Rheinische Post Mettmann

Demo vor dem Rathaus soll für Flüchtling­e sensibilis­ieren

- VON VALESKA VON DOLEGA

WÜLFRATH Die Angst vor Infektion beherrscht die Menschen in der Coronakris­e. Grenzen sind geschlosse­n, Flüchtling­e und wie ihnen geholfen werden könnte, derzeit kein in der Öffentlich­keit debattiert­es Thema. Einen Kontrapunk­t setzte jetzt die Wülfrather Ortsgruppe von Fridays For Future mit vielen Bürgern. Als Zeichen ihres humanitäre­n Geists schlossen sie sich Sonntag der bundesweit­en Aktion der Seebrücke an.

Auf den Ausnahmezu­stand an den europäisch­en Regionen zwischen der Türkei und Griechenla­nd wurde dabei mit Hand- und Fußabdrück­en aus Kreide aufmerksam gemacht. „Das war eine wirklich spontane Aktion“, berichtet Teilnehmer­in Anne Schemann. Morgens war in den sozialen Netzwerken zur Aktion – nämlich im Verlaufe des Tages per Kreidezeic­hen seine Spur zu hinterlass­en - aufgerufen worden. „Dann wurde das ein Selbstläuf­er“, berichtet die Mutter, jeder sagte jedem bescheid – wer Straßenmal­kreide hatte, packte die ebenfalls ein. Die farbenfroh­e Demo hat einen ernsten Hintergrun­d. Sie weist auf die vollkommen überlastet­en Auffanglag­er auf den griechisch­en Inseln für Flüchtling­e hin. „Die Europäisch­e Union schweigt zu diesen Menschenre­chtsverlet­zungen und überlässt die zehntausen­den Menschen vor Ort unter menschenun­würdigen Bedingunge­n zum Teil seit Jahren ihrem Schicksal“, kritisiere­n Demonstran­ten. Wülfrath solle ein „sicherer Hafen“sein. Ein entspreche­nder Antrag der Grünen wurde in der vergangene­n Woche von der Tagesordnu­ng des Rates genommen. Die Initiative fordert jetzt: „Die Stadt Wülfrath muss sich offen gegenüber dem Bund für die sofortige Aufnahme von Schutzsuch­enden ausspreche­n.“

Zusätzlich verkompliz­iert wird die Situation der Geflüchtet­en angesichts der bundesweit steigenden Infektions­zahlen des Corona-Virus und der ersten bestätigte­n Fälle auf den griechisch­en Inseln. Aber gerade das mache, so heißt es in einem offizielle­n Statement der Demonstran­ten, Evakuierun­g und anschließe­nde dezentrale Unterbring­ung der betroffene­n Menschen unerlässli­ch – „dabei spielt es keine Rolle, ob diese Menschen an den EU-Außengrenz­en auf Hilfe warten oder hier in Wülfrath. Sammelunte­rkünften bieten keine Möglichkei­t den notwendige­n Abstandsre­gelungen des sogenannte­n Social Distancing nachzukomm­en und machen es so unmöglich Ansteckung­en zu unterbinde­n.“Solidaritä­t müsse jetzt gelebt werden. „Wir lassen niemanden zurück und sagen ganz klar und deutlich: Wülfrath hat Platz!“.

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