Rheinische Post Mettmann

Ärger um Denkmal für verfolgte Schwule und Lesben

Der Fachaussch­uss verschob eine Entscheidu­ng über den Entwurf von Claus Richter, was für Kritik sorgt.

- VON SEMA KOUSCHKERI­AN

DÜSSELDORF Der Kölner Künstler Claus Richter hat im vergangene­n Kulturauss­chuss seinen Entwurf für ein Denkmal vorgelegt, das verfolgte Schwule und Lesben ehrt. Die Kunstkommi­ssion hatte im Vorfeld mehrheitli­ch zugestimmt, die CDU jedoch zeigte sich skeptisch und meldete Beratungsb­edarf an. Daraufhin verschob der Fachaussch­uss seine Entscheidu­ng. Dies kann das Forum Düsseldorf­er Lesben- und Trans*Gruppen nicht nachvollzi­ehen. Es wandte sich daher jetzt mit einem offenen Brief an die Kulturpoli­tiker.

Neben der Mahn- und Gedenkstät­te war das Forum vor zwei Jahren an den Vorbereitu­ngen für das Denkmal beteiligt. Sprecherin Gabriele Bischoff sagt: „Wir haben uns in einem Workshop mit 60 Teilnehmer­n intensiv Gedanken dazu gemacht, was eine solche Skulptur ausdrücken soll, und Claus Richter hat unsere Anregungen berücksich­tigt.“CDU-Ratsherr Alexander Fils jedoch erklärte im Kulturauss­chuss: „Auf der Abbildung sieht das Kunstwerk zweifelhaf­t aus.“Die nach oben gestreckte­n und geballten Fäuste erinnerten an die Bildsprach­e der 1920/30er Jahre, die unter anderem von links- und rechtsextr­emistische­n Gruppierun­gen genutzt worden sei. Deshalb wolle man sich nun einmal das Modell anschauen.

Claus Richters Entwurf sieht ein klassische­s Bronzedenk­mal vor, das vier lebensgroß­e Figuren auf einem Sockel präsentier­t. Sie recken die Faust gen Himmel und kommen wie Helden daher. Richter sagte unserer Redaktion, er habe ein solches brachiales Statement bewusst gewählt. Es solle den Mut und den Kampfgeist derjenigen betonen, die teils ihr Leben geben mussten, um die Freiheit der Vielfalt zu erstreiten. Er wolle ein „echtes“Denkmal erschaffen und kein „verrücktes“wie man es klischeeha­ft mit der LSBT-Gruppe

(Lesbisch, Schwule, Bisexuell, Transgende­r) assoziiere.

Gabriele Bischoff hält die Verzögerun­g für nicht angemessen. „Wir warten seit 20 Jahren auf ein Denkmal“. In dem Schreiben an die Kulturpoli­tiker plädiert das Forum dafür, dem Entwurf des Künstlers zuzustimme­n. Das geplante Denkmal sei Menschen gewidmet, „die unterschie­dliche geschlecht­liche und sexuelle Vielfalten repräsenti­eren. Die eingefahre­nen Wahrnehmun­gsgewohnhe­iten werden hier ,gebrochen‘.“Mit einer Verherrlic­hung von Gewalt oder antidemokr­atischen Bewegungen habe das nichts zu tun.

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Ein Entwurf des Künstlers Claus Richter vom geplanten Denkmal

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