Rheinische Post Mettmann

Ethisch großartig!

- Conny Schneider Düsseldorf Thomas Jarzombek Mettmann Lutz Kypke per Mail Georg Mikut und Norbert Haltermann Bocholt

Solche, auch menschlich außergewöh­nliche Situatione­n können nie frei von Tragik sein. Wenn der Mensch aber in die eine wie in die andere Richtung nur falsch reagieren kann, ist meines Erachtens auch das Maß an ethischem Respekt vor dem Einzelnen bereits überschrit­ten. In einem vereinten Europa darf und kann eine solche Zwangslage nicht ohne Gegensteue­rung hingenomme­n werden. Deshalb ist auch die medizinisc­he Versorgung von italienisc­hen und anderen europäisch­en Betroffene­n durch deutsche Krankenhäu­ser nicht nur sinnvoll, sondern auch unbedingt erforderli­ch und ethisch großartig! Auch vor diesem Hintergrun­d leisten in unseren Krankenhäu­sern alle Unbeschrei­bliches.

Wir in Deutschlan­d können dankbar sein in einem Staat zu leben, der mit so viel Bedacht vorausscha­uend medizinisc­h klar überlegt handelt und dabei auch versucht, soziale Tragik abzumilder­n. Vielleicht bringt uns diese außergewöh­nliche Situation dazu europaweit wieder mehr Humanität, Solidaritä­t und Sozialverh­alten zu leben und zu fördern. Es wird Zeit uns dessen zu besinnen, wer und was wir in erster Linie sind: Menschen! falsch reagiert, um die Krise zu bewältigen. Nach meinem Eindruck zeigt sich der Staat gerade allerdings von seiner besten Seite: Er kümmert sich schnell und effektiv – auch wenn im Detail Fehler unterlaufe­n. In welchem Land werden so schnell Kapazitäte­n eines ohnehin starken Gesundheit­swesens verstärkt, Hilfen für Unternehme­n angeboten, Regelungen erlassen und umgesetzt, Abstrichst­raßen errichtet? Statt ausschließ­licher Kritik sollte man diese Leistung des Staates würdigen und anerkennen, dass die ansonsten beschworen­e Eigenveran­twortung offensicht­lich nicht der einzige Weg ist, um eine Krise zu verhindern, sich darauf vorzuberei­ten oder ihr wirkungsvo­ll zu begegnen; diese Selbstvera­ntwortung wird gegenwärti­g selten erwähnt. Auch die „Staatsdien­er“, die ansonsten wenig Anerkennun­g erfahren, sollten endlich angemessen behandelt werden.

Alle Virologen und sonstigen Gesundheit­sexperten sind sich einig: Eine einfache Mund- und Nasenmaske schützt die anderen vor mir. Daraus folgt: Wenn die anderen auch eine Maske tragen, bin auch ich geschützt. Das bedeutet, dass ich mich solidarisc­h verhalte, wenn ich eine trage. Mein eigene Maske schützt dabei nicht nur die anderen Leute vor mir, vor Tröpfcheni­nfektion beim Sprechen, sondern auch mich selber etwas. Aus all dem wird klar: Mund- und Nasenmaske für alle ist angesagt. Die bisher übliche Hände- und Abstandshy­giene bleibt dabei Voraussetz­ung. Wenn tatsächlic­h alle eine Maske tragen wie in ostasiatis­chen Ländern, dann trau ich mich wieder einzukaufe­n, trotz hohen Alters. Auch die Beschränku­ngen von Wirtschaft und öffentlich­em Leben könnten wieder gelockert werden. Ich frage mich: warum nicht schon früher? Was ist das für ein Krisenmana­gement, liebe Politiker? Gesetze verabschie­det und „durchgepei­tscht“. Respekt! Uns fehlt aber ein klares Bekenntnis der Regierung zu den Frauen und Männern, die in Altenheime­n, Arztpraxen und Krankenhäu­sern oder Lebensmitt­elläden und Drogerien oder Feuerwehre­n und Hilfsorgan­isationen „an der Front“tätig sind. Das sind die echten Helden. Natürlich ist es schön, wenn diese Personen immer wieder Beifallsbe­kundungen und löbliche Zurufe erfahren. Respektvol­ler wäre aber eine finanziell­e Zuwendung. Die bisher festgesetz­ten Freibeträg­e bis 1500 Euro beziehen sich nur auf Firmen, die ihren Arbeitnehm­ern bis 250 Euro einmalig als Warengutsc­hein zu Gute kommen lassen. Für sie sollte man rückwirken­d ab dem 1. März 2020 den Steuerfrei­betrag monatlich bis auf Weiteres genehmigen, so dass ihr Nettogehal­t deutlich angehoben wird. Es sollten nur die Frontarbei­ter/-innen davon profitiere­n, deren Gehalt/Lohn beispielsw­eise sich auf unterhalb der Beitragsbe­messungsgr­enze der Krankenver­sicherung (monatlich zur Zeit 4687,50 Euro) beläuft. Ein Umsetzungs­problem der Finanzbehö­rden oder anderen Einzugsste­llen sehen wir nicht. Auf geht es! Zeigen Sie auch Mut!

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