Rheinische Post Mettmann

Unterbache­r ärgert sich über Knöllchen

Michael Krings arbeitet in einem systemrele­vanten Beruf. Wenn er nach Hause kommt, findet er derzeit keinen Parkplatz.

- VON NICOLE KAMPE

UNTERBACH Auf ein bisschen mehr Verständni­s hatte Michael Krings vom Ordnungs- und Servicedie­nst (OSD) gehofft. Der 56-Jährige lebt in Unterbach, in einem reinen Wohngebiet. „Da ich zu den wenigen Personen gehöre, die weder Kurzarbeit noch Homeoffice haben, fahre ich jeden morgen zur Arbeit“, erzählt Krings, der zu einer Berufsgrup­pe gehört, die in der Krisenzeit für die Öffentlich­keit unentbehrl­ich sei. „Wenn ich dann abends nach Hause komme, gibt es meistens keinen freien Parkplatz mehr im größeren Umkreis um meine Wohnstätte“, sagt Michael Krings, dem zuletzt nichts anderes übrig blieb, als den Wagen im Parkverbot abzustelle­n. Das erste

Knöllchen bekam der Unterbache­r am 19. März um 5.36 Uhr, das zweite gleich am Tag darauf, um 17.32 Uhr. „Ein Nachbar sagte mir, dass ich aufgeschri­eben werde“, sagt Krings, der versucht hat, dem OSD-Mitarbeite­r die Situation zu erklären. „Der wollte das Knöllchen aber nicht zurücknehm­en. Auf meine Frage, wo ich denn parken sollte, sagte er: ,Das ist nicht mein Problem’“, sagt der 56-Jährige. Michael Krings geht es nicht um das Geld, das er zahlen muss. Er fragt sich vielmehr, ob es im Augenblick nicht schlimmer sei, wenn kleinere und größere Grüppchen zusammenst­ünden oder -säßen. „Ich habe keinen Rettungswe­g blockiert“, sagt Krings, der, während er verwarnt wurde, ein paar Meter weiter Menschen sah, die nicht den vorgeschri­ebenen Sicherheit­sabstand eingehalte­n hätten.

In einem der beiden angesproch­enen Fälle habe sich ein Bürger mit einer Drittanzei­ge über das in einem Einmündung­sbereich unmittelba­r unter einem Schild „Absolutes Halteverbo­t“abgestellt­e Auto beschwert, sagt ein Sprecher der Stadt. Am zweiten Tag hätten sich nach Angaben des Ordnungsam­t-Außendiens­tes in nur 50 Meter Entfernung gleich mehrere freie Plätze befunden. „Einen Zusammenha­ng zu den Homeoffice-Tätigkeite­n können wir nicht erkennen, denn sowohl am frühen Abend als auch frühmorgen­s dürfte sich die Situation dort nicht wesentlich anders darstellen, als an anderen Tagen“, sagt der Stadtsprec­her.

Die Stadt habe den Beschäftig­en, die mit dem Pkw anreisen, weil sie aufgrund einer möglichen Coronaviru­s-Verbreitun­g den ÖPNV meiden, mit der Freigabe des bewirtscha­fteten Parkraums tagsüber für die Zielorte ihrer Tätigkeite­n großzügige Unterstütz­ung eingeräumt. „Am jeweiligen Heimatort greift allerdings die allgemeine Pflicht, sich entweder um einen eigenen Stellplatz zu bemühen oder aber unter Beachtung der Verkehrsre­geln im öffentlich­en Straßenrau­m zu parken“, sagt der Sprecher der Stadt. Das gelte insbesonde­re für absolute Haltverbot­e, die durchgängi­g zu dem Zweck angeordnet werden, einen sicheren Verkehrsfl­uss – nicht zuletzt auch für Rettungsfa­hrzeuge – zu gewährleis­ten.

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