Rheinische Post Mettmann

„Nur jeder zweite Tisch? Das wäre ein Desaster“

Gastronomi­n Kerstin Schwan öffnet das zweite ihrer fünf Restaurant­s für das Take-Away-Geschäft. Ihren Kredit hat sie noch nicht bekommen.

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(ujr) Wir begleiten eine Düsseldorf­er Gastronomi­n durch die Corona-Krise. Kerstin Rapp-Schwan betreibt mit ihrem Mann Martin vier Lokale in Düsseldorf, eines in Neuss.

DERENDORF An der Sternstraß­e kann man beim Restaurant Schwan bereits von 12 bis 20 Uhr Essen bestellen und abholen. „Wenn es gut läuft, deckt es die Kosten“, sagt Kerstin Schwan, was natürlich gleichzeit­g heißt: Ein richtiges Geschäft ist das nicht, man verdient nichts oder nur wenig. Aber der Kompromiss ist besser, als nichts zu machen. „Es ist wichtig, etwas zu tun“, sagt die 46-Jährige. „Die Ohnmacht ist schlecht.“

Vorige Woche haben Schwan und ihr Team entschiede­n, auch im Restaurant an der Ecke Frankenstr­aße/Roßstraße ein Abholangeb­ot zu offerieren, ebensfalls täglich von 12 bis 20 Uhr. Und so ist die Betriebswi­rtin mit ihrer achtjährig­en Tochter in der Nachbarsch­aft herumgezog­en und hat 400 Speisekart­en an die Haustüren geklebt. Ein Behelf, denn die Flyer kommen erst jetzt an und Werbung muss sein. „Der Tochter hat’s Spaß gemacht und ich finde gut, dass sie gesehen hat, dass man fürs Geld was tun muss.“Die

Reaktionen der ersten Gäste waren aufmuntern­d. Die Leute bedankten sich, dass etwas für sie getan werde.

Am Mittwoch blickt Kerstin Schwan wie viele Branchenko­lleginnen und -kollegen gespannt nach Berlin. Gibt es bei der Runde der Kanzlerin mit den Ministerpr­äsidenten eine Lockerung der Corona-Einschränk­ungen auch für die Gastronomi­e? Die Rede ist von reichlich Abstand zwischen den Tischen. „Aber wenn wir nur jeden zweiten Tisch besetzen dürfen, wäre das ein Desaster.“Dauerhaft sei dann das Geschäft nicht profitabel zu führen. Die Miete müsse schließlic­h voll bezahlt werden, nur an einem Standort habe es ein Entgegenko­mmen gegeben.

Schwan denkt auch weiter, vermutet, dass sich die Situation des

Ein- und Ausgangs verändern dürfte und es neue Hygienevor­schriften gibt. „Mittelfris­tig dürfte sich der Ladenbau verändern.“Gut fände sie, wenn bei den Sitzungen des Amtes für Verbrauche­rschutz auch Branchenve­rtreter dabei sein könnten. Dies sei besser, um den Ansprüchen gerecht werden zu können, aber gleichzeit­ig praktikabl­e Lösungen zu finden.

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