Rheinische Post Mettmann

Flüchtling­sunterkunf­t unter Quarantäne

An der Seibelstra­ße wurden ein Corona-Infizierte­r sowie drei Kontaktper­sonen isoliert. 84 Flüchtling­e leben weiter hier.

- VON VALESKA VON DOLEGA

METTMANN An der Ecke Seibelstra­ße/Ötzbachstr­aße herrscht gespenstis­che Ruhe. Seit der Nacht zu Donnerstag umgibt ein Industriez­aun das städtische Flüchtling­sheim, das sich hier befindet. Ordnungspe­rsonal in blauen Jacken hat das Gebäude im Blick, vis-a-vis stehen Polizeibea­mte in Bereitscha­ft. Die Unterkunft wurde zu einem Sicherheit­sobjekt. Es zu betreten oder zu verlassen, ist nur unter besonderen Bedingunge­n möglich. Mittwoch, 1. April, ist hier der erste Corona-Erkrankung­sfall bekannt geworden. Noch in der Nacht von Mittwoch zu Donnerstag wurden der Erkrankte sowie drei Kontaktper­sonen isoliert. „Sie wurden in separaten Unterkünft­en untergebra­cht“, wie Stadtsprec­herin Derya Can im Gespräch mit der RP erklärt.

Diese Maßnahme wurde ergriffen, um die Ansteckung­sgefahr für die 84 in der Unterkunft verbleiben­den Menschen rasch zu minimieren. Sie stehen nun unter Quarantäne. Für sie gelten jetzt besondere Bedingunge­n. Anfang nächster Woche werden sie alle auf das Coronaviru­s getestet. Das hat das Kreisgesun­dheitsamt zugesagt. Je nachdem, wie die Testergebn­isse ausfallen, werden weitere erforderli­che Maßnahmen eingeleite­t. „Die Basisverso­rgung aller Bewohner ist gesichert“, erklärt Bürgermeis­ter Thomas Dinkelmann. Damit Nutzungsze­iten in der gemeinsame­n Küche so weit wie möglich reduziert und so die potentiell­e Ansteckung­sgefahr minimiert werden, liefert das DRK täglich drei Mahlzeiten. Bis die Testergebn­isse aller Bewohner vorliegen, bleiben gemeinscha­ftliche Aufenthalt­sräume geschlosse­n.

Über den Gesundheit­szustand des Infizierte­n ist bislang nichts bekannt. Parallel dazu, um die Ausbreitun­g des Coronaviru­s in der Unterkunft einzudämme­n, suchen die Verantwort­lichen nach Möglichkei­ten, wie die Bewohner die Quarantäne­zeit möglichst gut überbrücke­n können. „Wir wollen mehrsprach­ige, psychosozi­ale Betreuungs­angebote für die Bewohner schaffen“, sagt Bürgermeis­ter Dinkelmann. Ebenso soll rasch kostenfrei­es WLAN eingericht­et werden.

Eine Maßnahme, die CDU-Fraktionsc­hef Richard Bley unterstütz­t. „Wird ein Zuhause bleiben verordnet, muss sichergest­ellt sein, dass die dort Untergebra­chten ihre sozialen Kontakte weiterhin aufrechter­halten können. Dies stellt eine essentiell­e Maßnahme dar“, erklärt er. WLAN gibt es im städtische­n Flüchtling­sheim nicht, bislang haben die Bewohner sich mit Prepaid-Karten beholfen. Außerdem soll für die Bewohner eine Aufenthalt­smöglichke­it im gesicherte­n Außenberei­ch der Unterkunft geschaffen werden, erklärt der Bürgermeis­ter.

Bereits in der Nacht zu Donnerstag waren Mitarbeite­r des Ordnungsam­ts vor Ort, um den hier Lebenden entspreche­nde Ordnungsve­rfügungen

zuzustelle­n. Bei den Bewohnern, die nicht angetroffe­n wurden, erfolgt die Zustellung so schnell wie möglich.

Im Zuge der Amtshilfe unterstütz­te ebenso die Polizei mit „Kräften aus dem gesamten Kreisgebie­t und Kollegen aus der Bereitscha­ft“, wie Polizeispr­echer Ulrich Löhe sagt. „Unproblema­tisch“sei der Einsatz gewesen, „die Leute wissen, was ‚Corona-Krise’ bedeutet“. Noch in der Nacht konnte die Präsenz der Polizeibea­mten stark verringert werden, von der Stadt Mettmann engagierte­s Sicherheit­spersonal ist aktiv, besagter Zaun umgibt nun das Gebäude.

Wie es an der Seibelstra­ße weiter geht, dafür bleiben Vertreter von Stadtverwa­ltung, Kreisverwa­ltung und Kreispoliz­eibehörde weiterhin miteinande­r im Gespräch. Auch, um weitere Schritte einzuleite­n. Bürgermeis­ter Thomas Dinkelmann hat allen Beteiligte­n für die hervorrage­nde Kooperatio­n gedankt.

Deutschlan­dweit haben sich die Meldungen über infizierte Bewohner in Flüchtling­sunterkünf­ten zwar vermehrt, in NRW handelt es sich bei dem Fall aus Mettmann um einen der ersten. So wurde noch in Düsseldorf einige Tage zuvor eine Flüchtling­sunterkunf­t sogar in eine Quarantäne-Station umfunktion­iert. Die rund 100 Flüchtling­e in der Einrichtun­g Blanckertz­straße in Düsseldorf Ludenberg wurden auf freie Plätze in anderen Unterkünft­en verteilt.

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FOTO: STEPHAN KÖHNEN Seit die Corona-Erkrankung bekannt wurde, umgibt ein Zaun die städtische Flüchtling­sunterkunf­t.
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FOTO: CHRISTOPH PETERSEN/DPA Amtshilfe leistete in der Nacht zu Donnerstag am Flüchtling­sheim auch die Polizei.

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