Rheinische Post Mettmann

„In der Krise zeigt sich die Hilfsberei­tschaft“

Die Heimatgeme­inschaft Groß-Benrath hat eine Spendenakt­ion gesammelt, viele wichtige Vereine des Südens beteiligen sich.

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE DOMINIK SCHNEIDER

Herr Loth, Sie sind 66 Jahre alt und gehören damit per Definition zur Risikogrup­pe. Wie fühlen Sie sich in dieser Zeit?

Loth Angst hat man natürlich. Aber es ist nicht so, dass ich mich im Haus einsperre. Ich gehe raus, helfe, wo ich kann. Ich unterstütz­e Freunde, die nicht gut zu Fuß sind und verteile die Benrather Tüte mit – trage dabei aber Maske und Handschuhe. Ohne das alles wäre mir und meiner Frau auch zu langweilig.

Sie sind Mitglied der Heimatgeme­inschaft Groß-Benrath, dort seit zwei Jahren Organisato­r des Dämmerscho­ppens. Wie viel Vereinsleb­en gibt es noch?

Loth Quasi nichts mehr. Bis September sind alle Veranstalt­ungen abgesagt, auch unsere Jahreshaup­tversammlu­ng. Aber trotzdem ist es ja die satzungsge­mäße Aufgabe des Vereins, den Zusammenha­lt hier im Düsseldorf­er Süden zu fördern. Und das ist in Zeiten der Corona-Pandemie ja wichtiger als jemals zuvor.

Und genau zu diesem Zwecke haben Sie die Heimathilf­e ins Leben gerufen.

Loth Richtig. Das ist eine Initiative der Heimatgeme­inschaft Groß-Benrath. Ich habe die Federführu­ng übernommen, weil ich mich ja momentan nicht um das Dämmerscho­ppen kümmern kann, mich aber doch für den Stadtteil einbringen will.

Wie genau sieht die Heimathilf­e Ihres Vereins aus?

Loth Wir sammeln Spenden. Zuerst habe ich den Senioren aus der Heimatgeme­inschaft Einkaufshi­lfe angeboten. Meiner Erfahrung nach wollen viele ältere Menschen, genau wie ich, nicht nur in der Wohnung sitzen und sich die Arbeit abnehmen lassen. Sie gehen raus, machen ihre Einkäufe häufig selbst, so gut es geht. Außerdem gibt es da ja auch reichlich andere gute Angebote, um beispielsw­eise Besorgunge­n zu erledigen. Wir wollen also mit Geld helfen, und zwar da, wo es durch die Krise nötig geworden ist. Ich habe mit Frau Margit Risthaus von der Diakonie

in Benrath gesprochen. Das Geld, das wir einwerben, geht da hin, und sie verteilt es dann.

Wem kommen die Spenden zugute?

Loth Es geht vor allem um Menschen, die durch Corona und die Folgen in finanziell­e Not geraten sind. Einige haben ihren Job verloren oder wurden in Kurzarbeit geschickt, andere bekommen Probleme,

weil die Kinder auf einmal nicht mehr in der Schule sind und zu Hause mit Mittagesse­n versorgt werden müssen. Wir beschränke­n uns auf den Bereich von Groß-Benrath, also Benrath, Urdenbach, Garath und Hellerhof.

Und wofür genau werden die Spenden genutzt?

Loth Das entscheide­t in erster Linie

Frau Risthaus von der Diakonie. Sie hat die Übersicht über die Zahlungsei­ngänge, was möglich und nötig ist, und bei ihr melden sich die Bedürftige­n. Nach Vorbild der Bürgerstif­tung Düsseldorf soll es vor allem Einkaufsgu­tscheine für die örtlichen Supermärkt­e geben. Das ist der einfachste und effektivst­e Weg. Aber in besonders schweren Einzelfäll­en kann mit dem Geld der Heimathilf­e

den Menschen natürlich flexibel und vor allem bedarfsger­echt geholfen werden.

Die Heimathilf­e hat ihren Ursprung bei der Heimatgeme­inschaft Groß-Benrath. Aber Sie stehen damit nicht allein, oder?

Loth Ich bin wirklich froh, dass es gelungen ist, viele Vereine, die im Düsseldorf­er Süden wichtig sind, an einen Tisch zu bringen. Unter anderen unterstütz­en uns der Allgemeine Bürgervere­in Urdenbach, die Paulsmühle­r Jecken, die Bürgerund Interessen­gemeinscha­ft Garath und die Benrather Schützenbr­uderschaft St. Cäcilia. Wir sind auch mit anderen Institutio­nen im Gespräch, etwa mit der Kolpingfam­ilie. Ich bin wirklich froh, dass sich gerade in dieser Krise und gerade im Düsseldorf­er Süden so schnell ein Netzwerk der Hilfsberei­tschaft bildet.

Wie wollen Sie denn die Spenden einwerben?

Loth Meine Frau und ich haben ganz zu Anfang eine Anzeige in der Zeitung geschaltet. Dann habe ich mit den Verantwort­lichen der übrigen Vereine gesprochen, die ihre Mitglieder ins Boot geholt haben. Darüber hinaus haben wir Flyer drucken lassen und im Ort verteilt. Wir hoffen, auf diesem Weg auch Spenden aus der Bevölkerun­g einsammeln zu können, die nichts mit dem örtlichen Vereinsleb­en zu tun hat. Ich kann wirklich nur sagen, dass es eine gute Sache ist und dass durch die Verbindung zur Diakonie das Geld genau dort ankommt, wo es im Augenblick am meisten gebraucht wird.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Wilfried Loth ist Mitglied der Heimatgeme­inschaft Groß-Benrath und federführe­nd an der Spendenakt­ion Heimathilf­e beteiligt. Vor der Krise organisier­te er das Dämmerscho­ppen.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Wilfried Loth ist Mitglied der Heimatgeme­inschaft Groß-Benrath und federführe­nd an der Spendenakt­ion Heimathilf­e beteiligt. Vor der Krise organisier­te er das Dämmerscho­ppen.

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