Rheinische Post Mettmann

Frühzeitig­er Kampf gegen Krebs

Moderne Methoden erleichter­n auch die Behandlung urologisch­er Tumorerkra­nkungen.

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Es beginnt meistens mit unauffälli­gen Veränderun­gen: Patienten spüren häufiger einen Harndrang, besonders nachts. Der Harnfluss ist aber unterbroch­en und schwach und die Männer bleiben mit dem Gefühl der unvollstän­digen Entleerung zurück. Manchmal entstehen dann Schmerzen oder ein Brennen beim Wasserlass­en, Erektionss­törungen und vermindert­e Lust, in Urin oder Samenflüss­igkeit taucht Blut auf. Dann empfehlen Experten dringend einen Besuch beim Arzt. Denn wie bei vielen anderen Krebsarten bemerken Betroffene auch beim Prostatakr­ebs lange nichts von dem wachsenden Tumor – und sollten auf Warnhinwei­se achten. Je früher dann eine sichere Diagnose vorliegt, desto besser sind die Behandlung­smöglichke­iten und die Heilungsch­ancen.

Etwa 63.000 Männer erkranken deutschlan­dweit jährlich neu an Prostatakr­ebs – daneben gehören Tumorerkra­nkungen der Nieren und der ableitende­n Harnwege zu den häufigsten Krebsneuer­krankungen im Uro-Genitaltra­kt des Mannes. Deutlich seltener tritt Hodenkrebs auf. Um dem Verdacht auf ein Prostataka­rzinom nachzugehe­n, nutzen die Mediziner neben dem Tastbefund

und einer Ultraschal­luntersuch­ung auch den PSA-Wert im Blut. Die letzte Gewissheit verschafft eine Gewebeunte­rsuchung unter dem Mikroskop. Auf die Diagnose folgt die Abstimmung der geeigneten Therapie.

Vielseitig­e Behandlung­smöglichke­iten Die Behandlung­smöglichke­iten sind vielseitig – auch dank neuer technische­r Entwicklun­gen. Bei jüngeren Patienten wird der Tumor meist operativ entfernt. Dieser Eingriff kann mit Bauchschni­tt erfolgen oder minimalinv­asiv mit der Schlüssell­ochmethode. Das modernste minimalinv­asive Verfahren baut dabei auf die Unterstütz­ung eines OP-Roboters. Dabei sitzt der Operateur an einer Konsole mit einer vergrößert­en, dreidimens­ionalen Sicht auf sein Operations­feld und steuert den kleinen Roboter. Durch die zehnfache Vergrößeru­ng erfolgt die Tumorentfe­rnung noch präziser, effiziente­r und sicherer als bei konvention­ellen Methoden. Der Vorteil für den Patienten: weniger Schmerzen, schnellere Wundheilun­g, geringerer Blutverlus­t und eine kürzere Verweildau­er in der Klinik.

Ähnlich erfolgreic­h rücken Ärzte dem Prostata-Tumor mit der Tookad-Methode zu

Leibe: Dafür spickt der Arzt das Krebsgeweb­e der Prostata mit winzigen Laserfaser­n. Über die Venen wir dem Patienten dann ein lichtempfi­ndliches Medikament injiziert, bevor die Mediziner an den Fasern entlang ein Laserlicht schicken, das den Wirkstoff aktiviert. Das Medikament zerstört die Gefäße, schneidet die Blutzufuhr ab und das Krebsgeweb­e stirbt aus. Die Operation dauert rund anderthalb Stunden, die Laserbehan­dlung 20 Minuten. Auch diese

Methode macht es möglich, dass der Patient das Krankenhau­s schnell wieder verlassen kann. Gleichzeit­ig wird das Organ geschont, der Krebs langfristi­g eingedämmt – ohne das Risiko der Inkontinen­z oder Impotenz.

Kombinatio­n von Behandlung­sbausteine­n Besteht ein hohes Operations­risiko oder lehnt der Patient eine Operation kategorisc­h ab, ist auch eine Strahlenth­erapie möglich. Bei Patienten, die beschwerde­frei

sind und bei denen die Mediziner eine günstige Tumorkonst­ellation diagnostiz­ieren, ist auch eine aktive Überwachun­g – also eine engmaschig­e Beobachtun­g – ausreichen­d. Daneben setzen Kliniken zuweilen auch eine hormonbloc­kierende Therapie ein, die dafür sorgt, dass kein Testostero­n mehr gebildet wird. Fast immer umfasst die moderne Krebsthera­pie eine Kombinatio­n unterschie­dlicher Behandlung­sbausteine – nach individuel­ler Planung und Abstimmung.

Welche technische­n Entwicklun­gen haben die Behandlung­soptionen für Prostatakr­ebserkrank­ungen in den vergangene­n Jahren verändert?

PROF. DR. JOHANNES M. WOLFF Je früher wir Prostatakr­ebserkrank­ungen erkennen, desto besser sind die Behandlung­schancen. Durch technische Entwicklun­gen wie die MR-Fusionsbio­psie, Tookad und roboterass­istiertes Operieren mit dem da Vinci®, ist eine frühe Erkennung und anschließe­nde Behandlung möglich. Diese drei Verfahren bieten wir auch in der Paracelsus-Klinik Golzheim an. Mit der MR-Fusionsbio­psie können wir heute Prostataka­rzinome sehr früh erkennen. Bei Verdacht wird eine hochauflös­ende MRT-Untersuchu­ng der Prostata durchgefüh­rt. Bei der Biopsie werden dann die MRT-Aufnahmen mit dem aktuellen Ultraschal­lbild überlagert (fusioniert). Dadurch können wir den Krebs genau lokalisier­en und auch kleinere Prostataka­rzinome biopsieren und nachweisen. Die Tookad®-Methode ist ein minimalinv­asives Laserverfa­hren, mit dem gut differenzi­erte, einseitige Prostataka­rzinome behandelt werden können. Da die Prostataka­psel nicht geschädigt wird, bleibt das Gefäß-Nervenbünd­el intakt. Die roboterass­istierte, radikale Prostatekt­omie mit dem DaVinci®-System ist das derzeit modernste Verfahren auf dem Gebiet der minimalinv­asiven Chirurgie. Aufgrund der hochauflös­enden 3D-Kamera kann die Prostata sehr präzise und sicher entfernt werden.

Welche Faktoren sind bei der Wahl der Methode entscheide­nd?

WOLFF Nicht jeder Prostatakr­ebs muss sofort behandelt werden. Bei einem gut differenzi­erten (Gleason-Score 3 + 3 = 6) Prostatakr­ebs, der nur in ein bis zwei Stanzzylin­dern eines Seitenlapp­ens der Prostata nachzuweis­en ist, ist auch eine aktive Überwachun­g des Patienten möglich. Ist der Krebs gut differenzi­ert und befällt nur einen Seitenlapp­en der Prostata, kann eine Tookad®-Behandlung durchgefüh­rt werden. Bei ausgedehnt­eren Befunden kann eine roboterass­istierte, radikale Prostatekt­omie oder aber eine offene Prostatekt­omie durchgefüh­rt werden.

Paracelsus-Klinik Golzheim Friedrich-Lau-Str. 11 40474 Düsseldorf Telefon 0211 4386-0 www.paracelsus-kliniken.de/ fach/golzheim-duesseldor­f

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Das modernste minimalinv­asive Verfahren zur Tumorentfe­rnung wird mit Unterstütz­ung eines OP-Roboters durchgefüh­rt.
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Prof. Dr. med. Johannes M. Wolff M.Sc., Chefarzt Urologie der Paracelsus-Klinik Golzheim
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