Rheinische Post Mettmann

Die Tafel hat nun einen Lieferdien­st

Dienstags und donnerstag­s werden die Haushalte der Kunden direkt angefahren.

- VON HEIKE BARTELS

WÜLFRATH Auch die Tafel Niederberg hat inzwischen ihre Ausgabeste­llen geschlosse­n, aber nicht wegen Mangel an Lebensmitt­eln, sondern wegen der Kontaktbes­chränkunge­n. „Zuerst haben wir an den Ausgabeste­llen immer weniger Gäste gleichzeit­ig in die Räume gelassen“, erzählt Renate Zanjani, die die bei der Bergischen Diakonie beheimatet­e Tafel leitet und sie vor 17 Jahren ins Leben gerufen hat.

„Am 16. März haben wir dann beschlosse­n, den öffentlich­en Betrieb zu schließen. Wir haben uns aber gedacht, dass unsere Gäste nicht über einen längeren Zeitraum auf uns verzichten können.“Über eine Notfallnum­mer war die Leitung der Tafel trotzdem zu erreichen.

„Wir haben dann aber festgestel­lt, dass immer mehr Menschen in Kurzarbeit sind oder Angst haben, ihren Job zu verlieren und sich bei uns melden. Wir fahren deshalb jetzt dienstags und donnerstag­s die Haushalte direkt an“, erklärt Zanjani. „Natürlich mussten wir uns überlegen, wie wir das jetzt stemmen.“

Die hauptsächl­ich älteren ehrenamtli­chen Helfer mussten als Risikogrup­pe zuhause bleiben – dafür helfen jetzt rund 20 Studenten. Nach wie vor werden an den beiden Tagen vormittags Supermärkt­e und Discounter angefahren, dann werden Tüten gepackt. „Wir waren vorher acht Fahrer, jetzt sind wir fünf, dazu kommen meine Kollegin Tanja Högström und ich.“Für den nächsten Auslieferu­ngstag lägen schon 42

Tafel-Organisato­rin

Anfragen vor, darunter vier neue Kunden. Rund 100 Haushalte in einer Woche könnten es also werden, Steigerung­en sind für das Team aber ebenfalls kein Problem: Dann packen wir die Tüten anders und holen mehr ab.“

Eingepackt werden zurzeit Lebensmitt­el, die sich ein bis zwei Wochen halten, wie Kartoffeln, Möhren oder Paprika. Kekse oder Kochbeutel-Reis gibt es genauso. Auch zugekauft wird zurzeit. Beim Fußballer-Spenden-Projekt „We kick Corona“hatte Zanjani Geld beantragt. „Anfang der Woche habe ich die Zusage für 5000 Euro bekommen, da habe ich erstmal Konserven, Suppe und Mehl gekauft“, freut sie sich. „Wir sind total begeistert von der Hilfsberei­tschaft der Menschen. Der Lionsclub unterstütz­t uns, Dag Rogge von Landrover stellt zwei Fahrzeuge mit Fahrer zur Verfügung, eine Dame hat mit Mundschutz nähen angefangen.“

Die Phase ist für alle natürlich eine große Herausford­erung. „Täglich muss man alles neu justieren, viel organisier­en, aber es lohnt sich“, meint Renate Zanjani. Mit den studentisc­hen Helfern ist sie sehr zufrieden: „Sie lernen sehr schnell und machen das richtig gut. Sie haben auch noch keine festgefahr­enen Strukturen im Kopf und bringen eigene Ideen ein.“

Das neue System könne man über eine längere Zeit beibehalte­n – und durchaus noch mehr Haushalte beliefern.

„Täglich muss man alles neu justieren, viel organisier­en aber es lohnt sich“

Renate Zanjani

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