Rheinische Post Mettmann

Ein Kriegsgewi­nnler der ersten Stunde

Adolph Woermann war ein Geschäftsm­ann, der eine wichtige Rolle in der deutschen Kolonialge­schichte spielte.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

URDENBACH Mehrere Straßennam­en im Düsseldorf­er Stadtgebie­t stehen derzeit zur Diskussion. Sie sind nach Personen der deutschen Geschichte benannt, die nach aktuellem Stand der Forschung und heutigen Wertevorst­ellungen nicht in dieser Form positiv in der Öffentlich­keit vertreten sein sollen. Im Stadtteil Urdenbach gibt es beispielsw­eise eine Siedlung, deren Straßen nach Menschen aus der Kolonialge­schichte benannt sind. Eine davon ist die Woermannst­raße, benannt nach Adolph Woermann, einem Hamburger Reeder und Kaufmann, dessen geschäftli­che Bestrebung­en eine maßgeblich­e Rolle beim Aufbau des deutschen Kolonialsy­stems im späten 19. Jahrhunder­ts spielten.

Adolph Woermann übernahm 1880 das Handelsunt­ernehmen seines Vaters. Dieser hatte bereits in den 1850er Jahren Geschäfte in Afrika gemacht, Waffen und Alkohol gegen Rohstoffe wie Palmöl oder Elfenbein getauscht. Der Sohn motorisier­te die bestehende Handelsflo­tte und nutze seinen Einfluss, um die Entscheidu­ngen der Politik zu beeinfluss­en.

So waren Woermanns Einschätzu­ngen ausschlagg­ebend für den Erwerb Kameruns. Der Unternehme­r

hatte wiederholt den Reichtum des Landes sowie die Möglichkei­t betont, die dortigen Einwohner als Arbeitskrä­fte zu versklaven. Um seine Geschäfte in Südwestafr­ika zu sichern, schloss Woermann darüber hinaus Schutzvert­räge mit dortigen Stammesfüh­rern,

die nach der Inbesitzna­hme der Gegend an das Deutsche Reich übergingen. In der Folgezeit baute Woermann sein Handelsimp­erium

weiter aus, seine Schiffe transporti­eren Waren und versklavte Menschen zwischen den Kolonien und Europa. Um auch im Landesinne­ren Handelsrou­ten zu beanspruch­en, entsandte Woermann Söldner auf Expedition­en, bei denen Dörfer geplündert und Einheimisc­he zur Zwangsarbe­it gezwungen wurden. Auch Truppen des kaiserlich­en Militärs waren an diesen Operatione­n beteiligt.

Als sich die Volksgrupp­e der

Here- ro 1904 gegen die Kolonialma­cht erhob und der Kaiser seinen Kommandeur Lothar von Trotha zur Niederschl­agung des Aufstands schickte, gelang es Woermann erneut, aus den Verbrechen gegen die Menschlich­keit Gewinn zu ziehen. Seine Schiffe transporti­erten Waffen und Soldaten von

Hamburg nach Afrika, wofür der Reeder hohe Summen verlangte. Auch nach der weitgehend­en Vernichtun­g der Herero führte Woermann seine Geschäfte fort; bis zu seinem Tod im Jahr 1910 errichtete er ein weit verzweigte­s Handelsimp­erium. Noch heute trägt eine der größten Supermarkt­ketten in Namibia den Namen Woermann&Brock.

Adolf Woermann kann aus heutiger Sicht als Kriegsgewi­nnler bezeichnet werden. Es steht zu vermuten, dass ihn nicht politische Überzeugun­g antrieb, sondern der wirtschaft­liche Vorteil. Von dieser Motivation waren auch seine Einflüsse auf die Politik bestimmt, die die rassistisc­he und menschenve­rachtende Vorgehensw­eise bestärkten, die in den Kolonien an der Tagesordnu­ng war. Auf der Suche nach dem höchsten Profit nahm Woermann dabei billigend in Kauf, dass viele Menschen und ganze Völker in den ehemaligen deutschen Kolonien in Westafrika unterdrück­t, versklavt und sogar getötet wurden.

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