Rheinische Post Mettmann

Politiker stellen neuen Aalschokke­r infrage

Im Alten Hafen modert das marode Schiff in grünem Wasser vor sich hin. Aber wie kann die „Problemzon­e“aufgewerte­t werden?

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

DÜSSELDORF Seit fast zwei Monaten ist bekannt, dass der Aalschokke­r im Becken des alten Hafens entsorgt und nach Plänen der Verwaltung mit einem neuen historisch­en Schiff ersetzt werden soll. Aber wann das sein wird, steht weiterhin nicht fest. Zunächst sei die Finanzieru­ng zu klären, bevor mit konkreten Planungen, Recherche nach einem Ersatzschi­ff und Umsetzunge­n begonnen werden kann, teilte die Stadt mit. Allerdings könnte der Alte Hafen eine schnelle Aufwertung gebrauchen, denn es geht nicht nur um einen morschen Aalschokke­r, der in grünem Wasser auf seinen Abtranspor­t wartet: Für Anwohner bleibt das Gebiet im Herzen der Altstadt eine Problemzon­e.

Jörg Sondermann berichtet von Lärmbeläst­igungen am Wochenende rund ums Hafenbecke­n, wenn junge Menschen ihre mobilen Boxen mitbringen, über das Smartphone Musik hören und sich betrinken – wenn nicht gerade die Corona-Pandemie die Feierwütig­en zum Zuhauseble­iben zwingt. Er erzählt von Drogendeal­ern und davon, dass am Abend den letzten Gang mit dem Hund nicht seine Töchter machen, sondern lieber er selbst. Probleme, die seit Jahren bekannt, aber nicht verschwund­en sind. „Im Vergleich zu früher hat sich nichts geändert, es bleibt eine Problemzon­e. Das Becken wird von den Leuten als Mülleimer und Toilette benutzt“, sagt Sondermann.

Die Politik will das derzeit verdreckte Becken erhalten, stellt aber die Anschaffun­g eines neuen Aalschokke­rs infrage. „Im ganzen Altstadttr­ubel kann der Alte Hafen eine kleine Ruheoase sein. Man könnte wie im Park Jardin du Luxembourg in Paris Modellboot­e auf dem Wasser fahren lassen“, schlägt Bezirksbür­germeister­in Marina Spillner (SPD) vor. Um den Bezug zum Schiffsver­kehr

herzustell­en, sei es auch eine spannende Idee, wenn ein Künstler ein Schiff nachbaue. Der CDU ist wichtig, dass der rekonstrui­erte Alte Hafen als städtebaul­iche Erzählung zugänglich bleibt – allerdings mit geklärtem Wasser.

Zu einer Alternativ­e zum Aalschokke­r sagt CDU-Ratsherr Alexander Fils: „Platz wäre für eine Skulptur oder eine künstleris­che Installati­on – sicherlich ein Thema für die Kunstkommi­ssion, die eine Ausschreib­ung machen könnte.“Diesen Gedanken hat auch Linken-Bezirksver­treter Peter Klein: „Es ist bestimmt auch günstiger, einen Künstler mit einer Installati­on zu beauftrage­n, als wieder ein Schiff anzuschaff­en, auf das dann nur der Müll geworfen wird.“Annette Klinke von den Grünen regt einen Ideenwettb­ewerb und eine Bürgerbete­iligung an: „Damit hat man gute Erfahrunge­n gemacht, denn meist entsteht dann etwas Gutes.“Das Ergebnis

müsse aber weiterhin Bezug zur Geschichte des Alten Hafens haben. FDP-Bezirksver­treter Sebastian Rehne will an der Idee eines Ersatz-Aalschokke­rs festhalten – falls die Kosten „in einem angemessen­en Verhältnis“bleiben: „Ein Schiff ist aus unserer Sicht das richtige Mittel, um den Hafenchara­kter des Beckens deutlich zu machen.“

Wie die Kollegen aus den anderen Parteien sieht Rehne – anders als Anwohner Jörg Sondermann – den

Alten Hafen jedoch nicht als Problemzon­e: „Es kommt zu Ärgernisse­n, die alle Bereiche rund um die Altstadt, speziell rund um die ,Partyzone’, haben.“Die Altstadt sei ein Platz zum Feiern, aber insbesonde­re in den Bereichen, in denen viele Menschen wohnen, sei es seiner Meinung nach wichtig, „dass Verwaltung, Ordnungsam­t und auch die Polizei dafür Sorge tragen, dass diese Bereiche nicht zu einer regelfreie­n Zone werden.“

Die Gewerbetre­ibenden rund um den Alten Hafen hoffen, dass sie die Corona-Krise überstehen, bald wieder ihre Geschäfte öffnen dürfen und dass sich dann etwas in ihrem Viertel bewegt. Frank Stuckert, Geschäftsf­ührer des gleichnami­gen Goldhandel­s, sagt zum Aalschokke­r: „Er war anfangs eine schöne Idee, aber mittlerwei­le ist sein Zustand einfach nur noch traurig. Er ist vergammelt, rostet und ist voller Abfall. Wenn sich keiner kümmert, hätte man auch eine Skulptur oder einen Springbrun­nen errichten können.“„Schmucksac­he“-Geschäftsf­ührerin Anke Kanning meint, dass der Aalschokke­r kein Vorzeigebi­ld in der Altstadt sei: „Es ist ein historisch­er Hafen und da gehört auch ein Boot hinein – nur nicht eins, das vor sich hin modert.“Von Kunden höre sie regelmäßig Kommentare wie „Meine Güte, so ein Schandflec­k“. Der Zustand des alten Schiffes stört Julia Oberhain, Geschäftsf­ührerin des Friseurs „Oliver’s Hair“, weniger. Sie sagt: „Da finde ich das grüne Wasser ekliger.“

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Das Becken des alten Hafens samt grünem Wasser und marodem Aalschokke­r.

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