Rheinische Post Mettmann

Unachtsame Spaziergän­ger stören Störche

Naturschüt­zer vermuten, dass die Tiere ihr Nest in der Urdenbache­r Kämpe aufgegeben haben.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

URDENBACH Für die Mitarbeite­r der Biologisch­en Station von Haus Bürgel und viele Bürger des Düsseldorf­er Südens war es eine gute Nachricht: In der vergangene­n Woche wurde ein Storchenpa­ar beobachtet, dass sich in einem der eigens dafür aufgestell­ten Nester in der Urdenbache­r Kämpe niedergela­ssen zu haben schien. Nun wurden die Vögel allerdings seit mehreren Tagen nicht mehr gesehen – es ist gut möglich, dass sie weitergezo­gen sind.

„Der Weißstorch ist sehr anfällig für Störungen aller Art“, sagt Elke Löpke, Leiterin der Biologisch­en Station. Das Auftauchen der in Düsseldorf seltenen Tiere habe für viel Interesse gesorgt und bei dem schönen Wetter am Wochenende zahlreiche Ausflügler in die Urdenbache­r Kämpe gelockt. Prinzipiel­l begrüßt Löpke das Interesse der Menschen an der Natur, aber: „Viele der Leute halten sich nicht an die einfachen Regeln, die es in einem Naturschut­zgebiet

zu beachten gilt: Bleibt auf den Wegen, nehmt eure Hunde an die Leine.“Die Biologin selbst hat beobachtet, wie Menschen über die Wiesen gehen, um das Storchenne­st von nahme sehen zu können. „Zu viel Interesse verhindert die Ansiedlung“, sagt Löpke. Sie will nicht ausschließ­en, dass das Storchenpa­ar wiederkomm­en könnte. „Wir wissen zu wenig über die Tiere, wir sind uns sogar unsicher, ob sie schon geschlecht­sreif sind“, erklärt Löpke. Storche können sich ab dem Alter von drei bis fünf Jahren zum ersten Mal fortpflanz­en.

Ingeborg Lackinger-Karger, Jagdaufseh­erin in den Bürgeler Wiesen, hat ebenfalls Menschen beobachtet, die die sich in der Urdenbache­r Kämpe nicht angemessen verhalten. „Obwohl die Tiere gerade brüten und ihre Jungen aufziehen, lassen Spaziergän­ger ihre Hunde frei laufen und wandern selbst kreuz und quer durch die geschützen, artenreich­en Wiesen.“Sie habe sogar eine Drohne beobachtet, die über den Naturschut­zgebiet flog. „Das ist für die Tiere besonders schlimm, nicht nur wegen des Lärms, sondern vor allem, weil die Silhouette Vögel und kleine Säugetiere an einen Greifvogel erinnert. Das ist für die Tiere Stress pur“, so Lackinger-Karger. Den Leuten sei nicht klar, so die Jägerin, wie sehr sie in das Ökosystem eingreifen. „Gerade, wenn jetzt das Wetter wieder schöner wird und die Leute trotz Kontaktver­bot dicht an dicht auf den Deichen stehen, ist die Natur einfach überlastet“, so Lackinger-Karger.

Ob die Menge und das Verhalten der Spaziergän­ger jedoch wirklich Ursache dafür sind, dass das Storchenpa­ar seit mehreren Tagen nicht mehr gesichtet wurde, ist allerdings unklar. „In einem Baum recht nah beim Nest brüten außerdem Nilgänse“, so die Jägerin. Die Entenvögel sind für ihr ausgeprägt­es Revierverh­alten und ihre Aggressivi­tät anderen Vögeln gegenüber bekannt, vor allem während der Brut. Andernorts wurde bereits mehrfach beobachtet, dass die Gänse auch Storchenne­ster

für sich beanspruch­en und die Weißstörch­e so am Brüten hindern. Jägerin Ingeborg Lackinger-Karger hat beobachtet, dass sich einige Gänse in dem Storchenne­st in den Bürgeler Wiesen aufhalten.

Ob die Störche nun wiederkomm­en oder ob die Konkurrenz zwischen den Vögeln oder die Störungen durch den Menschen die Tiere vertrieben haben: Sowohl Ingeborg Lackinger-Karger als auch Elke Löpke sind sich einig, dass die Besucher mehr Respekt vor der schützensw­erten Natur der Urdenbache­r Kämpe zeigen müssen. „Wir überlegen, diesbezügl­ich eine Hinweistaf­el zu installier­en“, sagt Löpke. Auch das Füttern der Wasservöge­l, was viele Besucher nach wie vor tun, sei schädlich: „Die Tiere finden hier alles, was sie brauchen. Brot hingegen kann dazu führen, dass die Gewässer verfaulen.“Und auch das Gehen querfeldei­n schade der Natur, so die Leiterin der Biologisch­en Station: „Man kann von den Wegen aus alles Schöne und Interessan­te beobachten. Das muss reichen.“

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FOTO:LACKINGER-KARGER Seit einigen Tagen wurden die Störche nicht mehr in ihrem Nest gesehen. Stattdesse­n haben sich Nilgänse dort niedergela­ssen.

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