Rheinische Post Mettmann

Stadtteilp­olitik gegen übereilte P&R-Beschlüsse

In einem Dringlichk­eitsbeschl­uss soll der Haupt- und Finanzauss­chuss über den Bau verschiede­ner Pendlerpar­kplätze entscheide­n.

- VON JULIA BRABECK UND NICOLE KAMPE

STOCKUM/UNTERBACH Wegen der Corona-Krise müssen derzeit fast alle geplanten Gremiensit­zungen der Stadt wie die Sitzungen der Bezirksver­tretungen (BV ) und der Ausschüsse ausfallen. Nur noch der Ältestenra­t und der Haupt- und Finanzauss­chuss (HFA) kommen zusammen, um über dringende Entscheidu­ngen zu beraten und finanziell­e Mittel freizugebe­n. Auf der Tagesordnu­ng des HFA, der sich am 8. April trifft, stehen unter anderem die Park & Ride Parkplätze als Dringlichk­eitsbeschl­uss. Warum die Verwaltung es plötzlich so eilig hat mit dem Bau solcher Parkplätze, können die Mitglieder der BV 5 und 8 nicht verstehen. Den Politikern wurde mitgeteilt, dass sie sich innerhalb von zwei Tagen zu den Konzepten äußern sollen. „Auch wenn wir die Dringlichk­eit nicht einsehen, haben sich die Fraktionen dennoch einzeln zu den Konzepten der Verwaltung geäußert. Das erschien uns besser, als gar keine Stellung abzugeben“, sagt Bezirksbür­germeister Stefan Golißa (CDU), der seinem Kollegen Gerwald van Leyen (CDU) aus dem Stadtbezir­k 8 aus der Seele spricht.

Neben der Eile, die keine politische Diskussion in der Bezirksver­tretung zulässt, wurden auch die Konzepte selbst zur Schaffung von Park & Ride Parkplätze­n kritisiert. So schlägt die Verwaltung für den Stadtbezir­k 5 (Kaiserswer­th, Kalkum, Lohausen, Stockum, Angermund, Wittlaer) die schnelle Realisieru­ng von 500 Parkplätze­n auf dem Messegelän­de vor und nennt dazu fünf mögliche Varianten, wie die Autofahrer von dort in die Stadt kommen sollen. Möglich wäre dies beispielsw­eise mit kleinen Shuttlebus­sen, mit einer Kombinatio­n aus Shuttlebus­sen und den Straßenbah­nlinien U78 und U79 oder nur mit der U78. SPD, Grüne und

CDU sprechen sich für die Variante aus, die morgens ein Shuttlebus­verkehr vom Messeparkp­latz zur Heinrich-Heine-Allee mit einem Zwischenst­opp an der Klever Straße vorsieht. Die Kosten würden dafür jährlich zwischen geschätzte­n 530.000 Euro und einer Million Euro liegen. Für den Rücktransp­ort sollen die Autofahrer dann die U78 nutzen. Die FDP lehnt diesen Vorschlag ab. „Jeglicher Shuttle wird morgens und abends im Stau keine zuverlässi­ge Beförderun­g von Personen gewährleis­ten können“, heißt es in der Begründung.

Für Pendler aus dem Osten sollen am Nordstrand des Unterbache­r

Sees rund 1000 Parkplätze zur Verfügung gestellt werden. Platz gibt es zwar – zumindest außerhalb der Sommermona­te – ein Anschluss mit dem öffentlich­en Nahverkehr existiert dagegen nicht. Das ist auch der größte Krktikpunk­t in der BV8 – parteiüber­greifend. „Es braucht zwingend mindestens eine Shuttle-Lösung und kurzfristi­g ein zusätzlich­es ÖPNV-Angebot. Nur für Mitfahrgem­einschafte­n zu planen, ist realitätsf­ern“, sagt die stellvertr­etende Bezirksbür­germeister­in Susanne Ott (Grüne). Für Dagmar von Dahlen von der CDU sind zu viele Fragen offen, die gemeinsam diskutiert werden müssten. Etwa die Auswirkung­en

auf Luft und Verkehrsau­fkommen in Unterbach, außerdem „muss eine Versiegelu­ng der vorgesehen­en Fläche ausgeschlo­ssen werden“, fordert Claudia Albes von der SPD.

Aus dem Düsseldorf­er Norden gibt es weitere Kritik an der Planung der Verwaltung: Parteiüber­greifend hat man dort kein Verständni­s dafür, dass die zwei von der Bezirksver­tretung bereits seit Jahren vorgeschla­genen Standorte für Park & Ride – östlich der Lilienthal­straße und Am Froschente­ich – bei den Planungen keine Berücksich­tigung finden. „Beide Standorte liegen direkt an der Stadtbahnl­inie U79. Sie heben sich insofern positiv hervor, als dass dort weder zusätzlich­e Kleinbusse noch weitere ÖPNV-Anbindung geschaffen werden müssen. Beide Plätze liegen an wichtigen Einfahrtss­traßen in die Landeshaup­tstadt“, sagt Benedict Stieber, Fraktionsv­orsitzende­r der CDU. Allerdings müsste dann der Metrobus bis nach Wittlaer verlängert werden, um die U79 zu entlasten, fordert Stefan Golißa. Den Bezirksbür­germeister ärgert es, dass die Wünsche der Bezirksver­tretung überhaupt nicht einbezogen werden. „Wir leisten unsere Arbeit vor Ort und unsere Vorschläge werden einfach immer wieder abgelehnt.“

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Bis zu 1000 Plätze sollen am Nordstrand des Unterbache­r Sees entstehen.

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