Politiker stellen neuen Aalschokker infrage
Im Alten Hafen modert das marode Schiff in grünem Wasser vor sich hin. Aber wie kann die „Problemzone“aufgewertet werden?
DÜSSELDORF Seit fast zwei Monaten ist bekannt, dass der Aalschokker im Becken des alten Hafens entsorgt und nach Plänen der Verwaltung mit einem neuen historischen Schiff ersetzt werden soll. Aber wann das sein wird, steht weiterhin nicht fest. Zunächst sei die Finanzierung zu klären, bevor mit konkreten Planungen, Recherche nach einem Ersatzschiff und Umsetzungen begonnen werden kann, teilte die Stadt mit. Allerdings könnte der Alte Hafen eine schnelle Aufwertung gebrauchen, denn es geht nicht nur um einen morschen Aalschokker, der in grünem Wasser auf seinen Abtransport wartet: Für Anwohner bleibt das Gebiet im Herzen der Altstadt eine Problemzone.
Jörg Sondermann berichtet von Lärmbelästigungen am Wochenende rund ums Hafenbecken, wenn junge Menschen ihre mobilen Boxen mitbringen, über das Smartphone Musik hören und sich betrinken – wenn nicht gerade die Corona-Pandemie die Feierwütigen zum Zuhausebleiben zwingt. Er erzählt von Drogendealern und davon, dass am Abend den letzten Gang mit dem Hund nicht seine Töchter machen, sondern lieber er selbst. Probleme, die seit Jahren bekannt, aber nicht verschwunden sind. „Im Vergleich zu früher hat sich nichts geändert, es bleibt eine Problemzone. Das Becken wird von den Leuten als Mülleimer und Toilette benutzt“, sagt Sondermann.
Die Politik will das derzeit verdreckte Becken erhalten, stellt aber die Anschaffung eines neuen Aalschokkers infrage. „Im ganzen Altstadttrubel kann der Alte Hafen eine kleine Ruheoase sein. Man könnte wie im Park Jardin du Luxembourg in Paris Modellboote auf dem Wasser fahren lassen“, schlägt Bezirksbürgermeisterin Marina Spillner (SPD) vor. Um den Bezug zum Schiffsverkehr
herzustellen, sei es auch eine spannende Idee, wenn ein Künstler ein Schiff nachbaue. Der CDU ist wichtig, dass der rekonstruierte Alte Hafen als städtebauliche Erzählung zugänglich bleibt – allerdings mit geklärtem Wasser.
Zu einer Alternative zum Aalschokker sagt CDU-Ratsherr Alexander Fils: „Platz wäre für eine Skulptur oder eine künstlerische Installation – sicherlich ein Thema für die Kunstkommission, die eine Ausschreibung machen könnte.“Diesen Gedanken hat auch Linken-Bezirksvertreter Peter Klein: „Es ist bestimmt auch günstiger, einen Künstler mit einer Installation zu beauftragen, als wieder ein Schiff anzuschaffen, auf das dann nur der Müll geworfen wird.“Annette Klinke von den Grünen regt einen Ideenwettbewerb und eine Bürgerbeteiligung an: „Damit hat man gute Erfahrungen gemacht, denn meist entsteht dann etwas Gutes.“Das Ergebnis
müsse aber weiterhin Bezug zur Geschichte des Alten Hafens haben. FDP-Bezirksvertreter Sebastian Rehne will an der Idee eines Ersatz-Aalschokkers festhalten – falls die Kosten „in einem angemessenen Verhältnis“bleiben: „Ein Schiff ist aus unserer Sicht das richtige Mittel, um den Hafencharakter des Beckens deutlich zu machen.“
Wie die Kollegen aus den anderen Parteien sieht Rehne – anders als Anwohner Jörg Sondermann – den
Alten Hafen jedoch nicht als Problemzone: „Es kommt zu Ärgernissen, die alle Bereiche rund um die Altstadt, speziell rund um die ,Partyzone’, haben.“Die Altstadt sei ein Platz zum Feiern, aber insbesondere in den Bereichen, in denen viele Menschen wohnen, sei es seiner Meinung nach wichtig, „dass Verwaltung, Ordnungsamt und auch die Polizei dafür Sorge tragen, dass diese Bereiche nicht zu einer regelfreien Zone werden.“
Die Gewerbetreibenden rund um den Alten Hafen hoffen, dass sie die Corona-Krise überstehen, bald wieder ihre Geschäfte öffnen dürfen und dass sich dann etwas in ihrem Viertel bewegt. Frank Stuckert, Geschäftsführer des gleichnamigen Goldhandels, sagt zum Aalschokker: „Er war anfangs eine schöne Idee, aber mittlerweile ist sein Zustand einfach nur noch traurig. Er ist vergammelt, rostet und ist voller Abfall. Wenn sich keiner kümmert, hätte man auch eine Skulptur oder einen Springbrunnen errichten können.“„Schmucksache“-Geschäftsführerin Anke Kanning meint, dass der Aalschokker kein Vorzeigebild in der Altstadt sei: „Es ist ein historischer Hafen und da gehört auch ein Boot hinein – nur nicht eins, das vor sich hin modert.“Von Kunden höre sie regelmäßig Kommentare wie „Meine Güte, so ein Schandfleck“. Der Zustand des alten Schiffes stört Julia Oberhain, Geschäftsführerin des Friseurs „Oliver’s Hair“, weniger. Sie sagt: „Da finde ich das grüne Wasser ekliger.“