Rheinische Post Mettmann

Jesus streitet mit den Schriftgel­ehrten

- VON LOTHAR SCHRÖDER

Die Karwoche schreitet voran – und nach seinem triumphale­n Einzug in Jerusalem und der Reinigung des Tempels von all den Geschäftem­achern beginnt sich das Blatt für Jesus allmählich zu wenden. Unmerklich zunächst, doch es gibt erste Anzeichen. Eins davon: Seine Vollmacht wird hinterfrag­t. Der König der Juden ringt um seine Legitimitä­t. Es sind vor allem die Schriftgel­ehrten, die Hohepriest­er und Pharisäer, die Jesus im Tempel befragen. Aber nicht um etwas zu wissen oder gar zu erfahren. Sie wollen ihn überführen, wollen ihm Fallen stellen, um so seine Autorität zu untergrabe­n und sich selbst auf den Stuhl der Lehrer zu platzieren.

Die Streitgesp­räche sind Vorboten der Fragen nach Rechtmäßig­keit. Es sind Machtfrage­n, die jetzt gestellt werden. Darum suchen das Streitgesp­räch jene, deren Autorität vor den „Volksschar­en“– wie es bei Matthäus heißt –, also in aller Öffentlich­keit, angegriffe­n wird. Zwar solle man alles tun, was die Schriftege­lehrten und Pharisäer verkündete­n, sagt Jesus. Aber er rät auch, sich nicht nach ihren Werken zu richten. Denn Jesus behauptet: Sie laden den Menschen schwere Lasten auf, krümmten selbst aber keinen Finger. Vielmehr stellten sie sich bloß zur Schau.

Schließlic­h nennt er sie Heuchler und sagt: „Ihr verschließ­t das Himmelreic­h vor den Menschen. Denn ihr selbst kommt hinein, die, die hinein wollen, lasst ihr nicht hinein.“So etwas können sich die vermeintli­ch Gelehrten nicht gefallen lassen. Hinterlist­ig also stellen sie ihm die sogenannte Steuerfrag­e – also ob es erlaubt sei, dem Kaiser Geld zu entrichten. Ihnen geht es darum, Jesus vor die Entscheidu­ng zu stellen, wem zu gehorchen sei, der weltlichen oder geistliche­n Macht. Jesus fragt sie daraufhin: Wer denn auf der Münze zu sehen sei? Und sie: der Kaiser. So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, sagt Jesus

dann, „und Gott, was Gottes ist“. Die Gelehrten sollen sich gewundert haben, schreibt Matthäus. Na ja, sie dürften sauer gewesen sein, dass mit den Waffen zumindest ihres Geistes nichts zu gewinnen war. Dennoch: Das Blatt wendet sich, weil Geist und Wahrheit nicht gefragt sind.

Noch ist dieser Tag nicht vorbei. Denn am Abend gibt der Christus seinen Jüngern auf dem Ölberg eine gewaltige Belehrung. Eine apokalypti­sche, eschatolog­ische Rede wird sie genannt. Von der Zerstörung Jerusalems ist die Rede und vom Ende der Welt, das angekündig­t wird mit den „Zeiten der Heiden“. Vor dem Weltenende aber wird das Evangelium auf der ganzen Welt verkündet worden sein; alle Völker werden es gehört haben, „dann erst kommt das Ende“. Ein schwierige­r Auftrag, den Papst Benedikt XVI. so deutet: „Damit die Welt ans Ziel kommt, muss das Evangelium zu allen Völkern kommen.“

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REPRO: DPA Jesus lehrt in der Jerusaleme­r Synagoge.

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