Der Einmalhandschuh als Keimschleuder
Ärzte warnen: Wegwerf-Handschuhe sind als Schutz vor Coronaviren absolut ungeeignet.
DÜSSELDORF Im Supermarkt, beim Bäcker, selbst beim Spaziergang: Viele Menschen greifen auf Einmalhandschuhe zurück, um sich und andere vor dem Coronavirus zu schützen. Doch nun warnen Ärzte vor der falschen Nutzung von Einmalhandschuhen in der Öffentlichkeit.
„Der Handschuh verleiht ein Gefühl von Sicherheit, vor dem die empfohlenen Hygieneregeln, insbesondere die Händehygiene – häufiges Waschen, nicht ins Gesicht fassen, in die Armbeuge oder Taschentuch niesen – weniger beachtet werden. Häufig ist zu beobachten, dass Menschen, die etwa beim Einkaufen Handschuhe tragen, sich mit der behandschuhten Hand häufig auch ins Gesicht fassen“, teilte Susanne Kolbe-Busch, leitende Krankenhaushygienikerin des Universitätsklinikum Düsseldorf, mit.
Im Krankenhausalltag würden diese Handschuhe genutzt, wenn das medizinische Personal „mit Atemwegssekreten, Blut oder anderen Körperflüssigkeiten“in direkte Berührung kommen würde. „In der Bevölkerung ist bei sozialen Kontakten nicht damit zu rechnen, dass eine Erregerlast vergleichbar mit medizinischer Versorgung auftritt“, erklärt Kolbe-Busch. Ene gründliche Säuberung und Desinfektion der Hände sei trotzdem unabdingbar. „Es besteht das Risiko, dass Handschuhe unerkannte Perforationen aufweisen können oder dass eine Übertragung von Erregern auf die Hände beim Ausziehen vorkommt.“
Auf Twitter äußert sich Allgemeinmediziner Marc Hanefeld aus Bremervörde und appelliert: „Hört auf, medizinische Handschuhe in der Öffentlichkeit zu tragen. Das ist eine hygienische Sauerei großen Ausmaßes.“Ein Grund sei das poröse Material, das schnell löchrig und durchlässig werden: „Unter dem Handschuh vermehren sich Bakterien mit Freude in der feucht-warmen Kammer. Spätestens nach dem Ausziehen hat man ohne Desinfektion eine Kloake an den Händen.“
Auch der österreichische Mediziner Ojan Assadian, der als Facharzt und Professor für Hygiene und Infektiologie das Institut für Infektionsprävention
an der University of Huddersfield in Großbritannien geleitet hat, warnt seit Jahren vor dem falschen Gebrauch. „Medizinisch ungeschulten Menschen würde ich das Tragen im Alltag gar nicht erst empfehlen. Es erfordert ein gewisses Know-how und Übung, sich Einmalhandschuhe so auszuziehen, dass die etwaig darauf haftenden Mikroorganismen auch darauf verbleiben und der Handschuhträger sie sich nicht beim Ausziehen auf die Hände, das Handgelenk oder die Ärmel seiner Oberbekleidung schmiert“, erklärt er im Interview mit dem Onlineportal pflegen-online.de. Es genügen die Schutz- und Hygienemaßnahmen: „Abstand halten, zu Hause bleiben, in die Armbeuge husten, Hände waschen.“