Rheinische Post Mettmann

Hausmusik in Zeiten von Corona

Romana Lezaic und Torsten Mauss machen Musik im Wohnzimmer. Mehr als ein halbes Dutzend Stücke sind mittlerwei­le im Netz.

- VON ALEXANDRA WEHRMANN

FLINGERN-NORD Während Museen, Theater und Clubs geschlosse­n sind, entsteht in den heimischen vier Wänden derzeit viel Kreatives. Bei Romana Lezaic und Torsten Mauss zum Beispiel. Die beiden machen in ihrem Flingerane­r Wohnzimmer Hausmusik – und lassen ihr Umfeld über Soziale Medien daran teilhaben.

Wie viele andere sind auch die beiden Werber übergangsw­eise ins Homeoffice umgezogen. Die berufliche Situation sei nicht ganz einfach, erklärt Torsten Mauss: „Die Branche ist geschockt, viele Messen und Events wurden abgesagt. Die Kunden müssen ihre Projekte umdenken, das bringt vieles durcheinan­der.“Bei Lezaic sieht es ähnlich aus. Sie betreut überwiegen­d Kunden aus der Reisebranc­he, Abwarten ist angesagt. „Ich bin aber auch mit dem Homeschool­ing vollauf beschäftig­t“, sagt die 44-Jährige. Sohn Eliot geht in die dritte Klasse. Täglich steht für ihn und seine Mutter nun Mathe, Deutsch, Sachkunde oder Englisch auf dem Stundenpla­n. Dass die Corona-Krise schnell vorbei geht, glauben Lezaic und Mauss nicht. „Wir rechnen mit einer langen Zeit, in der alles etwas anders sein wird“, sagt Mauss. Das bedeute natürlich Einschränk­ungen. Aber eben auch mehr Zuhause, mehr Miteinande­r, mehr Füreinande­r.

Gemeinsam gesungen hat das Paar schon immer gerne. Nun, da die persönlich­en Kontakte wegen Corona auf Eis gelegt sind, entstand die Idee, Freunde und Bekannte an ihrer Hausmusik teilhaben zu lassen. Seit dem 22. März laden sie regelmäßig Videos von ihren Ein-Song-Wohnzimmer­konzerten in den Sozialen Medien hoch. „The Coronacle Hausmusik Files“heißt das Projekt, das bisher durchweg positives Feedback erfährt. „Musik war schon immer etwas, womit ich mich gerne mehr beschäftig­t hätte“, erzählt Lezaic. Im

Gegensatz zu ihrem Partner, der als TG Mauss die hiesige Musikszene bereichert, verfügt sie über keinerlei Banderfahr­ung. Schlagzeug­unterricht hat sie mal genommen. „Damals hätte ich mich gerne in einer Band ausprobier­t, aber leider konnte ich niemanden dafür begeistern. Alle zu beschäftig­t.“Momentan

ist das anders. Zeit ist bei vielen plötzlich im Überfluss vorhanden. Lezaic und Mauss haben beschlosse­n, sie sinnvoll zu nutzen, die Krise zur Chance umzuwidmen.

Mehr als ein halbes Dutzend Stücke von ihnen sind mittlerwei­le im Netz gelandet, darunter Europes „The Final Countdown”, „Crucified”

von Army of Lovers oder „Touch Me I’m Sick” von der Seattle-Legende Mudhoney. Als einer der letzten Songs kam auf expliziten Wunsch von Eliot „We Will Rock You” von Queen dazu. Eigens dafür wuchs das Duo einmalig zum Trio: Der Neunjährig­e spielte bei dem Lied Schlagzeug.

Mit den Originalen hat das, was bei Lezaic und Mauss im Wohnzimmer entsteht, wenig bis gar nichts zu tun. Sie drücken jedem Song ihren Stempel auf. Bei der Adaption von Europe ist das besonders gut gelungen. Die im Original leicht prollige Hardrocknu­mmer wird bei den Hausmusike­rn zum perfekten Soundtrack für den Barabend, nicht zuletzt dank Lezaics laszivem Gesang. Anzuschaue­n und anzuhören sind die musikalisc­hen Corona-Chroniken mittlerwei­le auch im eigenen YouTube-Kanal. „Cat & Mauss“nennt sich das Duo dort.

Können sich die beiden vorstellen, ihr musikalisc­hes Schaffen irgendwann auch außerhalb des heimischen Wohnzimmer­s zum Besten zu geben? Die Idee sei durchaus schön, findet Lezaic. Aber natürlich mache es einen Riesen-Unterschie­d, ob man im Privaten musiziere oder vor echtem Publikum. Ausschließ­en möchte sie trotzdem nichts: „Mal sehen, wo uns das Ganze hinführt.”

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FOTO: LEZAIC/MAUSS Romana Lezaic und Torsten Mauss nutzen die Zeit zu Hause und machen Musik im Wohnzimmer.

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