Bahn-Fernverkehr schrumpft in der Corona-Krise
Die Passagierzahl liegt nur bei rund 15 Prozent der früheren Werte. Der Bahn-Chef lobt dennoch, dass die Züge Ostern leer bleiben.
BERLIN/DÜSSELDORF Die Deutsche Bahn fährt trotz Corona-Krise auf der Fernstrecke noch immer rund 75 Prozent der im Fahrplan vorgesehenen Züge. Doch weil immer weniger Menschen mit der Bahn reisen, sind die Züge nur noch zwischen zehn und 15 Prozent des Normalniveaus ausgelastet. Das sagte am Montag Bahnchef Richard Lutz bei einer Telefonkonferenz. Vor allem Verbindungen ins Ausland seien gestrichen worden, ebenso die von
Geschäftsreisenden gerne genutzten Sprinterzüge. Lutz lobte andererseits, dass nur wenige Bürger Ostern mit den Zügen reisen wollten. Das sei „verantwortungsbewusst“, um Infektionsrisiken zu senken.
Im Regionalverkehr sei das Angebot auf rund 65 Prozent reduziert worden, sagte Lutz. In vielen Regionen würden die Züge nach Wochenendfahrplänen fahren. Es sei wichtig, dass Polizisten, Pflegepersonal und Supermarkt-Mitarbeiter zuverlässig zur Arbeit kommen könnten. An eine weitere Verringerung des
Zug-Angebotes bei einer Verschärfung der Corona-Krise sei nicht gedacht. Der Staatskonzern sehe sich in der Verantwortung, wichtige Verbindungen anzubieten: „Deutschland kann sich auf seine Eisenbahner verlassen. Wir haben von Anfang an alles daran gesetzt, den Betrieb auf der Schiene so lange, so umfangreich und so stabil wie möglich aufrecht zu halten.“
Nachdem NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) kritisiert hatte, dass viele Regionalzüge in NRW wegen des gesunkenen Angebotes
zu voll gewesen seien, habe die Bahn reagiert, sagte Lutz. Dazu erfuhr unsere Redaktion, dass auf einigen Strecken im Verkehrsverbund Rhein-Sieg Abonnenten einer Jahreskarte Fernzüge nutzen dürfen.
Lutz deutete an, er rechne damit, dass sich die Schulden über den Ende 2019 gemeldeten Betrag von 24,2 Milliarden Euro hinaus erhöhen würden. Die Nachfrageausfälle seien in der Kasse zu spüren. Kommerzielle Fragen seien aber „zweitrangig.“Der Bahnchef will am Ausbau vieler Strecken festhalten. Einerseits helfe er so der Bauwirtschaft (die Bahn treibe faktisch ein kleines Konjunkturprogramm voran), andererseits glaube er wieder an hohes Wachstum: „Dem grünen und nachhaltigen Verkehrsträger Schiene gehört die Zukunft.Wir werden diese Krise überwinden.“
Auch beim Güterverkehr sei die Bahn in der Corona-Krise unverzichtbar. Man habe geholfen, Engpässe bei Nudeln, Klopapier und Mehl zu beseitigen. Jetzt werde ein neues Angebot für einen weiteren Güterzug aus China vorbereitet.