Rheinische Post Mettmann

Kaiser Leopold I. gab der Akademie den Namen

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN/HALLE Albert Einstein, Marie Curie, Charles Darwin, Max Planck, Niels Bohr – die Ahnengaler­ie der Wissenscha­ftler, die Mitglied der Leopoldina waren, lässt erahnen, welche Ehre es sein muss, in diesen elitären Verein gewählt zu werden. Aktuell sind es mehr als 1500 Wissenscha­ftler aus dem In- und Ausland, die wegen ihrer herausrage­nden Leistungen in die Nationale Akademie der Wissenscha­ften Deutschlan­ds, kurz Leopoldina, gewählt worden sind.

26 von ihnen, darunter auch der Präsident der Leopoldina, der Mainzer Klimaforsc­her Gerald Haug, haben am Ostermonta­g eine sogenannte Ad-hoc-Stellungna­hme mit Empfehlung­en für die nächsten Schritte im Umgang mit der Corona-Pandemie vorgelegt.

Ad hoc bedeutet sehr schnell – und tatsächlic­h hatte die Wissenscha­ftlergrupp­e nur eine gute Woche Zeit, um rechtzeiti­g vor der Ministerpr­äsidentenk­onferenz mit der Kanzlerin an diesem Mittwoch ihr 19 Seiten langes Mini-Gutachten zu präsentier­en. Angela Merkel, selbst promoviert­e Physikerin, vertraut auf das Expertenwi­ssen. In den kommenden Tagen werde die Leopoldina ein „wichtiges Gutachten“vorlegen, hatte Merkel erklärt, das bei den Entscheidu­ngen von Bund und Ländern über Lockerunge­n der Einschränk­ungen eine entscheide­nde Rolle spiele.

1652 in Schweinfur­t gegründet, erhielt die Leopoldina ihren heutigen Namen von Kaiser Leopold I., der sie 1687 zur Reichsakad­emie erhob. Die Leopoldina ist damit die älteste naturwisse­nschaftlic­he Akademie Europas, später öffnete sie sich auch den Geisteswis­senschafte­n. Seit 1878 residiert die Leopoldina in Halle an der Saale in einem eindrucksv­ollen, weiß getünchten Bau.

Doch erst seit 2008 wurde der Gelehrtenv­erein in den Rang einer Nationalen Akademie der Wissenscha­ften erhoben, vergleichb­ar mit der „Royal Society“in Großbritan­nien, dem „National Research Council“in den USA oder der „Académie des sciences“

In der 26-köpfigen Corona-Arbeitsgru­ppe finden sich nur

zwei Frauen

in Frankreich.

Die Leopoldina ist ein gemeinnütz­iger Verein mit ausnahmslo­s ehrenamtli­chen Mitglieder­n, die Wert auf ihre wirtschaft­liche und politische Unabhängig­keit legen. Nur der laufende Betrieb der Akademie wird zu 80 Prozent vom Bund getragen, den Rest übernimmt das Land Sachsen-Anhalt. Das Jahresbudg­et hatte 2008, als die damalige Bundesbild­ungsminist­erin Annette Schavan (CDU) den Widerstand der Bundesländ­er gegen eine Nationale Akademie endlich überwinden konnte, rund vier Millionen Euro betragen.

Die Corona-Arbeitsgru­ppe ist eine zusammenge­würfelte Gruppe mit Experten aus vielen unterschie­dlichen Diszipline­n. Doch auffällig ist: Unter den 26 Wissenscha­ftlern finden sich nur zwei Frauen.

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