Jesus streitet mit den Schriftgelehrten
Die Karwoche schreitet voran – und nach seinem triumphalen Einzug in Jerusalem und der Reinigung des Tempels von all den Geschäftemachern beginnt sich das Blatt für Jesus allmählich zu wenden. Unmerklich zunächst, doch es gibt erste Anzeichen. Eins davon: Seine Vollmacht wird hinterfragt. Der König der Juden ringt um seine Legitimität. Es sind vor allem die Schriftgelehrten, die Hohepriester und Pharisäer, die Jesus im Tempel befragen. Aber nicht um etwas zu wissen oder gar zu erfahren. Sie wollen ihn überführen, wollen ihm Fallen stellen, um so seine Autorität zu untergraben und sich selbst auf den Stuhl der Lehrer zu platzieren.
Die Streitgespräche sind Vorboten der Fragen nach Rechtmäßigkeit. Es sind Machtfragen, die jetzt gestellt werden. Darum suchen das Streitgespräch jene, deren Autorität vor den „Volksscharen“– wie es bei Matthäus heißt –, also in aller Öffentlichkeit, angegriffen wird. Zwar solle man alles tun, was die Schriftegelehrten und Pharisäer verkündeten, sagt Jesus. Aber er rät auch, sich nicht nach ihren Werken zu richten. Denn Jesus behauptet: Sie laden den Menschen schwere Lasten auf, krümmten selbst aber keinen Finger. Vielmehr stellten sie sich bloß zur Schau.
Schließlich nennt er sie Heuchler und sagt: „Ihr verschließt das Himmelreich vor den Menschen. Denn ihr selbst kommt hinein, die, die hinein wollen, lasst ihr nicht hinein.“So etwas können sich die vermeintlich Gelehrten nicht gefallen lassen. Hinterlistig also stellen sie ihm die sogenannte Steuerfrage – also ob es erlaubt sei, dem Kaiser Geld zu entrichten. Ihnen geht es darum, Jesus vor die Entscheidung zu stellen, wem zu gehorchen sei, der weltlichen oder geistlichen Macht. Jesus fragt sie daraufhin: Wer denn auf der Münze zu sehen sei? Und sie: der Kaiser. So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, sagt Jesus
dann, „und Gott, was Gottes ist“. Die Gelehrten sollen sich gewundert haben, schreibt Matthäus. Na ja, sie dürften sauer gewesen sein, dass mit den Waffen zumindest ihres Geistes nichts zu gewinnen war. Dennoch: Das Blatt wendet sich, weil Geist und Wahrheit nicht gefragt sind.
Noch ist dieser Tag nicht vorbei. Denn am Abend gibt der Christus seinen Jüngern auf dem Ölberg eine gewaltige Belehrung. Eine apokalyptische, eschatologische Rede wird sie genannt. Von der Zerstörung Jerusalems ist die Rede und vom Ende der Welt, das angekündigt wird mit den „Zeiten der Heiden“. Vor dem Weltenende aber wird das Evangelium auf der ganzen Welt verkündet worden sein; alle Völker werden es gehört haben, „dann erst kommt das Ende“. Ein schwieriger Auftrag, den Papst Benedikt XVI. so deutet: „Damit die Welt ans Ziel kommt, muss das Evangelium zu allen Völkern kommen.“