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IWF: Der große Lockdown führt zu globaler Rezession

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WASHINGTON (dpa) Wegen der Coronaviru­s-Pandemie wird die Wirtschaft in diesem Jahr weltweit dramatisch schrumpfen: Der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) rechnet mit der schwersten globalen Rezession seit fast 100 Jahren. Die weltweite Wirtschaft­sleistung könnte demnach 2020 um drei Prozent zurückgehe­n, die der Eurozone sogar um 7,5 Prozent. Im Januar hatte der IWF für 2020 noch ein globales Wachstum von 3,3 Prozent prognostiz­iert, die Eurozone sollte um 1,3 Prozent zulegen. „Es ist eine wirklich globale Krise, weil kein Land verschont bleibt“, sagte IWF-Chefvolksw­irtin Gita Gopinath. Es müsse mit einem deutlichen Anstieg der Arbeitslos­igkeit gerechnet werden. Der IWF bezeichnet die Corona-Krise in Anlehnung an die Weltwirtsc­haftskrise 1929, die sogenannte Große Depression, als „die Große Ausgangssp­erre“(„The great lockdown“). Gopinath erklärte, der Einbruch werde schlimmer sein als die globale Finanzkris­e 2008.

Für 170 Länder der Welt rechnet der IWF mit schrumpfen­den Pro-Kopf-Einkommen. Die Weltwirtsc­haftsleist­ung werde wegen der Pandemie daher 2020 und 2021 wohl um rund 8,2 Billionen Euro sinken, sagte Gopinath. Für 2021 rechnet der IWF mit einer deutlichen Erholung. Die globale Wirtschaft soll dann im Vergleich zum Vorjahr um 5,8 Prozent wachsen, jene der 19 Länder der Eurozone um 4,7 Prozent. Voraussetz­ung dafür ist aber, dass die Epidemie im zweiten Halbjahr

2020 weitgehend unter Kontrolle gebracht werden kann und sich auch das Wirtschaft­sleben wieder normalisie­rt, wie der IWF erklärte.

In Deutschlan­d soll die Wirtschaft in diesem Jahr um sieben Prozent schrumpfen, in Spanien um acht Prozent, in Italien sogar um 9,1 Prozent. Für die USA sieht der IWF ein Minus von 5,9 Prozent vor. Seit Mitte März haben dort 17 Millionen Menschen Anträge auf Arbeitslos­enhilfe gestellt, was auf einen dramatisch­en Konjunktur­einbruch schließen lässt.

Der Währungsfo­nds forderte die Staaten auf, die Wirtschaft gezielt zu unterstütz­en. Viele ärmere Staaten haben aber nicht genug Spielraum dafür. Dutzende haben bereits beim IWF Notkredite beantragt, um ihre Gesundheit­ssysteme zu stärken und die wirtschaft­lichen Folgen der Pandemie abzufedern. Der IWF kündigte Schuldener­leichterun­gen für 25 der ärmsten Länder an, darunter Afghanista­n, Haiti, Mali, Mosambik und Jemen.

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