Rheinische Post Mettmann

Chorsänger proben jetzt am Bildschirm

- VON SUSANN KRÜLL

Die Frauen von „Miss Harmony“und ihr Chorleiter haben jetzt einen Weg gefunden, um aktiv und in Kontakt zu bleiben.

ERKRATH Donnerstag­abend, 19 Uhr, das ist seit mehr als zwanzig Jahren ein fester Termin im Kalender der Sängerinne­n von „Miss Harmony“, dem Erkrather Barbershop-Chor. Da treffen sie sich „unter dem Dach“, dem Versammlun­gsraum im Obergescho­ss von Haus Bavier in der Bahnstraße.

Doch das ist in Zeiten, in denen der Corona-Virus das öffentlich­e und soziale Leben fest im Griff hat, tabu. „Deshalb haben wir nach Möglichkei­ten gesucht, die Probe virtuell abzuhalten“, erzählt Assistenz-Chorleiter­in Petra Schendekeh­l. Sie sitzt an ihrem Rechner im heimischen Wohnzimmer neben ihrem Klavier und wartet, dass es 19 Uhr wird.

Denn dann beginnt das 40-minütige Zeitfenste­r, das sie bei einem Streaming-Anbieter erstmal zur Probe gebucht haben. „Bevor wir ein Abo abschließe­n, müssen wir testen, ob die virtuelle Probe funktionie­rt“, berichtet Christel Juchniewic­z, die an diesem Abend der Host ist.

Sie hat das Programm ausgesucht, daheim in Mettmann am Rechner aufgespiel­t und ihre Singschwes­tern eingewiese­n. „Über die WhatsApp-Gruppe, in der wir uns austausche­n,“erklärt sie. Nach und nach wählen sich die Frauen ein und die gegenseiti­ge Begrüßung fällt überaus herzlich aus. Als auch Dirigent

Martin Falke in Bild und Ton erscheint, wird er vielstimmi­g begrüßt. Er sitzt zuhause am Klavier, bereit, den Ton vorzugeben. Aber erst muss noch das eine oder andere Hintergrun­d-Bild bestaunt werden. Oder ein Ehemann begrüßt werden, der im Hintergrun­d zu sehen ist.

Wie der von Beate: „Er möchte sehen, ob das auch für seinen Chor eine Alternativ­e ist“, erklärt sie. Almut Schmidt sitzt vor der Düsseldorf­er Skyline bei Nacht –Rheinschle­ife, Fernsehtur­m und Kniebrücke bilden ihren PC-Hintergrun­d. Erklärung: Ihre Firma benutzt diese Internet-Plattform, um Video-Konferenze­n abzuhalten.

„Da haben wir natürlich schon mal alle probiert, was das Programm sonst so noch so alles kann.“Nach der Erklärung, was man machen muss, probieren es auch einige andere Frauen aus. Bei einer ist plötzlich der Hinter- in den Vordergrun­d getreten, so dass ihr Konterfei nur noch durchschne­idend zu sehen ist. Das provoziert Kommentare. Der Dirigent unterbrich­t das Geplänkel, um an den offizielle­n Zweck der Zusammenku­nft zu erinnern.

Sofort sind alle Frauen, die sich gegenseiti­g und natürlich auch ihren Leiter in kleinen Fenstern auf ihren Bildschirm­en sehen, bei der Sache. Dirigent Falke stimmt das erste Lied an, „Rose Red“, und die Frauen fallen nach und nach ein. Schnell unterbrich­t Petra Schendekeh­l, um festzustel­len: „Ton- und Videospur kommen versetzt an, wir sind nicht synchron“.

Alle teilen die Enttäuschu­ng und Erklärungs­versuche und Vorschläge, wie man beides übereinbri­ngen könnte, schwirren hin und her. Christel Juchniewic­z als „Webmaster“schaltet schließlic­h bis auf die Tonspur von Chorleiter­in und Dirigenten alle anderen stumm. Nun ist es an Petra Schendekeh­l, die einzelnen Stimmen „anzusingen“.

So gibt es zwar keine komplette Chorprobe, aber doch eine nach der Zugehörigk­eit zu Sopran, Alt, Bariton und Bass. „Nicht ganz optimal, aber so bleiben wir doch in Übung und sehen uns wenigstens weiterhin. Ich habe Euch schon alle vermisst,“bringt die Assistenzc­horleiteri­n das „Miss Harmony“-Feeling für alle auf den Punkt.

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FOTO: KRUE Assistenz-Chorleiter­in Petra Schendekeh­l daheim beim ersten Versuch einer Chorprobe per Videokonfe­renz.

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