Hausmusik in Zeiten von Corona
Romana Lezaic und Torsten Mauss machen Musik im Wohnzimmer. Mehr als ein halbes Dutzend Stücke sind mittlerweile im Netz.
FLINGERN-NORD Während Museen, Theater und Clubs geschlossen sind, entsteht in den heimischen vier Wänden derzeit viel Kreatives. Bei Romana Lezaic und Torsten Mauss zum Beispiel. Die beiden machen in ihrem Flingeraner Wohnzimmer Hausmusik – und lassen ihr Umfeld über Soziale Medien daran teilhaben.
Wie viele andere sind auch die beiden Werber übergangsweise ins Homeoffice umgezogen. Die berufliche Situation sei nicht ganz einfach, erklärt Torsten Mauss: „Die Branche ist geschockt, viele Messen und Events wurden abgesagt. Die Kunden müssen ihre Projekte umdenken, das bringt vieles durcheinander.“Bei Lezaic sieht es ähnlich aus. Sie betreut überwiegend Kunden aus der Reisebranche, Abwarten ist angesagt. „Ich bin aber auch mit dem Homeschooling vollauf beschäftigt“, sagt die 44-Jährige. Sohn Eliot geht in die dritte Klasse. Täglich steht für ihn und seine Mutter nun Mathe, Deutsch, Sachkunde oder Englisch auf dem Stundenplan. Dass die Corona-Krise schnell vorbei geht, glauben Lezaic und Mauss nicht. „Wir rechnen mit einer langen Zeit, in der alles etwas anders sein wird“, sagt Mauss. Das bedeute natürlich Einschränkungen. Aber eben auch mehr Zuhause, mehr Miteinander, mehr Füreinander.
Gemeinsam gesungen hat das Paar schon immer gerne. Nun, da die persönlichen Kontakte wegen Corona auf Eis gelegt sind, entstand die Idee, Freunde und Bekannte an ihrer Hausmusik teilhaben zu lassen. Seit dem 22. März laden sie regelmäßig Videos von ihren Ein-Song-Wohnzimmerkonzerten in den Sozialen Medien hoch. „The Coronacle Hausmusik Files“heißt das Projekt, das bisher durchweg positives Feedback erfährt. „Musik war schon immer etwas, womit ich mich gerne mehr beschäftigt hätte“, erzählt Lezaic. Im
Gegensatz zu ihrem Partner, der als TG Mauss die hiesige Musikszene bereichert, verfügt sie über keinerlei Banderfahrung. Schlagzeugunterricht hat sie mal genommen. „Damals hätte ich mich gerne in einer Band ausprobiert, aber leider konnte ich niemanden dafür begeistern. Alle zu beschäftigt.“Momentan
ist das anders. Zeit ist bei vielen plötzlich im Überfluss vorhanden. Lezaic und Mauss haben beschlossen, sie sinnvoll zu nutzen, die Krise zur Chance umzuwidmen.
Mehr als ein halbes Dutzend Stücke von ihnen sind mittlerweile im Netz gelandet, darunter Europes „The Final Countdown”, „Crucified”
von Army of Lovers oder „Touch Me I’m Sick” von der Seattle-Legende Mudhoney. Als einer der letzten Songs kam auf expliziten Wunsch von Eliot „We Will Rock You” von Queen dazu. Eigens dafür wuchs das Duo einmalig zum Trio: Der Neunjährige spielte bei dem Lied Schlagzeug.
Mit den Originalen hat das, was bei Lezaic und Mauss im Wohnzimmer entsteht, wenig bis gar nichts zu tun. Sie drücken jedem Song ihren Stempel auf. Bei der Adaption von Europe ist das besonders gut gelungen. Die im Original leicht prollige Hardrocknummer wird bei den Hausmusikern zum perfekten Soundtrack für den Barabend, nicht zuletzt dank Lezaics laszivem Gesang. Anzuschauen und anzuhören sind die musikalischen Corona-Chroniken mittlerweile auch im eigenen YouTube-Kanal. „Cat & Mauss“nennt sich das Duo dort.
Können sich die beiden vorstellen, ihr musikalisches Schaffen irgendwann auch außerhalb des heimischen Wohnzimmers zum Besten zu geben? Die Idee sei durchaus schön, findet Lezaic. Aber natürlich mache es einen Riesen-Unterschied, ob man im Privaten musiziere oder vor echtem Publikum. Ausschließen möchte sie trotzdem nichts: „Mal sehen, wo uns das Ganze hinführt.”