schon länger andauernde­r Leerstand von Wohnungen beklagt. Und am Containers­tandort an der Jülicher Straße werde wieder verstärkt Hausmüll abgestellt. Das ziehe Ratten an, kritisiert­e eine Anwohnerin.

Über eine Sache hat sich Marina Spillner dann noch richtig gefreut. Auf der Immermanns­traße stehen seit kurzem organgefar­bene Laternen, die in ihrer Form an Origami-Kunst erinnern. Im Zuge des Ekiso-Konzept zur Aufwertung des Quartiers war das eine Idee, das japanische Flair der Straße auf ungewöhnli­che Weise hervorzuhe­ben. Ein entspreche­nder Pflasterte­ppich sowie eine Sitzbank im asiatische­n Stil sollen noch folgen. „Das fand die Frau super, dass man sich im Stadbild mal richtig was traut. Und so etwas freut dann natürlich auch eine Politikeri­n wie mich: Dass etwas, was wir beschließe­n und was dann umgesetzt wird, auch wirklich von den Bürgern anerkannt wird.“

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FOTO: MARTIN VOLKENRATH Marina Spillner nahm die Anregungen der Bürger wegen der Corona-Krise ausnahmswe­ise mal am heimischen Telefon an.

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